14.06.2018 10:19 Uhr

DFB-Allstars: "Boateng schwerfällig - Kimmich hölzern"

Olaf Thon ist die deutsche Defensive ein Dorn im Auge
Olaf Thon ist die deutsche Defensive ein Dorn im Auge

Jürgen Kohler, Olaf Thon und Jens Nowotny waren jahrelang feste Bestandteile der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Vor der anstehenden WM hat das Trio den aktuellen Kader unter die Lupe genommen und Kritik geübt. Besonders die Verteidigung bereitet den DFB-Oldies Sorgen.

"Kimmich hat zwar die meisten Einsätze und phasenweise gute Ansätze. Aber in den letzten Wochen gingen seine Leistungen, wie bei vielen Bayern-Spielern, richtig runter", kritisierte Olaf Thon im "kicker"-Interview und ergänzte: "Manchmal wirkt er etwas hölzern. Er hat noch Potenzial. Die Erfahrung fehlt ihm noch." 

Nowotny macht neben Kimmich eine weitere Schwachstelle in der Defensive aus. "Die Innenverteidiger machen mir Sorgen", konstatierte der Ex-Leverkusener. Eine Problematik, die Kollege Jürgen Kohler vor allem an einem Spieler festmacht. "Hummels hat seit Brasilien nie mehr an die Leistung, die er vor und während der WM 2014 brachte, angeknüpft", bemängelte der Weltmeister von 1990. 

Thon: "Boateng wirkte schwerfällig"

Thon nahm zudem Hummels-Kollege Boateng ins Visier: "Boateng wird nicht rechtzeitig fit werden bis zum Start. Er wirkte schon in den letzten Partien mit Bayern sehr schwerfällig. Dann verletzte er sich gegen Real bei einem Antritt mit nur 70 Prozent: Das zeigt, dass er nicht fit ist."

Des Weiteren beschäftigte den 52-Jährigen die Nichtberücksichtigung von Leroy Sané für den WM-Kader. "Sané hatte keiner als Streichkandidaten auf der Rechnung, ich habe ihn auch in den vergangenen Länderspielen nicht so schlecht gesehen. Man hätte Sané brauchen können. Er ist Linksfüßer mit einem Top-Speed. Deswegen glaube ich nicht, dass es eine sportliche Entscheidung war. Es muss irgendetwas im zwischenmenschlichen Bereich gegeben haben", mutmaßte Thon.

Auch Nowotny glaubt nicht an rein sportliche Gründe für die Entscheidung: "Toni Kroos hat nach dem 0:1 gegen Brasilien im März angedeutet, dass es nicht ganz okay war, wie sich Sané damals verhalten hatte. Deshalb glaube ich, dass es keine sportliche Entscheidung war." Für Kohler ist der Sané-Verzicht dagegen die "beste Lösung. Bei der Nationalmannschaft brachte er nicht diese Leistung."

Kohler verteidigt Sané-Streichung

Bei aller Kritik machten die Ex-Nationalspieler, die zusammengerechnet auf 205 Länderspiele kommen, aber auch einen Lichtblick aus. "Reus kann die ganz große Überraschung dieser WM werden und ist die Nummer eins links. Dass Löw Marco als Rakete bezeichnet hat, ist für mich beinahe eine Garantie. Reus ist gesetzt", so Thon. Kohler fügte an: "Alle drücken die Daumen, dass er mal ein richtig tolles Turnier spielt."