09.08.2015 11:39 Uhr

Schwartz exklusiv: Mit Konstanz ans Limit

Alois Schwartz feierte mit dem SV Sandhausen bisher zwei Siege in zwei Spielen
Alois Schwartz feierte mit dem SV Sandhausen bisher zwei Siege in zwei Spielen

Mit zwei Siegen aus zwei Spielen hat der SV Sandhausen einen Traumstart in die Zweitligasaison 2015/2016 hingelegt. Vor dem DFB-Pokalspiel beim Bahlinger SC sprach weltfussball mit SVS-Trainer Alois Schwartz, der mit seinem Team im Pokalwettbewerb einiges vorhat.

Herr Schwartz, Ihre Mannschaft hat mit den Siegen gegen Eintracht Braunschweig und Union Berlin einen wahren Start nach Maß hingelegt. Was waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren für die beiden Auftakterfolge?
Alois Schwartz: Die wichtigsten Faktoren waren, dass wir als Mannschaft aufgetreten und in jedem Spiel bis ans Limit gegangen sind.

Am letzten Spieltag hat Ihre Elf gegen die "Eisernen" zweimal einen Rückstand gedreht und fiel durch mutiges Pressing und Offensivspiel auf. Woher kommt diese wieder entdeckte Angriffslust und Abschlussfreude, nachdem Sie 2014/2015 immerhin 14 Mal ohne eigenen Treffer geblieben waren. Und das nun schon zum zweiten Mal gegen einen vermeintlichen Aufstiegsaspiranten?
Wir haben auch in Braunschweig einen Rückstand aufgeholt. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Wir waren gegen Union Berlin über 90 Minuten die bessere Mannschaft und wollten uns das Spiel einfach nicht aus der Hand nehmen lassen.

Das 4:3 vom 2. Spieltag bedeutete den ersten Heimsieg seit Februar. Wie wichtig ist es in Ihren Augen, nun auch endlich wieder zu Hause im Hardtwaldstadion gewonnen zu haben?
Sehr wichtig, weil es drei Punkte gab. Am Ende zählt die Gesamtpunktzahl. Natürlich wollen wir unsere Zuschauer im Hardtwaldstadion immer verwöhnen. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert.

Der SV Sandhausen wird auch in dieser Spielzeit wieder vielfach als direkter Abstiegskandidat gehandelt. Liegt Ihnen die Rolle des Underdog einfach?
Mit diesen Gegebenheiten leben wir jedes Jahr und haben es jedes Jahr in meiner Amtszeit widerlegen können.

Im Kalenderjahr 2015 hat nur der 1. FC Kaiserslautern mehr Punkte in der zweiten Liga geholt als Sie. Kann man da nicht langsam sogar über andere Dimensionen nachdenken?
Wir werden nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun.

Angeschlossen an diese Frage: Ist im Umfeld eine veränderte Erwartungshaltung im Vergleich zu den ersten Zweiligajahren zu beobachten?
Das liegt in der Natur der Sache. Aber wir wissen irgendwelche Ansprüche und die Wirklichkeit richtig einzuordnen.

Schon in der Saisonvorbereitung haben Sie viele Siege eingefahren. War das daher irgendwie auch ein Traumstart mit Ansage? Was sind die Hauptgründe für dieses Formhoch direkt zum Saisonstart – sowohl in den Tests, als auch jetzt in den ersten Pflichtspielen?
Sie haben es schon angesprochen: Wenn man das Jahr 2015 sieht, haben wir uns eine Konstanz erarbeitet, die in der Winterpause begann und die wir jetzt fortsetzen.

Bislang haben Sie in beiden Spielen mit der gleichen Anfangself begonnen. Wie sieht es bei den derzeit verletzten Spieler aus, die sich noch aufdrängen könnten. Wie steht es zum Beispiel um den Gesundheitszustand von Manuel Stiefler oder Steven Zellner?
Wir haben vier Langzeitverletzte. Stiefler und Zellner befinden sich im Aufbau. Bei José Pierre Vunguidica und Erik Zenga wird es auch noch etwas dauern. Ansonsten können wir aus dem Vollen schöpfen.

Personell mussten Sie nach den Abgängen von Manuel Riemann und Lukas Kübler umbauen, Marco Knaller und Philipp Klingmann haben diese Lücken bisher mit Erfolg geschlossen. Welche Veränderungen im Kader sind in den kommenden knapp vier Wochen noch zu erwarten?
Keine, wenn nicht noch etwas Außergewöhnliches passiert.

Am kommenden Sonntag reisen Sie im DFB-Pokal ausnahmsweise mal als klarer Favorit an. Was haben Sie sich für die Partie beim Bahlinger SC vorgenommen und insgesamt in dieser Saison im DFB-Pokal?
Der Pokal ist eine schöne Abwechslung und der Verein kann ordentlich Geld verdienen. Deshalb wollen wir so weit wie möglich kommen und im Spiel in Bahlingen unserem Anspruch gerecht werden.

Danach geht es gegen Paderborn, Heidenheim und Freiburg in der 2. Bundesliga weiter. Wie schätzen Sie die kommenden Aufgaben ein? Was haben Sie für sich und Ihre Mannschaft als Ziel für die anstehenden Monate ausgegeben?
Drei Euro ins Phrasenschwein: Ich denke von Spiel zu Spiel, in Monaten zu denken, wäre falsch.

Sie sind in Ihre dritte Spielzeit als Cheftrainer beim SV Sandhausen gestartet. Beschreiben Sie bitte einmal die Entwicklung, die die Mannschaft seither vollzogen hat. In welcher Hinsicht haben Sie und ihr Team die größten Fortschritte gemacht, wo verorten Sie noch die Baustellen?
Nach dem "Abstieg", der Saison 2012/13 mit 66 Gegentoren, war klar, wo wir den Hebel ansetzen müssen. Wir haben in den beiden Saisons danach zusammengenommen so viele Gegentore bekommen wie in dieser einen Spielzeit. Das hat die Mannschaft gut hinbekommen. Jetzt versuchen wir, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Offensive und Defensive hinzubekommen.

Der SV Sandhausen gilt auch in seiner vierten Saison im deutschen Unterhaus als einer der kleinsten Klubs im Profifußball. Wie nehmen Sie selbst das Umfeld bei Ihnen in der Kurpfalz und Umgebung wahr? Beschreiben Sie bitte einmal das Phänomen SV Sandhausen.
Zunächst einmal: Wir sind der kleinste Klub, mit dem kleinsten Stadion und mit dem kleinsten Etat. Wir werden durch unsere "Erfolge" nicht nur in der Kurpfalz, sondern in ganz Deutschland wahrgenommen. Zum Phänomen kann man sagen, dass wir ein sehr familiärer Klub sind, in dem die Leute stets eng zusammenrücken, ob im Erfolg oder Misserfolg.

Zu guter Letzt die Frage nach Ihrer Einschätzung nach zwei Spieltagen: Wer wird’s in dieser Saison machen in Sachen Aufstieg?
Das kann ich nicht beantworten, da sich aber 13 ehemalige Bundesligisten in der Liga tummeln, wird es ein schönes Hauen und Stechen geben.

Mehr dazu:
>> Liveticker: Bahlinger SC - SV Sandhausen

Das Interview führte Mats-Yannick Roth