Hoeneß teilt aus: "Teilweise vollkommen absurd"

Mehr als ein halbes Jahrhundert prägte Uli Hoeneß als Spieler und Funktionär die Geschicke des FC Bayern. Der 73-Jährige gilt als einer der Architekten des enormen Erfolgs des deutschen Rekordmeisters. Kein Wunder, dass das Wort des Ehrenpräsidenten auch nach seinem weitestgehenden Rückzug aus den sportlichen Belangen noch sehr viel Gewicht hat. Nun hat sich der gebürtige Ulmer zu wichtigen Themen rund um seinen Herzensverein geäußert. Im Fokus: Berater und die Verhandlungen mit Joshua Kimmich.
Mit Manuel Neuer, Alphonso Davies und Jamal Musiala haben unlängst drei Stars des FC Bayern ihren Vertrag verlängert. Ein großer Erfolg für den Klub, Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß sieht allerdings nicht alle Entwicklungen rund um die Gespräche positiv.
"Viele Dinge gefallen mir nicht, die sich momentan in der ganzen Branche entwickeln", eröffnet Hoeneß im Interview mit der "AbendZeitung", konfrontiert damit, dass die Stars der Szene und ihre Berater nicht selten ein Handgeld für die Unterschrift unter ein neues Arbeitspapier kassieren.
"Gerade, was die Berater verdienen, das ist teilweise nicht in Ordnung. Das Verhältnis zwischen Arbeit und Bezahlung ist meiner Meinung nach teilweise vollkommen absurd. Aber was willst du machen, wenn der Spieler dir sagt, es geht nur mit dem Berater? Es gäbe nur die Möglichkeit, zu sagen, wir verkaufen alle Spieler und spielen nur noch mit unserer Jugend", so Hoeneß, der allerdings einschränkt, dass auch die Nachwuchskräfte nicht selten schon von Beratern vertreten werden.
Beim FC Bayern "brauchst du eigentlich keinen Berater"
Dass Joshua Kimmich, dessen Kontrakt ebenfalls im Sommer ausläuft, die Gespräche persönlich führt, begrüßt Hoeneß. Ein Problem sieht die Klub-Größe in dem Vorgehen allerdings nicht.
"Bei einem Verein wie dem FC Bayern wirst du als Spieler ja nicht über den Tisch gezogen, da brauchst du eigentlich keinen Berater. Aber die flüstern den Spielern ja immer ein: 'Wenn Du bei mir bist, hol' ich noch mehr Geld für Dich raus.'
Warum Kimmich, einigen verbalen Charmeoffensiven zum Trotz, allerdings noch keinen neuen Vertrag unterzeichnet hat, kann Hoeneß nicht beurteilen. Zwar pflege man "ein großes Vertrauensverhältnis", sitze aber "nicht jeden Tag zusammen". Daher könne er die Frage nicht beantworten, so Hoeneß.
Am Donnerstag schossen Berichte ins Kraut, der FC Bayern habe auf das Zögern reagiert und seine Offerte an Kimmich zurückgezogen.
Dass das Tischtuch zwischen den Münchnern und Kimmich damit zerschnitten ist, ist nicht gesagt. Der Klub wird sein Angebot allerdings wohl nicht nachbessern.