27.02.2019 12:02 Uhr

Modeste: Bankplatz trotz Hammer-Comeback

Anthony Modeste macht Druck auf seine Sturmkollegen
Anthony Modeste macht Druck auf seine Sturmkollegen

"Wer kommt zurück von Ost nach West? Anthony Modeste!" oder "Wer plant schon das Aufstiegsfest? Der Effzeh mit Modeste!" Als der Fanliebling im November nach 16 Monaten beim chinesischen Erstligisten Tianjin Tianhai zum 1. FC Köln zurückkehrt, sind neue Strophen für das altbekannte Kurvenlied schnell gefunden.

Daran, dass der FC und Modeste noch so gut zusammenpassen wie bis zum Sommer 2017, haben die Fans offenbar keinen Zweifel. Doch wird Modeste seine Stellung als Stürmer Nummer Eins wirklich zurückerobern können?

In Sachen Torerfolg macht der Franzose im neuen alten Trikot jedenfalls da weiter, wo er vor anderthalb Jahren aufgehört hat. Gleich bei seinem Comeback am 22. Spieltag gegen den SC Paderborn markiert Modeste als Joker das zwischenzeitliche 2:0.

Beim 3:1-Heimsieg gegen den SV Sandhausen schnürt er nach seiner Einwechslung sogar noch einen Doppelpack. Drei Tore in zwei Kurzeinsätzen, im Schnitt alle elf Minuten ein Treffer - selbst für den erfahrenen Stürmer ist das eine starke Bilanz!

Und dennoch wird Modeste im Nachholspiel am Mittwoch (ab 19:30 Uhr imLiveticker) gegen Erzgebirge Aue wohl zunächst wieder auf der Bank Platz nehmen und seinen Kollegen Simon Terodde und Jhon Córdoba beim Stürmen zusehen. Glaubt man FC-Coach Markus Anfang, geht das für den Kolumbianer vollkommen in Ordnung: "Jeder Fußballer will spielen, auch Tony. Aber er ist auch realistisch."

Hintergrund: Nach seiner fristlosen Kündigung bei Tianjin Tianhai monatelang auf seine Spielberechtigung wartend, hat Modeste seit August kein Pflichtspiel mehr absolviert. Mit Blick auf den eng getakteten Spielplan hält sein Trainer ihn daher noch nicht fit genug für einen Einsatz über 90 Minuten: "Wir dürfen nicht das Risiko eingehen, in Aue jemanden zu bringen, der dann vier, fünf Tage Regeneration braucht."

Der Stürmer selbst hat nach dem Spiel gegen Sandhausen hingegen verlauten lassen: "Ich wäre gern schon früher gekommen."

Wertvoll für das Kölner Offensivspiel ist Modeste nach Ansicht des Trainers jedoch auch trotz geringer Einsatzzeiten: "Wir müssen eine Mannschaft aufstellen, die hundert Prozent geben kann, aber wir müssen auch nachlegen können. Wir sind sehr froh, mit Modeste eine weitere Option mit viel Qualität zu haben."

Simon Terodde durch Modeste gehemmt?

Dass Qualität in der Offensivabteilung der Domstädter keine Mangelware ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Jhon Córdoba traf in der laufenden Saison bereits elf Mal ins gegnerische Tor, Simon Terodde führt mit überragenden 23 Toren in 21 Spielen souverän die Torschützenliste der zweiten Bundesliga an.

Nichts neues für den 30-Jährigen: bereits im Dienste des VfL Bochum (2015/16) sowie des VfB Stuttgart (2016/17) ist er zum besten Torjäger des zweiten deutschen Spielklasse gekürt worden.

Doch ausgerechnet seit Modeste wieder mitwirken darf, läuft es bei Terodde nicht mehr rund. So bleibt der 1,92-Meter-Mann gegen den Tabellenvorletzten aus Sandhausen überaus blass und wird nach 78 Minuten ausgewechselt.

Für ihn kommt Anthony Modeste und führt den FC sogleich mit zwei Treffern zum Sieg - das erste Anzeichen einer Wachablösung im Angriff der Geißböcke? Jedenfalls rückt der Heimkehrer mit jedem Tor näher an die erste Elf heran.

Um zumindest zwei seiner drei Top-Stürmer einen Platz in der Startelf bieten zu können, hat FC-Coach Anfang im Herbst von einem 4-1-4-1-System auf eine 3-5-2-Formation mit Doppelspitze umgestellt. Abzuwarten bleibt, wer die dadurch entstandenen Startplätze in der Offensive langfristig bekleiden wird.

Fest steht für Anfang nur eines: "Keiner sitzt gerne draußen, keiner sitzt gerne auf der Tribüne. Aber jeder ist gerne Teil einer Mannschaft, die ihre Ziele erreicht."

Patricia Kamper