Warum Sanés Abschied für Eberl so brisant ist

An vermeintlichen Transfer-Wunschspielern mangelt es dem FC Bayern nicht. Bradley Barcola von PSG ist in der Verlosung, Bilbao-Star Nico Williams ebenfalls und selbst die Spur zu Rafael Leao von der AC Mailand soll nicht gänzlich verwischt sein. Die Sache hat allerdings einen gewaltigen Haken: Ehe Bayerns Sportchef Max Eberl den zweiten Schritt auf dem Drahtseilakt Transfermarkt machen kann, muss bekanntlich der erste erfolgen - und das nun offenbar ohne Netz und doppeltem Boden.
Die Nachricht, Leroy Sané habe alle Vertrags-Offerten des FC Bayern endgültig ausgeschlagen und stehe unmittelbar vor einem Wechsel zu Galatasaray, schlug am Mittwoch ein wie eine Bombe. Rund 24 Stunden später sind die Berichte den Feuern der Gerüchteküche längst entwachsen: Sané ist in Istanbul gelandet, hat sich zum Klub bekannt und am Donnerstag einen Vertrag am Bosporus unterschrieben.
Während der neue Superstar bei Gala und seinen Anhängern einen echten Hype auslöst, dürfte der Deal Bayerns Sportvorstand Max Eberl durchaus Kopfschmerzen bereiten.
Denn auch, wenn man Sané an der Säbener Straße in den vergangenen Monaten zumindest öffentlich nicht wirklich mit allen Mitteln umgarnte, um ihm vom Verbleib zu überzeugen - deutlich reduziertes Gehalt bei einer Verlängerung inklusive -, war ein möglicher Verbleib des 29-Jährigen doch stets ein wundervoller Plan B.
Sollte man im Poker um die traditionell heiß umworbenen, potenziellen Star-Neuzugänge den Kürzeren ziehen, war da ja immer noch Sané, der angeblich nie müde wurde, zu betonen, dass er München ungern den Rücken kehren würde und der, allen Kritiken an seiner Person zum Trotz, mit 13 Toren und sechs Vorlagen in 45 Saisonspielen (nicht wenige davon als Joker) auch 2024/25 eine starke Statistik vorweisen kann.
Mehr Treffer erzielten nur drei Bayern-Stars, weniger Minuten für ein Tor (183) benötigten nur Harry Kane (94) und Jamal Musiala (160).
FC Bayern fordert angeblich Verkäufe von Eberl
Dieses Sprungtuch wird Eberl nun allerdings unsanft unter dem Allerwertesten wegrissen - und verschärft dessen Probleme.
Glaubt man der "Sport Bild", sind diese ohnehin nicht gerade minimal. Demnach erwartet man von Eberl Verkäufe, ehe man überhaupt konkrete Schritte auf dem Markt in Betracht zieht. Nach der Pleite im Poker um Florian Wirtz gehe es für Eberl (Vertrag bis 2027) "nun nicht nur um einen gelungenen Transfermarkt, sondern genauso um seine Zukunft", urteilt die Sportzeitschrift.
Der 51-Jährige müsse jetzt liefern - und zwar vor allem Verkäufe.
Brisant: Nach Sanés Abgang besteht auf den offensiven Flügeln plötzlich durchaus verstärkter Handlungsbedarf. Mit Kingsley Coman, Serge Gnabry, Michael Olise und dem Leih-Rückkehrer Bryan Zaragoza stehen 2025/26, stand jetzt, nur vier echte Flügelstürmer im Kader. Olise ist gesetzt, Zaragoza dürfte kaum Zukunft haben - und ausgerechnet Coman und Gnabry sollen zu den Kandidaten zählen, die man zu Geld machen will.
Eberls Rolle im Wirtz-Poker soll beim FC Bayern intern Thema sein
Letztes Vorhaben allein wird aufgrund fürstlich dotierter Verträge in München schon kein einfaches, der Druck steigt nun aber noch einmal enorm. Zumal die eingangs genannten neuen Hochkaräter wohl allesamt mindestens 60 bis 70 Millionen Euro Ablöse kosten würden.
Damit aber nicht genug: Sanés Abschied dürfte einen weiteren Vorwurf gegen Eberl erhärten, den die "Sport Bild" in den Raum stellt: Probleme in der Kommunikation.
Schon vor der Trennung von Urgestein Thomas Müller gab Eberl ein schlechtes Bild ab, über seine Rolle beim Scheitern des Wirtz-Deals wird der "Sport Bild" zufolge im Klub immer noch eifrig spekuliert und auch in der Causa Sané soll man nicht alle Schritte goutieren. So habe, nachdem Sané vor der erwarteten Unterschrift unter einen neuen Vertrag seinen Berater gewechselt hatte, nur ein "kurzes Telefonat" zwischen Spieler und Sportvorstand stattgefunden, kein ausführliches Treffen.
Ob dieser Umstand einen Anteil an Sanés Abschied hat, ist natürlich nicht abschließend geklärt. Eberls Standing dürfte allerdings kaum besser geworden sein.