18.12.2023 15:55 Uhr

Ex-Profi blickt auf BVB-Krise zurück

Christian Wörns kickte neun Jahre für den BVB
Christian Wörns kickte neun Jahre für den BVB

Vor 20 Jahren durchlitt Borussia Dortmund mit der Fast-Pleite die schlimmste Krise seiner Vereinsgeschichte. Der langjährige BVB-Profi Christian Wörns erinnert sich mit Schrecken an die damalige Situation.

"Ich wusste: Wenn wir die Champions League verpassen, fehlt ein Batzen Geld. Fehlendes Geld bedeutet, dass der eine oder andere verkauft werden muss, und dann sinkt unweigerlich die Qualität. Aber dass es so schlimm wird, konnte man nicht ahnen", sagte der 51-Jährige dem "kicker".

"Zähneknirschend" habe die Mannschaft angesichts der Krise auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichtet, bekannte Wörns. "Wenn man einen Vertrag abschließt, verlässt man sich darauf. Niemand verzichtet gern auf Geld. Ob man sich darauf einlässt, hängt dann davon ab, wie sehr man sich mit seinem Arbeitgeber identifiziert. Gerd Niebaum, Michael Meier und Michael Zorc legten uns überzeugend dar, dass der Schritt nötig war."

Insgesamt sei die prekäre Situation des BVB "auf eine gewisse Weise unwirklich, nicht so richtig greifbar" gewesen, schilderte Wörns. "Du musst als Fußballer ein Verdrängungskünstler sein – und darauf fokussiert sein, was du selbst beeinflussen kannst. Das ist Fußball spielen. Außerdem willst du es auch nicht wahrhaben, wie schlecht es dem Verein geht. Ich dachte: Irgendwo und irgendwie werden die Bosse schon Geld auftreiben."

BVB-Comeback ein "Sechser im Lotto"

Er selbst blieb der Borussia noch bis 2008 treu, obwohl die finanzielle Lage keine großen Sprünge mehr zuließ. "Ich war im Herbst meiner Karriere. Mir war klar, dass ich nicht mehr zu Real Madrid oder zum FC Barcelona wechseln konnte. Also sagte ich mir: Ziehen wir das durch und probieren wir, das Beste aus der Situation zu machen!", sagte Wörns. "Dortmund besitzt als Verein mit dem Stadion und diesen Fans eine unglaubliche Kraft. Wenn es mal schlecht läuft, rücken alle zusammen und versuchen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Davon wollte ich ein Teil sein."

Das schnelle Comeback des BVB auf der großen Fußball-Bühne mit der Meisterschaft 2011 sowie dem historischen Double 2012 sei dann ein "Sechser im Lotto gewesen", so Wörns. "Man konnte sicher nicht damit rechnen, dass sich die Borussia so schnell zurückmeldet. Dafür brauchst du ein gutes Händchen bei Transfers und einen überragenden Trainer. 2008 Jürgen Klopp zu verpflichten war der Königstransfer. Er hat es super gemacht."