04.07.2025 21:10 Uhr

Ricken packt aus: Wieso Sammer so wichtig für den BVB ist

Ricken (re. oben) zusammen mit Sammer (M.) und Watzke (li.)
Ricken (re. oben) zusammen mit Sammer (M.) und Watzke (li.)

Was genau macht eigentlich Matthias Sammer als Berater von Borussia Dortmund? Diese Frage stellten sich in der jüngeren Vergangenheit viele Fans und Beobachter des BVB. Nun hat Sport-Geschäftsführer Lars Ricken im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de eine klarte Antwort gegeben und die Wichtigkeit des einstigen Profis und Meistertrainers hervorgehoben.

Anfang des Jahres war Matthias Sammer plötzlich in aller Munde, weil er als TV-Experte bei einem Spiel "seines" BVB die Leistungen der Dortmunder, damals noch unter Trainer Edin Terzic, stark kritisiert hatte. Ein Umstand, der verwunderte, ist Sammer doch seit 2018 offiziell als Berater bei den Schwarz-Gelben angestellt. 

In diesem Zusammenhang kam auch die Frage auf: Was tut Sammer eigentlich genau in dieser Funktion? Darüber hat nun BVB-Sport-Geschäftsführer Lars Ricken im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de Auskunft gegeben.

Sammer sei "schon sehr wichtig", sagte Ricken über den externen Berater und fügte an: "Man sieht uns ja immer auf der Tribüne sitzen. Ich in der Regel relativ ruhig, Matthias ein bisschen impulsiver."

Ihm sei es "einfach wichtig, Leute an meiner Seite zu haben, die auch Verantwortung übernehmen", führte Ricken aus und gab eine Anekdote aus der jüngeren Vergangenheit preis, die die Wichtigkeit Sammers zeigen soll.

"Oftmals wird gesagt 'Was macht der?'. Er war, als wir auf Platz elf in der Bundesliga rumgeirrt sind, derjenige, der gesagt hat: 'Ich fühle mich mit in der Verantwortung. Ich will helfen, dass es wieder besser wird'", verriet der frühere BVB-Profi und setzte hinzu: "Auf Platz elf kommen nicht so viele zu einem und sagen 'Ich fühle mich selbst mit in der Verantwortung'."

Ricken schwärmt von Sammers "Expertise"

Der am Jahresende scheidende Klub-Boss Hans-Joachim Watzke, der ebenfalls im Interview mit RTL/ntv und sport.de zu Gast war, habe ihm "auch mit auf den Weg gegeben, dass es in der Position, wenn es nicht gut läuft, ganz schön einsam um dich herum werden kann. Und ich brauche eben Leute, die sich dann auch der Verantwortung stellen. Das hat Matthias gemacht", freute sich Ricken.

Was außerdem für Sammer spricht: "Er hat auch eine Expertise, die ich nicht habe. Er war früher Trainer und hat einen sehr guten Austausch, auch mit Niko Kovac – und das will ich natürlich auch nutzen."

Sammer war zwischen Sommer 2000 und 2004 in Dortmund als Coach tätig, gewann damals die Meisterschaft (2002). Als Spieler holte er mit dem BVB vorher sogar zweimal den Titel, wurde außerdem Champions-League-Sieger (1997, zusammen mit Ricken, der damals das entscheidende Tor gegen Juventus Turin schoss).

"Gerade als wir in der Bundesliga nicht gut gespielt haben, kam oftmals auch von den Fans die Frage 'Wofür stehen die eigentlich noch? Was für einen Fußball wollen die spielen?' Und das hat auch Matthias alles ein Stück weit, auch beim DFB , wo er Nachwuchskoordinator war, eingebracht. Über Spielerprofile, die Mentalität und Haltung hat er sich auch Gedanken gemacht", gab Ricken preis.

Er sei dankbar für einen Mann mit so einer "Riesen-Expertise" an seiner Seite." Sammers Vertrag läuft in diesem Sommer hinaus. Der Berater soll dem Vernehmen nach nach der Klub-WM um zwei Jahre verlängern.


Weitere Aussagen von Lars Ricken:

… über den Traum vom Klub-WM-Titel:
Wenn wir schon mal in New York sind, dann wollen wir da auch bleiben, weil das Halbfinale und Finale dort auch gespielt wird. Wir schließen nichts mehr aus, nur weil der Gegner Real Madrid heißt. Wir wollen jetzt den letzten Schritt gehen.
Wir sind hier in Fort Lauderdale. Vor ein paar Tagen haben die Florida Panthers den Titel geholt und sich direkt vor unserem Hotel mit einem Bus-Korso von ein paar hunderttausend Menschen feiern lassen und dann haben wir ein bisschen zugeguckt. Aber am Ende wollen wir nicht nur zugucken, sondern das natürlich selber auch mal erleben.

… über das ausbleibende Bruder-Duell der Bellinghams:
Wir ärgern uns, dass es leider nicht zum Bruder-Duell von Jobe und Jude Bellingham kommt. Das wäre die Geschichte der Klub-WM gewesen: Zwei Brüder auf diesem hohen sportlichen Niveau. Da muss ich schon sagen, das ärgert uns tatsächlich massiv. Jobe war nach dem Spiel sehr niedergeschlagen, dass er ausgerechnet in diesem Spiel gegen seinen Bruder nicht dabei sein kann.

… zu Dortmunds Chancen gegen Real Madrid:
Wir brauchen einen herausragenden Tag. Vielleicht brauchen wir einen perfekten Tag. Aber auch Real ist ein bisschen im Umbruch. Ich glaube, Alonso lässt ein bisschen anderen Fußball spielen als Ancelotti. Wir werden wahrscheinlich nicht zehn Torchancen kriegen, aber wenn wir eine kriegen, müssen wir sie machen. Wir sind jetzt drei Wochen zusammen. Ich glaube, dass wir da wirklich als Team, als Mannschaft, zusammengewachsen sind. Jetzt auch noch mal ein Stück mehr. Und darauf wird es ankommen. Dass jeder seine Stärken in dieses Spiel einbringt. Wir werden auch ein bisschen Glück brauchen, wahrscheinlich auch wieder mit Gregor Kobel einen überragenden Torwart, aber wir sehen uns da nicht in einer ausweglosen Situation.

… über die Belastung der Spieler durch Hitze und Klima:
Ich habe wirklich Respekt vor den Spielern, wie pragmatisch sie da rangehen. Wir haben drei oder vier Spieler, die alle Spiele durchgemacht haben und eine hohe Luftfeuchtigkeit von teilweise 40 Grad auf dem Platz. Das ist schon grenzwertig. Teilweise haben die Stadien kein Dach. Unsere Ersatzspieler gehen deswegen zum Warmmachen nicht raus, sondern bleiben in der Kabine oder sitzen unter Regenschirmen, um sich vor der Sonne zu schützen.

… über den Spielplan am Limit:
Die Belastungen sind schon extrem und es ist auch nicht einfach für die Spieler, weil sie jetzt natürlich normalerweise im Urlaub mit ihrer Familie wären. Wir müssen unsere Spieler da wirklich schützen. Es ist jetzt schon an der schon an der Grenze, das haben wir schon klargemacht. […] Es ist keine Bestrafung hier zu spielen, sondern eine Belohnung und das lebt die Mannschaft auch. Das ist für jeden einzelnen Spieler eine Riesenbühne. In New York gegen Real vor Achtzigtausend zu spielen. Da sind einmalige Erlebnisse. Und wir werden  dafür sorgen, dass die Spieler danach genügend Regenerationszeit bekommen und wir dann auch in die neue Saison starten können.