28.09.2022 09:34 Uhr

Das sind die größten Brandherde im DFB-Team

Viele Probleme in der Nationalmannschaft vor der Fußball-WM 2022 in Katar
Viele Probleme in der Nationalmannschaft vor der Fußball-WM 2022 in Katar

Wenige Wochen bleiben der deutschen Nationalmannschaft noch, um in Form für die Fußball-WM 2022 in Katar zu kommen. Nach den schwachen Auftritten in der Nations League gibt es mehrere Problemzonen für Bundestrainer Hansi Flick, der sich auf sein Gerüst aus Spielern von FC Bayern und BVB derzeit nicht verlassen kann.

Weder vorne noch hinten stimmte es beim DFB-Team, das in der aktuellen Form kein Titelfavorit mehr ist. Wo muss Flick ansetzen, welche Brandherde drängen sich auf? Ein Überblick:

1. Viele Stars des FC Bayern außer Form

Wie so oft in der Vergangenheit soll auch bei der Endrunde in Katar ein größerer Block aus Profis des deutschen Rekordmeisters FC Bayern das Grundgerüst der Nationalmannschaft stellen.

Gleich sieben Münchner sind für die WM fest eingeplant: Kapitän Manuel Neuer, die beiden Mittelfeld-Antreiber Joshua Kimmich und Leon Goretzka sowie die vier Offensiv-Wirbler Jamal Musiala, Thomas Müller, Serge Gnabry und Leroy Sané.

Problem: Nahezu alle FCB-Stars hatten zuletzt mit Problemchen zu kämpfen, manche körperlich (Neuer, Goretzka), andere sportlich (Kimmich, Müller, Gnabry).

Flick sind dabei die Hände gebunden, schließlich kann er nur warten und hoffen, dass die Spieler im Verein wieder in die Spur finden.

Beim FC Bayern lief in den vergangenen Wochen gleichwohl wenig nach Plan, die Stimmung beim Branchenführer ist nach vier sieglosen Bundesliga-Partien in Serie äußerst angespannt.

Sollte sich das Team nicht bald fangen, wäre Flick gut beraten, sich für den einen oder anderen Bayern-Akteur einen Plan B zurecht zu legen.

2. BVB-Riegel enttäuscht

Wie konfus die deutsche Nationalmannschaft vor allem im zweiten Durchgang gegen England verteidigte, war ebenso überraschend wie alarmierend.

Die Abstimmung in der Viererkette, deren Herzstück die beiden BVB-Profis Niklas Süle und Nico Schlotterbeck bildeten, passte überhaupt nicht, regelmäßig wurde die Defensivreihe überrannt. Entsprechend düster fielen die sport.de-Noten aus.


Mehr dazu: Noten und Einzelkritik zur DFB-Leistung gegen England


Auch die Absicherung vor der Abwehr funktionierte nicht, weshalb Bundestrainer Flick mutmaßlich noch einmal in sich gehen und die Zusammensetzung seiner Startelf hinterfragen dürfte.

Zum Thema könnte dann wieder Mats Hummels werden. So auffällig die Tempodefizite des Weltmeisters von 2014 mittlerweile sind, so groß sind seine Erfahrung und Führungsstärke.

3. Zahlreiche personelle Fragezeichen

Gleich sechs Profis, die - sofern fit - sicher oder zumindest sehr wahrscheinlich zum WM-Kader gehören würden, fehlten in der Nations League.

Während bei den erkrankten Manuel Neuer, Leon Goretzka und Julian Brandt immerhin keine längeren Pausen droht, läuft es bei Marco Reus (Außenbandanriss im Sprunggelenk), Florian Wirtz (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) und Florian Neuhaus (Teilruptur am Kreuzband) auf einen Wettlauf mit der Zeit hinaus.

Keine angenehme Situation für Hansi Flick, der wohl erst sehr kurzfristig über mögliche Nominierungen entscheiden kann und daher zweigleisig planen muss.

4. Kaum Durchschlagskraft im Angriff

Beim 0:1 gegen Ungarn erinnerte das biedere Ballgeschiebe der DFB-Auswahl gegen einen defensiv eingestellten und auf Konter lauernden Kontrahenten an düsterste Momente der späten Löw-Ära.

Und auch im Duell mit England tat sich die deutsche Mannschaft lange Zeit schwer, Tiefe in die eigenen Angriffsversuche zu bringen, von Präsenz im gegnerischen Sechzehner ganz zu schweigen. Daran änderte auch Kai Havertz' Doppelpack nichts.

Nun kann Hansi Flick den verzweifelt gesuchten wuchtigen Mittelstürmer, der am besten kopfball- und spielstark zugleich ist und den wuseligen Außenstürmern Räume verschafft, natürlich nicht aus dem Hut zaubern.

Dennoch muss des Bundestrainer Lösungsansätze finden, um auch tiefstehende Gegner knacken zu können. Bei der WM dürfte Costa Rica mit Sicherheit, möglicherweise aber auch Japan einen ähnlichen Ansatz wie Ungarn wählen.

Nach den jüngsten Eindrücken wächst die Angst, dass es gegen solch individuell unterlegene, aber mannschaftlich geschlossene und disziplinierte Teams zum neuerlichen Fiasko kommen könnte, denn: Genau diese Art Gegner wurde Deutschland bei der letzten WM, als es gegen Mexiko und Südkorea bittere Pleiten setzte, zum Verhängnis.

Heiko Lütkehus