Bundesliga 2008/2009 » 32. Spieltag » Liveticker: 1. FC Köln - Hertha BSC 1:2

Es bleibt ein herber Beigeschmack! Schiedsrichter Knut Kircher pfeift dieses Spiel nach 30 Sekunden Nachspielzeit ab. Unfassbar! Berlin hat derzeit einfach ein Glück, wie man es nur hat, wenn etwas Großes im Anmarsch ist.

Aber der Reihe nach: In einer engagiert, aber mit vielen Unzulänglichkeiten geführten ersten Hälfte hatte der FC mehr vom Spiel. Zwei Mal hatte es Ishiaku auf dem Fuß, doch der Nigerianer ist einfach nicht bundesligareif. Dann kam es, wie es derzeit immer kommt bei der Hertha: Die Haupstädter brauchten zwei Angriffe, dann stand es 0:1. Die war gleichzeitig das Signal für die Berliner, sämtliche Offensivbemühungen - die sowieso nicht wirklich vorhanden waren - komplett einzustellen.

Köln dagegen spielte in den zweiten 45 Minuten auf ein Tor und hätte die Partie durchaus drehen können. Doch das Glück war eindeutig auf Seiten der Hertha: Sanous Schuss wurde abgefälscht und landete auf dem Tornetz - auf der Gegenseite fiel Eberts abgefälschtes Ding hinten rein in den Kasten. Dann gabs noch die Elfmetersituation für Köln, die Kircher geflissentlich übersah - was nicht nachvollziehbar ist. Die Gastgeber drohten zwischenzeitlich zu verzweifeln, mobilisierten dann doch nochmal alles und kamen zum hochverdienten Anschlusstreffer. Und was macht Kircher? Berlin beginnt mächtig zu wackeln, und der Schiedsrichter pfeift einfach ab.

Köln muss sich vorwerfen, seine Chancen nicht zu nutzen, Berlin dagegen reicht eine kühle, disziplinierte Leistung, zwei sehr nette Schiedsrichterentscheidungen und jede Menge Glück zum nächsten Sieg im Meisterschaftskampf. Das wars aus Köln, gute Nacht und schüss! - Joshka -

Heimlich, still und leise

Drei Spieltage sind es noch bis zur Sommerpause. Immer noch steht Hertha BSC Berlin auf Rang drei der Tabelle, nur ein Punkt trennt die Hauptstädter von der Spitze. Und immer noch redet die deutsche Fußballwelt über die Meisterschaftskandidaten Wolfsburg, Bayern oder Stuttgart, kaum einer aber redet von Berlin. Den gastgebende Geißböcken geht es da relativ ähnlich. Klar, in Köln redet traditionell die ganze Stadt vom FC. Doch eine andere Tradition der jüngeren Vergangenheit konnte der Verein in dieser Spielzeit abschütteln. Wenn in den vergangenen Jahren in überregionalen Medien vom FC berichtet wurde, waren dies zumeist sportliche Negativschlagzeilen. Nun aber haben die Kölner dank einer sehr guten Hinrunde den Klassenerhalt sicher und freuen sich auf eine weitere Saison in der ersten Liga.

Alles schön am Rhein

Als der FC Köln zuletzt im heimischen Stadion antrat, schlug man nach einer Serie von vier Niederlagen am Stück Werder Bremen - und 50.000 Fans feierten den Verbleib in der ersten Bundesliga. Der Aufsteiger ist in Feierlaune und hat sich das vor allem durch eine überraschend starke Vorrunde verdient. Doch bei aller Freude sind Verstärkungen dringend angemahnt bei den Rheinländern. Sieben Pleiten musste man in den letzten neun Spielen hinnehmen - die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Besonders schwach präsentierte sich Köln am vergangenen Spieltag in Hoffenheim. Ohne jeglichen Einsatz und Willen verlor man mit 0:2 und sorgte so für den ersten Sieg des Herbstmeisters seit dem 18. Spieltag. Zudem verlor man Verteidiger Mohamad durch einen Platzverweis. Der Libanese darf erst am letzten Spieltag wieder auf den Platz zurückkehren.

Einen ungleich schwerer wiegenden Ausfall muss Christoph Daum allerdings im Sturmzentrum verkraften. Denn Mister FC, Milivoje Novakovic, wird mit einer Gelbsperre ebenfalls nicht auflaufen können. 16 Treffer erzielte der Slowene in dieser Saison bereits. Das ist genau die Hälfte aller Tore, die Köln überhaupt auf dem Konto hat. Nun also fehlt der Kapitän ausgerechnet gegen eine der besten Abwehrreihen der Liga. Doch als Ausrede für eine etwaige Niederlage will der Trainer das nicht gelten lassen. Im Gegenteil, er nimmt die Mannschaft in die Pflicht: "Wir wollen als Einheit auftreten und unsere Heimbilanz aufbessern. Durch die Ausfälle haben Spieler wie Ishiaku und Chihi die Möglichkeit, zu zeigen, wozu sie in der Lage sind."

Hertha ganz nah am Wunder

Vergangenes Wochenende in der deutschen Hauptstadt: Hertha BSC spielt gegen den VfL Bochum. Und 71.000 Zuschauer gehen hin. Zum Vergleich: Im Vorjahr wollten gerade einmal 34.000 Menschen dieses Spiel im riesigen Olympiastadion verfolgen. Die Euphorie in der Hauptstadt ist riesig, die Hoffnung auf den großen Wurf wächst und wächst. Nur außerhalb Berlins bekommt das kaum einer mit. Denn wenn die so genannten Experten von der Meisterschaft sprechen, reden alle von Bayern oder Wolfsburg. Oder dem VfB, weil der gerne mal spektakulär gewinnt. Die Hertha dagegen spielt genüsslich ihren Stiefel runter. Aus einer sicheren Defensive heraus und mit unglaublicher Disziplin benötigen die Berliner oft nur ein, zwei Chancen, um ein Spiel zu entscheiden.

Zugegeben, das ist kein schöner Fußball, den Lucien Favre in der Hauptstadt praktizieren lässt. Aber er ist unglaublich effektiv. Und er hat den Vorteil, dass man es sich in Berlin weiterhin in seinem Nischendasein bequem machen kann, trotz nur eines einzigen Punktes Rückstand in der Tabelle. Dazu kommt ein durchaus machbares Restprogramm: gegen Köln, Schalke und den KSC ist sogar das Maximum von neun Punkten drin. Denn auch Verletzungssorgen gibt es kaum für Lucien Favre. Der zuletzt angeschlagenen Pantelic wird wohl auflaufen können, und sogar der lange verletzte Kapitän Arne Friedrich meldete sich wieder fit. Nichtsdetotrotz verspürt natürlich auch die alte Dame enormen Druck. Denn jeder Punktverlust kann entscheidens sein. Dass man am Ende sogar noch aus allen Europacup-Rängen hinausrutschen kann, macht die Sache nicht einfacher. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Gegner Köln frei aufspielen kann. Es wird ein hartes Stück Arbeit für die Hertha, es geht fast schon um alles oder nichts. - Joshka -