13.06.2018 16:59 Uhr

Löw warnt vor Mexiko: "Ein schwieriges Spiel"

Joachim Löw blickt einzig und allein auf das erste Gruppenspiel
Joachim Löw blickt einzig und allein auf das erste Gruppenspiel

Bundestrainer Joachim Löw hat vier Tage vor dem WM-Start der deutschen Fußball-Nationalmannschaft den Fokus ganz auf Auftaktgegner Mexiko gelenkt.

"Es ist ein Stück weit gefährlich, wenn man bei einem Turnier schon an den vierten, fünften, sechsten Schritt denkt", warnte Löw vor zu weitsichtigen Hochrechnungen beim Weltmeister. Am Sonntag (17:00 Uhr) startet die DFB-Auswahl in Moskau gegen die Mexikaner in die Weltmeisterschaft in Russland.

"Es ist alles ausgerichtet auf Sonntag. Es ist ein Gegner, der uns alles abverlangt, aber wir sind guter Dinge. Ich weiß, dass die Mannschaft sich nochmals steigern wird", sagte Löw am Mittwoch in Watutinki und betonte: "Es wird ein schwieriges Spiel, aber ich bin optimistisch, wir werden Lösungen finden."

Löw rechnet damit, dass er gegen Mexiko seine beste Formation aufbieten kann. Mittelfeldleader Sami Khedira wurde allerdings am Mittwoch wegen Rückenproblemen behandelt. Am Donnerstag oder Freitag soll er aber wieder voll ins Training einsteigen. Eine kleinere Blessur von Julian Draxler, der am Rasen hängen geblieben war, werde für den WM-Start "keine Gefahr" sein. "Der Rasen ist ein paar Millimeter zu hoch. Das werden wir korrigieren", stellte Löw fest.

Özil trainiert - Boateng nähert sich Bestform

Nach seiner Knieprellung trainiert Mesut Özil wieder "voll und ganz", wie der Bundestrainer berichtete. Auch Innenverteidiger Jérôme Boateng nähert sich mehr und mehr der Bestform. "Ich glaube, die Pause wird man ihm nicht anmerken. Er hat eine sehr gute Verfassung", sagte Löw. Boateng hatte sich Ende April eine Oberschenkelverletzung zugezogen und am Freitag beim 2:1 gegen Saudi Arabien sein Comeback gegeben.

Dazu soll ein unbeschwerter WM-Neuling zünden: Timo Werner. Löw wies dem 22 Jahre jungen Leipziger eine tragende Turnierrolle zu. "Ich sehe ihn gut, ich sehe ihn gefährlich, er tut unserem Spiel mit seiner Schnelligkeit zu. Er hat besondere Fähigkeiten."

Bei Özil und Ilkay Gündogan ist der Bundestrainer nach deren Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und den jüngsten Pfiffen der Fans besonders gefordert. "Meine Aufgabe ist jetzt, beide Spieler, die sicher von der Situation beeindruckt waren und gelitten haben, so weit in Form zu bringen, dass sie für unsere Mannschaft einen Mehrwert haben", sagte Löw im WM-Quartier.

Löw hofft: "Im Kopf den Schalter umlegen"

Für ihn als Trainer sei "zu diesem Thema alles gesagt in der Öffentlichkeit", betonte Löw. Er habe vielfach über diese Dinge mit den türkischstämmigen Fußballprofis gesprochen. "Ich hoffe, dass beide im Kopf den Schalter umlegen und sich jetzt auf das konzentrieren können, was für uns wichtig ist", sagte der 58-Jährige.

Özil und Gündogan waren wegen des Treffens und der gemeinsamen Fotos mit Erdogan heftig in die Kritik geraten. Beim 2:1 gegen Saudi-Arabien in Leverkusen war Gündogan von Teilen der deutschen Fans ausgepfiffen worden, Özil fehlte verletzt.

Campo Bahia? "Euphorie hat sich auch erst entwickelt"

In dem abgeschiedenen Hotelkomplex südlich der Millionen-Metropole Moskau soll sich nun jener WM-Geist entwickeln, der die Mannschaft zum fünften WM-Titel tragen könnte. "Das hat den Charme einer guten, schönen Sportschule", äußerte Löw über die Unterkunft, die nicht mit dem sagenumwobenen und am Meer gelegenen Campo Bahia von Brasilien 2014 vergleichbar ist.

"Die Euphorie und Begeisterung im Campo hat sich auch erst entwickelt. Das hängt schon mit den Spielergebnissen zusammen", bemerkte Löw: "Die Spieler haben hier alle Möglichkeiten, um sich auf Spannung zu bringen."

Die "Hammer"-Nachricht des Tages war für Löw das Trainerbeben beim WM-Mitfavoriten Spanien, wo der zu Real Madrid wechselnde Chefcoach Julen Lopetegui kurz vor dem Turnierstart aus dem Amt gefegt wurde. Erleichtern werde das den deutschen Traum vom fünften WM-Triumph aber nicht. "Die Spanier verlieren nichts von ihrer Klasse", mahnte er.

Löws Blick fokussiert sich auf den Turnierauftakt. "Alles ist ausgerichtet auf Sonntag. Und ich weiß, die Mannschaft wird sich nochmal steigern diese Woche." Auch den weitgehend entschiedenen Kampf um die Startelfplätze (Neuer - Kimmich, Boateng, Hummels, Hector - Khedira, Kroos - Müller, Özil, Draxler oder Reus - Werner) will der Weltmeistercoach beim nun geheimen Feinschliff offensiv schüren: "Wir haben intern schon einen Konkurrenzkampf. Was die Aufstellung betrifft, da habe ich noch ein paar Tage Zeit."