12.10.2023 08:07 Uhr

Der BVB kann seine Kader-Baustellen (noch) nicht beheben

Marcel Sabitzer und Felix Nmecha konnten bisher nicht beim BVB überzeugen
Marcel Sabitzer und Felix Nmecha konnten bisher nicht beim BVB überzeugen

Der Wechsel von Jude Bellingham zu Real Madrid brachte dem BVB zwar über 100 Millionen Euro ein, hinterließ aber eine Lücke, die nur schwer zu schließen ist. Daran konnten auch Borussia Dortmunds Neuzugänge bisher nichts ändern. Wie schlagen sich die Sommer-Transfers des BVB? Hier kommt der sport.de-Check!

Auf den ersten Blick macht sich der BVB in dieser Saison bisher ganz ordentlich. In der Fußball-Bundesliga steht Borussia Dortmund nach sieben Spieltagen bei 17 Punkten. Damit ist die Elf von Trainer Edin Terzic gleichauf mit Rekordmeister FC Bayern. Nur Spitzenreiter Bayer Leverkusen (19 Punkte) und der VfB Stuttgart (18) stehen besser da.

Die Stimmung beim Vizemeister ist trotzdem wechselhaft. Nach dem mutlosen 0:2 bei Paris Saint-Germain und dem 0:0 gegen den AC Mailand vor einer Woche stehen die Westfalen in der Champions-League-Gruppe D schon unter Druck. Und: Spielerisch überzeugen konnte Dortmund auch in der Liga nur selten.

BVB: Zweifel an der Zusammenstellung des Kaders bleiben

Nach den bisher einzigen Punktverlusten - einem 1:1 beim VfL Bochum und einem 2:2 gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim - gab es gar schon erste Diskussionen um Coach Terzic. Beim SC Freiburg und gegen Union Berlin gewann der BVB nach 1:2-Pausenrückständen zwar noch 4:2, doch die Zweifel an der Zusammenstellung des Kaders bleiben.

Diese Erkenntnis wirft zwangsläufig eine Frage auf: Konnten die BVB-Sommerzugänge das Terzic-Team nicht wie erhofft verstärken? Mit Ramy Bensebaini, Niclas Füllkrug, Felix Nmecha und Marcel Sabitzer holte Borussia Dortmund immerhin vier A-Nationalspieler, die die Bundesliga bestens kennen.

Wie schlagen sich die Neuen bisher? sport.de macht den Check:

  • Ramy Bensebaini: Der 28 Jahre alte Linksverteidiger kam ablösefrei von Borussia Mönchengladbach. Bei den Fohlen war der Algerier gesetzt. Eine Rolle, die Bensebaini nach dem ablösefreien Weggang von Raphael Guerreiro zum FC Bayern auch beim BVB winkt. Bis auf einen Joker-Einsatz gegen PSG durfte der Linksfuß stets von Beginn an ran. Seine Leistungen sind okay - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Weder als Torschütze noch als Vorlagengeber konnte er bisher an seine Gladbacher Zeit anknüpfen. Von den Scorerpunkten, die Vorgänger Guerreiro in der Rückserie sammelte, mal ganz zu schweigen. Negativ: Das Ballwegschlagen hat bei ihm überhandgenommen. Beim 3:1-Sieg bei der TSG Hoffenheim am sechsten Spieltag flog er dafür vom Platz. In Sachen Fitness dürfte er mittelfristig aber ein Upgrade für den BVB im Vergleich zum verletzungsanfälligen Guerreiro darstellen.
  • Niclas Füllkrug: Der 30-Jährige kam von Werder Bremen und sollte nach dem gescheiterten Experiment mit Anthony Modeste in der vergangenen Saison die Lücke des Stürmers hinter Sébastien Haller schließen. Mit zwei Toren gegen Hoffenheim und Union Berlin durchbrach "Fülle" die Flaute der BVB-Angreifer, die in den ersten Spielen torlos geblieben waren. Das größte Problem bei Füllkrug ist der Blick nach hinten. Haller ist seit dem dramatischen Saisonfinale gegen Mainz 05 nicht mehr wiederzuerkennen und schwächelt. Seine alte Form kann sich Haller wohl über Spielminuten zurückholen. Nur: Die wird er nicht bekommen, solange Füllkrug liefert. Auch die Aussichten von Youngster Youssoufa Moukoko auf regelmäßige Einsätze sind stark gesunken. Klar ist: Der Füllkrug-Transfer hat bislang gefruchtet.
  • Felix Nmecha: Der 23-Jährige nimmt noch längst nicht die Rolle ein, die er beim VfL Wolfsburg inne hatte. Vor allem zu Saisonbeginn fiel der 30-Millionen-Euro-Mann oft deutlich ab. Zu unterschätzen ist sein Einfluss aber nicht. Beim 4:2-Sieg gegen Union Berlin am vergangenen Samstag lief Nmecha viele Bälle fleißig ab, BVB-Coach Terzic ließ ihn auch deshalb über die volle Distanz ran. Fazit: Nmecha steigert sich allmählich. Die Lücke, die Box-to-Box-Spieler Jude Bellingham mit seinem Wechsel zu Real Madrid hinterließ, wird er beim BVB aber nicht schließen können.
  • Marcel Sabitzer: Auch der österreichische Nationalspieler, der für immerhin 19 Millionen Euro vom FC Bayern kam, wird nicht als Bellingham-Ersatz in die Annalen eingehen. Das war schon im Vorfeld seiner Verpflichtung klar. Seit Mitte September fehlt er aufgrund von Adduktorenbeschwerden. Vorher kam er auf sechs Pflichtspiele. Einen bleibenden Eindruck konnte der 29-Jährige dabei nicht hinterlassen. Ob Sabitzer und Nmecha den Bellingham-Abgang mittelfristig im Verbund vergessen machen können, ist deshalb auch nicht wirklich absehbar. Mangels fehlender Eingespieltheit geht die Tendenz hier klar zum Nein.

Claudio Palmieri