10.05.2019 09:12 Uhr

Matthäus: Klopp "eher ein Trainer für S04 als für Bayern"

Lothar Matthäus äußerte sich im Interview zum FC Bayern, BVB und FC Schalke 04
Lothar Matthäus äußerte sich im Interview zum FC Bayern, BVB und FC Schalke 04

Mit David Wagner hat der FC Schalke 04 seinen neuen Trainer gefunden. Laut Lothar Matthäus würde aber auch ein anderer Coach gut zum Revierklub passen: Jürgen Klopp vom FC Liverpool.

"Klopp kann von seinen Qualitäten her jeden Verein der Welt trainieren, dennoch weiß ich nicht, ob er der richtige Bayern-Trainer wäre", sagte Matthäus in einem "Sportbuzzer"-Interview mit Blick auf potenzielle Nachfolger für den immer wieder in der Kritik stehenden Niko Kovac vom FC Bayern München.

Klopp habe immer bei emotionalen Klubs wie FSV Mainz, Borussia Dortmund oder dem FC Liverpool gearbeitet. "Da passt er perfekt hin, das braucht er, davon lebt er. Von daher wäre er eigentlich eher ein Trainer für Schalke als für Bayern", so Matthäus.

Dass überhaupt Kritik an Kovac aufkommt, kann der Rekordnationalspieler letztlich nicht nachvollziehen. Der 47-Jährige habe die Bayern schließlich zu einem sehr schweren Zeitpunkt übernommen.

"Viele Spieler kamen mit der Riesenenttäuschung von der WM. Er hat Spieler, die ihren Höhepunkt vor drei, vier Jahren hatten, und dabei denke ich nicht nur an Robben und Ribéry, sondern auch an Neuer, Müller, Hummels, Boateng. Zudem hat er einige seiner Wunschspieler nicht bekommen", nahm Matthäus den Bayern-Coach in Schutz: "Deshalb finde ich, dass er bisher einen hervorragenden Job gemacht und das Optimum rausgeholt hat."

Matthäus kann fehlendes Kovac-Bekenntnis von Rummenigge verstehen

Allein die Meisterschaft wäre schon ein Erfolg, denn Kovac habe auch schwierige Phasen sehr gut gemeistert und moderiert, für die er nichts konnte, so Matthäus weiter, der dabei auch an die umstrittene Pressekonferenz der Münchner erinnert.

Eine Sache kritisierte Matthäus dann aber doch: Die häufigen Rotationen von Kovac zu Beginn der Saison. "Aber auch daraus hat er gelernt", ist sich der TV-Experte sicher.

Dass Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge zuletzt ein klares Bekenntnis zu Kovac vermieden hat, kann Matthäus trotz seiner Lobeshymnen nachvollziehen: "Warum soll er zum jetzigen Zeitpunkt auch ein Bekenntnis abgeben? Was, wenn Kovac noch die Meisterschaft verspielt und das Pokalfinale verliert? Wenn der Stürmer keine 15 Tore schießt, holt Bayern ja auch einen neuen."

Matthäus kritisiert Mentalität von BVB-Trainer Favre

In dem Interview äußerte sich Matthäus außerdem kritisch zum BVB. Im Zentrum seiner Kritik am Revierklub steht Trainer Lucien Favre. Der 61-Jährige mache zwar einen ordentlichen Job, "mehr aber nicht".

Gerade die fehlende Mentalität des BVB-Trainers ist Matthäus ein Dorn im Auge: "Auf dem Platz habe ich in den vielen Spielen, die der BVB noch hergegeben hat, auch niemanden gesehen, der die Jungs mal wachrüttelt oder emotional reagiert", so der 58-Jährige.

Matthäus hatte sich mehr Selbstvertrauen der Dortmunder gewünscht, als sie noch neun Punkte Vorsprung vor dem FC Bayern hatten. "Da hätte ich mir erwartet, dass mal jemand nach vorne geht, ein Zeichen setzt und sagt: Wir werden Meister", erklärte der Weltmeister von 1990. Das habe nichts mit Arroganz zu tun, sondern mit gesundem Selbstvertrauen.

Der BVB braucht "Drecksäcke"

Letztendlich habe der BVB zu wenig aus seinen Möglichkeiten gemacht. "Wenn ich immer höre, dass man vor der Saison Platz zwei unterschrieben hätte, will man damit aus meiner Sicht von den eigentlichen Problemen ablenken", monierte Matthäus: "Denn am Ende kann mir nach dieser Saison keiner erzählen, dass man zufrieden ist, wenn man Zweiter wird."

Zu diesen Problemen gehören laut dem siebenfachen deutschen Meister die fehlenden Mentalitätsspieler beim BVB. "Man braucht Drecksäcke, die die Mannschaft mitreißen – auch mal verbal", stellte Matthäus klar: "Das war in dieser Saison zu selten zu sehen. Da hat sich teilweise keiner mehr gewehrt."

Selbst ein Joshua Kimmich habe mit 22 Jahren schon mehr Zeichen gesetzt als Spieler wie Marco Reus, Mario Götze oder Axel Witsel zusammen. Insgesamt sieht Matthäus den BVB zwar für die kommenden Jahre gut aufgestellt, aber ob es dazu reicht, Bayern die Stirn zu bieten, wagt er zu bezweifeln.

Schalke wollte "plötzlich Ballett spielen statt malochen"

Ähnlich kritische Worte fand Matthäus für den FC Schalke 04. Gerade in der Einkaufspolitik habe der Revierklub sehr viele Fehler gemacht. "Mascarell, Stambouli, Bentaleb, Rudy oder Uth - alles Spieler, die bei ihren vorigen Klubs funktioniert haben, aber von der Mentalität und der Spielweise nicht nach Schalke passen", bemängelte Matthäus.

Die Kritik richtet sich dabei ganz klar gegen Ex-Manager Christian Heidel, "an dessen Beispiel man wieder sieht, dass auch nicht jeder gute Manager zu jedem Klub passt". Man habe "plötzlich Ballett spielen statt malochen" wollen.

Heidel habe in Mainz zwar gute Arbeit gemacht. "Aber da hat ihm auch keiner reingeredet, da war weniger Druck da, weniger Geld. Auf Schalke haben wir plötzlich einen ganz anderen Heidel gesehen, der im Nachhinein eine Fehlbesetzung war", so Matthäus.