17.06.2016 08:00 Uhr

ÖFB interviewt Koller lieber selbst

Betont herzlicher Umgang von Marcel Koller und Wolfgang Gramann
Betont herzlicher Umgang von Marcel Koller und Wolfgang Gramann

Marcel Koller muss sich am Samstag (ab 21:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) im vorentscheidenden EM-Spiel gegen Portugal seiner bisher größten Bewährungsprobe als Teamchef stellen. Fragen dazu stellte bis zur Pressekonferenz vor dem Abschlusstraining am Freitag um 19:45 Uhr nur der ÖFB selbst.

Am Donnerstag um 22:35 Uhr teilte Wolfgang Gramann, als Direktor für Medien & Kommunikation beim Österreichischen Fußball-Bund tätig, via email mit: "Liebe Kollegen, als Vorschau für das Portugal-Spiel am kommenden Samstag und aufgrund der Tatsache, dass wir aufgrund der Reisedispositionen morgen keine Mixed Zone machen können, haben wir auf dem ÖFB Media Server ein heute Abend aufgenommenes Interview mit Marcel Koller als Text-, Video- und Audio-File bereitgestellt."

Man kann die Koller-Zitate natürlich verwenden. Die ÖFB-Fragen unterscheiden sich nicht gravierend von jenen, die dem Schweizer bei den Pressekonferenzen von den Journalisten gestellt werden. Noch dazu ist es im Medien-Alltag nicht unüblich, dass kaum noch kritisches Nachfragen zugelassen wird. Die eigentliche Aufgabe der unabhängigen Berichterstattung wird zunehmend erschwert bis nahezu unmöglich gemacht.

Die 0:2-Pleite im rot-weiß-roten Auftaktspiel der Europameisterschaft gegen Ungarn aber steht ohnehin als "Aufmacher" für sich selbst. Es ist zudem gar nicht entscheidend, welche Antworten von Marcel Koller im Vorfeld der Portugal-Partie gegeben oder veröffentlicht werden. Entscheidend ist die Leistung seiner Mannschaft und sein Matchplan sowie dessen Umsetzung. Da ist im Vergleich zu der Schlappe gegen die Magyaren in allen Bereichen Luft nach oben.

Die extrem schmerzhafte Niederlage in Bordeaux hatte auch den Teamchef tief getroffen. Dennoch versuchte er bereits am "Tag danach" wieder Zuversicht zu demonstrieren. Gegen die Portugiesen steht aber sein in der EM-Qualifikation hart erarbeiteter Nimbus als ÖFB-Erfolgscoach auf dem Spiel. Dabei gibt es für weltfussball einige Themenbereiche, die aufgearbeitet gehören.

Wohin geht die Reise?

Es wird sich zeigen, ob die richtigen Schlüsse gezogen worden sind. Der "worst case" schwebt wie ein Damoklesschwert über der sportlichen ÖFB-Führung. Gewinnt Island am Samstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Marseille gegen Ungarn, dann steht Österreich schon vor dem Anpfiff im Parc de Princes von Paris noch mehr unter Zugzwang.

Eine Niederlage gegen Portugal würde den letzten Platz in der Gruppe F einzementieren. Der angestrebte Achtelfinal-Aufstieg wäre unerreichbar und das letzte Spiel gegen die Isländer hätte nur mehr den Charakter eines bedeutungslosen Freundschaftsspiels.

Noch kann all dies verhindert werden. Aus eigener Kraft. Vom Teamchef und seinen Schützlingen. Die sind jetzt auf dem Platz gefragt. Dort wo es zählt. Nicht auf dem ÖFB Media Server mit Text-, Video- und Audio-Files.

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Mallemort

"Ich kann nicht viel damit anfangen, ob wir Favorit oder Außenseiter sind", erklärte der Schweizer am Montagabend in seiner Abschluss-Pressekonferenz am Spielort in Bordeaux.

Das Spiel werde auf dem Platz entschieden, betonte Koller. Sein Team sieht der 55-Jährige sehr gut vorbereitet. "Die Konzentration und die Fokussierung, das hat sich zum Spiel hin alles gesteigert", sagte Koller nach drei Wochen gemeinsamer Vorbereitung vor dem Abschlusstraining. "Wir sind bereit."