Doue-Gala! PSG deklassiert Inter Mailand im CL-Finale

Kein Messi, kein Neymar, kein Mbappé - aber dafür endlich der lang ersehnte Henkelpott: Paris Saint-Germain feiert.
München (SID) Luis Enrique tanzte völlig losgelöst mit nacktem Oberkörper über den Rasen, Super-Teenie Desiré Doué rannte mit seinem Coach auf die feurig leuchtende Fankurve zu. Der Jubelrausch der Pariser Champions-League-Helden nach dem Abpfiff stand dem historischen Fußball-Wirbelsturm im deutlichsten Endspiel jemals in nichts nach.
Ganz ohne Superstars, aber dafür mit unwiderstehlichem Angriffsfußball hat Paris Saint-Germain seine lange Jagd auf den "Heiligen Gral" im Wohnzimmer des FC Bayern München erfolgreich beendet. Und wie! Der berauschende 5:0 (2:0)-Finaltriumph über den hilflosen Bayern-Schreck Inter Mailand war einer für die Ewigkeit. Erstmals wandert der Henkelpott an den Eiffelturm - das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt leuchtete dazu in den Vereinsfarben Blau und Rot. "Paris ist magisch!", jubilierte Le Figaro.
Der frühere Dortmunder Achraf Hakimi (12.), der erst 19 Jahre alte Dribbelkönig Doué (20./63.), Chwitscha Kwarazchelia (73.) und Senny Mayulu (86.) bescherten PSG eine Siegprämie von 6,5 Millionen Euro, insgesamt scheffelte der ohnehin stinkreiche Klub in der Königsklasse 150 Millionen. Den unbezahlbaren "Pott mit den großen Ohren" durfte Kapitän Marquinhos um 23.07 Uhr in den Nachthimmel stemmen - nach dem deutlichsten Finalsieg der Geschichte im wichtigsten Europacup (zuvor Real Madrid 1960 gegen Eintracht Frankfurt 7:3).
"Mir fehlen die Worte. Das ist ein Traum, der für mich wahr wird", sagte Doué mit feuchten Augen. "Ich möchte allen meinen Mitspielern danken, das war unglaublich. Und es war erst der Anfang."
Während der dreimalige Sieger Inter mit dem ein- und verletzt ausgewechselten Nationalspieler Yann Bisseck die vierte Finalniederlage betrauert, vertrieb das mit hungrigen Talenten runderneuerte Paris die bösen Geister seiner einzigen Endspielteilnahme: 2020 war der FC Bayern in Lissabon zu gut für Thomas Tuchels Team (0:1).
Inter Mailand hoffnungslos überfordert
Neben gehobener Sport-Prominenz und Hollywood-Star Tom Cruise hatten es auch Bayern-Vertreter zum Finale geschafft, darunter Alphonso Davies, der sogleich beklagte: "Das sollten wir sein." Auch wenn der Traum vom "Titel dahoam" schon im Viertelfinale gegen Inter (1:2/2:2) geplatzt war, hatte sich die Stadt herausgeputzt für ihr fünftes Champions-League-Finale. Im Olympiapark stieg für 23.000 Anhänger das offizielle Fanfest, in der Allianz Arena feierten 64.500 Zuschauer eine große Fußballparty samt Gastspiel der US-Rocker von Linkin Park.
Auf dem Platz ließ es Paris krachen - ganz nach Enriques Vorsatz. "Wir wollen Spaß haben und die unglaubliche Atmosphäre genießen", sagte der Trainer und betonte: "Wir haben die Mentalität." Seine Elf schnürte den Gegner mit ihrem aggressiven Pressingstil am Sechzehner ein, Mailand versuchte vergeblich, mit italienischer Verteidigungskunst und Fünferkette dagegen zu halten.
Ein Zuckerpass des genialen Spielmachers Vitinha, am Mittwoch an gleicher Stelle mit Portugal deutscher Halbfinal-Gegner im Final Four der Nations League, riss den Abwehrverbund in Stücke. Der angespielte Doué legte quer, Hakimi musste nur noch einschieben. Wegen seiner Vergangenheit bei Inter hob der Torschütze entschuldigend die Hände, statt zu jubeln.
Das übernahmen die PSG-Fans, auch in Paris: Bei den French Open platzte der Torschrei mitten in einen Ballwechsel beim Match von Novak Djokovic. Im 500 m Luftlinie entfernten Prinzenpark feierten 38.000 Daheimgebliebene. In München in der Nordkurve zündeten die Ultras Freudenfeuer, ihre Lieblinge setzten das Motto der Choreo ("Zusammen sind wir unschlagbar") nahtlos fort.
Ousmane Dembélé hebelte mit einer sehenswerten Verlagerung die Inter-Abwehr aus, Federico Dimarco fälschte Doués Schuss unhaltbar für den früheren Münchner Torwart Yann Sommer ab. Schon nach dem 2:0 gab es kaum Zweifel: Nach Liverpool, Aston Villa und Arsenal würde Inter kapitulieren müssen.
Wer in der zweiten Halbzeit einen Mailänder Sturmlauf erwartet hatte, sah sich getäuscht. Nichts schien übrig von der wilden Vehemenz, der sogar der FC Barcelona erlegen war. Wenn Inter doch mal durchbrach, warfen sich Marquinhos und die anderen mutig in die Schüsse. Dieses PSG kann auch kämpfen - noch so ein großer Unterschied zur Ära der dort gescheiterten Superstars. Doué machte erneut nach feinem Pass von Vitinha den Deckel drauf, Kwarazchelia und Mayulu legten wie im Rausch noch nach.