05.07.2018 11:45 Uhr

"Schauspieler" Neymar ist Belgien "egal"

Neymar trifft im WM-Viertelfinale mit Brasilien auf die belgische Auswahl
Neymar trifft im WM-Viertelfinale mit Brasilien auf die belgische Auswahl

Belgien lacht über den Schauspieler, Brasiliens Idole verteidigen den Fußballer - Superstar Neymar steht vor dem Viertelfinale natürlich im Fokus und scheidet die Geister.

Neymar? Der sich am Boden wälzt? Vincent Kompany lachte lauthals. "Was soll ich da machen? Was denkst du?", entgegnete Belgiens Kapitän dem brasilianischen Journalisten und grinste. Der Superstar der Selecao, der als Fußballer verzaubert und als Schauspieler verstört, beschäftigt vor dem WM-Viertelfinale am Freitag alle - nur Kompany angeblich nicht: "Es ist mir egal."

Er wolle gar nicht über ihn reden, sagte der frühere Bundesliga-Profi des Hamburger SV, "wenn ich damit anfange, bin ich auf der falschen Spur." Es ist aber unmöglich, vor dem Duell von Belgiens goldener Generation mit dem Rekordweltmeister nicht über Neymar zu sprechen. Der 26-Jährige polarisiert die Fußball-Welt.

Ronaldo findet Kritik "albern"

"Die Kritiken an ihm sind albern", ereiferte sich Brasiliens Idol Ronaldo. Der Weltmeister von 2002 hält den teuersten Spieler der Welt trotz der peinlichen Schauspieleinlagen nach harmlosen Fouls auch für den Besten - und nach dem WM-Aus von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo für den nächsten Weltfußballer: "Mein Tipp ist Neymar. Was er der Selecao gibt, ist herausragend."

Auch Ronaldos früherer Mitspieler Rivaldo verteidigte den Star von Paris Saint-Germain vehement. "Spiel so, wie du immer spielst, und scher dich einen Dreck um die Kommentare aus anderen Ländern, von denen viele ja schon zu Hause sind", schrieb der Ex-Weltmeister auf Instagram: "Wenn du bei den Fouls fallen musst, falle, und wenn du auf dem Boden Zeit gewinnen musst, mach es. Weil alle anderen es auch machen."

Belgien freut sich auf "sein Endspiel"

Neymar selbst schien den internationalen Aufschrei zu überhören. Im Training alberte er mit seinen Teamkollegen herum, spielte mit seinem Sohn Davi Lucca und verabschiedete sich von ihm mit einer langen Umarmung. Für das Viertelfinale in Kasan verließen die Brasilianer endgültig ihr "Campo Bahia". Die Wohlfühloase in Sotschi am Schwarzen Meer nach dem Vorbild der deutschen Weltmeister 2014 mit Privatstrand, Familien und Freunden gleich nebenan und den Kindern beim Training sehen sie nicht wieder. Entweder reisen sie über St. Petersburg zum Finale nach Moskau - oder vorzeitig nach Hause.

Für Kompany und die Belgier ist dagegen das Viertelfinale schon das Endspiel. "Wir hätten lieber erst im Finale gegen Brasilien gespielt", gab der Abwehrchef zu, "aber dann ist das jetzt eben unser Finale." Eines, mit dem sich die goldene Generation um Eden Hazard, Kevin De Bruyne und Romelu Lukaku "definieren" könne. Das Belgien "auf ein höheres Niveau, das wir erreichen wollen, bringen" könne. Und noch viel weiter im Turnier: "Mein Plan ist: Freitag gewinnen, dann für St. Petersburg vorbereiten, dann für Moskau vorbereiten."

Individuelle Klasse trifft "schlaues Team"

Der individuellen Klasse der Brasilianer wollen die Roten Teufel mit "einem schlauen Team, das weiß, wie man zusammenspielt und für den anderen kämpft", entgegnen. Und mit der besten Offensive der WM: Zwölf Tore haben Lukaku und Co. bereits erzielt. Trainer Roberto Martinez hat die enorme Qualität seiner Spieler zur Entfaltung gebracht.

Sein Gegenüber Tite hat der Selecao nach dem 1:7-Trauma von Belo Horizonte im WM-Halbfinale gegen Deutschland eine stabile defensive Grundordnung verpasst, in der auch Neymar mitarbeiten muss. Erst ein Gegentor in vier Spielen ist das beeindruckende Ergebnis - und die Voraussetzung dafür, dass ein Geniestreich des schauspielernden Fußballstars schon zum Sieg reichen könnte.