"Der FC Bayern wird nicht mehr zu stoppen sein"

Der BVB präsentiert sich auswärts wie ein Abstiegskandidat, am FC Bayern scheint 2024/25 aber auch gar kein Weg vorbeizuführen und ein Überflieger von Eintracht Frankfurt kennt offenbar keine Grenzen. Nach zehn Spieltagen der laufenden Bundesliga-Saison drängen sich einige Thesen auf, denen die sport.de-Redaktion einmal mit ihrem ganz persönlichen Senf Würze verliehen hat.
These 1: Der BVB verpasst die Champions-League-Ränge
Marc Affeldt: Hartnäckiges Verletzungspech hin, Überbelastung her: Wenn sich der BVB in der Fremde (1 Punkt aus 5 Partien) nicht langsam mal gewaltig am Riemen reißt, ist ein Verpassen der Qualifikation für die Champions League wohl kaum zu verhindern.
Statt Duellen gegen Paris Saint-Germain, Real Madrid oder den FC Barcelona, die in den vergangenen Jahren nicht selten wie eine Frischzellenkur vom Ligaalltag der Borussen wirkten, dürften dann eher Ochsentouren nach Aserbaidschan, Armenien oder Kasachstan auf dem Programm stehen.
Gerrit Kleiböhmer: Keine steile These, zumal beim BVB der Trend nach Platz fünf im Vorjahr in der heimischen Bundesliga einfach nicht nach oben gehen will. Dortmund ist und bleibt zu unbeständig, um die Bayern-Herausforderer aus Leipzig, Frankfurt und Leverkusen zu verdrängen. Gelingen den Schwarz-Gelben in der Liga mal zwei Siege nacheinander, können wir gerne wieder über die Königsklasse im nächsten Jahr sprechen.
Jannik Kube: Die gute Nachricht aus Dortmunder Sicht: Platz vier ist gerade einmal einen Punkt entfernt. Fängt sich der BVB zeitnah, wird wohl auch in dieser Saison die Champions-League-Qualifikation herausspringen. Schließlich sind auch andere Königsklassen-Kandidaten wie Bayer Leverkusen oder der VfB Stuttgart nicht frei von Sorgen. Mit der Meisterschaft wird die Borussia dagegen nichts am Hut haben.
Heiko Lütkehus: Ohne auf Nuri Sahin einprügeln zu wollen: Solange der BVB keinen besseren, schwungvolleren Fußball spielt, wird es nicht für die ersten fünf Plätze reichen. Hoffnung macht bislang nur, dass kein anderer CL-Kandidat, außer den Bayern, konstant abliefert. Aber sich einzig und allein auf die Schwächen anderer zu verlassen, geht selten gut.
Jannis Bartling: Borussia Dortmund muss sich im Winter komplett hinterfragen. Ist Nuri Sahin der richtige Trainer? Ist der Kader wirklich gut genug für unsere Ansprüche? Entscheidet man sich im Ruhrpott allerdings für ein "Weiter so", wird die Hymne der Königsklasse erstmals seit vielen Jahren nicht im Westfalenstadion ertönen.
These 2: Der FC Bayern kann bereits die Meisterfeier planen
Gerrit Kleiböhmer: Achtung, nicht so vorschnell. Dass 26 Punkte nach zehn Spieltagen nicht gleichbedeutend mit dem Meistertitel, ja noch nicht mal mit der Herbstmeisterschaft, sind, hat doch die letzte Saison eindrucksvoll gezeigt. Die Ausbeute hatte Bayern nämlich schon unter Tuchel in 2023/24, ehe man in der Rückrunde einbrach. Was nun freilich diesmal für die Bayern spricht, ist das Schwächeln der Konkurrenz. Bayer müsste langsam in den Meister-Modus zurückfinden.
Jannis Bartling: Der FC Bayern wird nicht mehr zu stoppen sein. Die letzten Zweifel daran, die aufgrund der teils extrem wackligen Defensive bestanden, wurden in den letzten Wochen bemerkenswert souverän vom Tisch gewischt. Die Inkonstanz der Konkurrenten lässt sogar eine ungeschlagene Spielzeit wie im vergangenen Jahr von Bayer Leverkusen möglich erscheinen.
Jannik Kube: Noch dürfen die Sektkorken an der Säbener Straße nicht knallen. Lässt Bayer Leverkusen wie gegen Holstein Kiel oder den VfL Bochum weiter überraschend Punkte liegen, dürften in München aber zumindest schon bald die entsprechenden Schaumweinflaschen heruntergekühlt werden. Meine Prognose: RB Leipzig und Eintracht Frankfurt werden über 34 Spieltage nämlich nicht am FC Bayern dranbleiben.
Marc Affeldt: Fünf Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten RB Leipzig, Bayer Leverkusen schon um neun Zähler, den BVB um zehn distanziert. An der Säbener Straße dürfte der Sekt längst kaltgestellt sein. Zumal der bisherige Saisonverlauf untermauert hat, dass die Konkurrenz nicht einmal zur Stelle ist, wenn der deutsche Rekordmeister wackelt.
Heiko Lütkehus: Auch unter Vincent Kompany ist der FC Bayern nicht unbesiegbar, wie man in der Champions League sehen konnte. Den übrigen Top-Teams der Bundesliga fehlt in diesem Jahr aber der Mut für einen offenen Schlagabtausch. Vier, fünf Spieltage vor Schluss wird der FCB als Meister feststehen - vielleicht sogar mit neuem Torrekord.
These 3: Omar Marmoush wird der Spieler der Saison
Heiko Lütkehus: Ohne Verletzungen dürfte Marmoush am Saisonende 40 oder mehr Scorerpunkte auf dem Konto haben - und das in einer Mannschaft, die individuell ansonsten nicht so stark besetzt ist wie der FC Bayern. Die Auszeichnung wäre - Stand jetzt - hochverdient.
Jannis Bartling: Behält Omar Marmoush seine atemberaubende Torquote bei, wird kein Weg an ihm vorbeiführen. Die Konkurrenz in diesem Jahr ist vergleichsweise gering. Allein Jamal Musiala konnte bislang mit den sensationellen Auftritten der SGE-Lebensversicherung mithalten. Es zeichnet sich ein spannender Zweikampf ab.
Gerrit Kleiböhmer: Ja, Omar Marmoush hat definitiv das Zeug zum Spieler der Saison. Zum Start in die neue Spielzeit hatte mich aber ein anderer beeindruckt: Sommer-Neuzugang Michael Olise vom FC Bayern. In Windeseile schien der die Liga zu erobern! Zeigt der Youngster, dass er sich gegen die so namhafte Bayern-Konkurrenz durchsetzen kann, ist sicher auch er ein Kandidat.
Jannik Kube: Omar Marmoush hat auf jeden Fall die Qualität, um Spieler der Saison zu werden. Damit das gelingt, muss Eintracht Frankfurt seinen Lauf aber lange genug aufrechterhalten. Gelingt dies nicht, dürften Harry Kane und Jamal Musiala vom FC Bayern parat stehen.
Marc Affeldt: Omar Marmoush ist ein Phänomen! Die Leistungssprünge, die der 25-jährige Ägypter Jahr für Jahr hinlegt, hätten wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten vorausgesagt - geschweige denn, dass es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Bayerns Superstar Harry Kane um die Torjägerkanone reicht. Der Status Quo spricht allerdings genau diese Sprache. Kurz: Marmoush ist derzeit alles zuzutrauen