"Kein Top-Niveau": Verbale Ohrfeige für Bayern-Verteidiger

Durch einen überzeugenden 7:0-Kantersieg gegen den VfL Bochum hat sich der FC Bayern erstmals in dieser Saison die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga gesichert. Der frühere Münchner Jürgen Kohler sieht beim Rekordmeister dennoch weiterhin viel Luft nach oben - vor allem in der Defensive.
"Die Bayern bekommen nach wie vor zu viele Gegentore: Und zwar zu einfache, häufig durch individuelle Fehler", monierte der 57-Jährige im "kicker".
Tatsächlich hatten die Schützlinge von Trainer Thomas Tuchel zuletzt in der Champions League gegen Manchester United (4:3) und in der Liga gegen Bayer Leverkusen (2:2) große Lücken offenbart.
"Die Fehler wiederholen sich. Oft sind die Abstände zu groß. Im Strafraum geht es um Beweglichkeit, schnelle Füße und schnelles Handeln im Kopf. Daran mangelt es, ebenso bei der Positionierung zu Ball und Gegner und der Antizipation", merkte Kohler kritisch an.
Zwar seien die drei Innenverteidiger Matthijs de Ligt, Dayot Upamecano und Min-jae Kim "alles Spieler mit Qualität", aber: "Wenn die Luft auf Top-Niveau dünn wird, bekommen sie Probleme. Bayern hat in der Innenverteidigung ein gutes, aber kein Top-Niveau."
FC Bayern: Kohler erkennt "gewisse Stagnation" bei Davies
Auch auf den defensiven Außenbahnen sieht Kohler, der als einer der besten deutschen Abwehrspieler aller Zeiten gilt, durchaus Verbesserungsbedarf.
"Bei Davies sehe ich nach seinem überragenden ersten Jahr eine gewisse Stagnation, die bei jungen Spielern aber normal ist", sagte der Weltmeister von 1990 über den kanadischen Linksverteidiger und ergänzte: "Seine große Qualität ist die unglaubliche Schnelligkeit, er kann nach 40,50 Metern nochmals beschleunigen, das können nicht viele."
Ähnlich durchwachsen beurteilt Kohler die rechte Seite: "Laimer macht seine Sache gut, es ist aber nicht seine Lieblingsposition. Mazraoui sehe ich nicht so gut, bei ihm kommen die Gegner zu oft zu schnell in den Rücken."
Sein Fazit: "Die Lust auf Defensivarbeit muss geweckt werden, schon im Training. Ein intensives Trainingsspiel muss auch mal 0:0 ausgehen. Verteidigen heißt auch kämpfen."