26.05.2019 16:40 Uhr

RB mit Kampfansage: Haben "sehr viel mehr Potenzial"

Was können Ralf Rangnick und RB Leipzig noch erreichen?
Was können Ralf Rangnick und RB Leipzig noch erreichen?

Bei RB Leipzig war der Frust nach der Finalpleite riesig. Doch der Klub gab sich kämpferisch und will im nächsten Jahr wieder ins Pokalfinale.

Als der Sonderzug mit dem RB-Tross am Sonntag pünktlich um 12.10 Uhr den Berliner Hauptbahnhof verließ, konnten die Spieler schon wieder lachen. Timo Werner scherzte beim Einstieg in den Zug mit Kapitän Willi Orban. Die große Enttäuschung nach der 0:3 (0:1)-Pleite im Pokalfinale gegen Bayern München am Vortag war schon etwas verflogen.

Rund 200 Fans begleiteten die RB-Kicker auf der zweistündigen Fahrt Richtung Leipzig. In der Mitte des Zuges wurde extra ein Partywaggon mit Tanzfläche eingerichtet. "Die Leute haben uns im Zug viel Positives gegeben. Ich bin stolz, beim Pokalfinale dabei gewesen zu sein", sagte Orban. Der Klub wollte sich mit der Aktion bei den Anhängern bedanken und ließ die Feier in Leipzig auf der großen Festwiese am Stadion ausklingen.

Einige Stunden zuvor hatte RB-Boss Oliver Mintzlaff auf dem nächtlichen Bankett im noblen Berliner Hilton-Hotel den Partybefehl gegeben. "Lasst es krachen, gebt richtig Gas", rief Mintzlaff den Profis und ihren Frauen zu. "Wir standen im Pokalfinale. Das ist der großartigste Tag, den der Verein bislang hatte", betonte der Geschäftsführer.

"Die Enttäuschung ist groß"

Doch die Frust-Party begann schleppend. Bei Ralf Rangnick saß die Enttäuschung über die Pleite im ersten Endspiel des Klubs besonders tief. Für den 60-Jährigen war es das letzte Spiel als Trainer, zur neuen Saison kommt Julian Nagelsmann. Als ihm DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius im Stadion die Medaille umhängen wollte, wehrte er dankend ab und nahm die Plakette in die Hand. "Die Enttäuschung ist groß, denn wir hätten das Spiel nicht verlieren brauchen", meinte Rangnick.

Auch die Spieler waren geknickt. Zehn Jahre nach der Gründung ihres Vereins wollten sie den ersten Titel, waren in den ersten 30 Minuten auch besser. Yussuf Poulsen (11.) hatte die große Chance zum 1:0, doch Neuer rettete mit einem Weltklassereflex gegen seinen Kopfball. "Er hat die Bayern im Spiel gehalten, ein Top-Keeper", meinte Poulsen.

Auch im zweiten Durchgang waren die Emporkömmlinge aus Leipzig dem Ausgleich nahe. Emil Forsberg (47.) lief allein auf Bayerns Keeper zu. "Ich bin zu nah an Neuer herangekommen, dann wollte ich an ihm vorbeischießen, doch er hat ihn super gehalten", lobte der Schwede. Kurz darauf scheiterte Werner, der unauffällig blieb und kein Empfehlungsschreiben für einen Wechsel zu den Bayern abgeben konnte.

RB Leipzig will weiterhin mit Werner verlängern

"Danke, schönen Abend noch", waren die einzigen Worte, die dem 23-Jährigen nach dem Spiel zu entlocken waren. Fraglich ist, ob die Bayern den Nationalstürmer noch wollen. RB drängt auf eine Entscheidung. "Wir wollen ihn immer noch verlängern. Das wissen Timo und sein Berater. Das gilt es dann jetzt auch relativ zügig zu entscheiden", sagte Mintzlaff.

Die Leipziger Spieler schienen aber auch Gefallen am Finale gefunden zu haben und versprachen die Rückkehr fürs nächste Jahr. "Wir kriegen einen neuen Trainer, neuen Input", sagte Orban. "Wir werden uns verbessern und dann vielleicht hier gegen die Bayern auf Augenhöhe antreten", sagte Orban. "Wir kommen wieder", versprach Forsberg.

Auch Rangnick erhofft sich unter Nagelsmann eine weitere Steigerung. "Dass in der Mannschaft noch sehr viel mehr Potenzial steckt, ist klar", sagte der RB-Macher, der in der neuen Spielzeit nur noch Sportdirektor ist. Der Weg, den Abstand zu den Bayern zu verringern, werde aber nicht über Geld gehen, "sondern so, dass wir weiter kluge, schlaue Transfers machen", so Rangnick.

Die Aussichten sind eigentlich blendend. Der Klub hat sich zum zweiten Mal für die Champions League qualifiziert, kann sich auch durch gesteigerte TV-Einnahmen auf Zusatzeinnahmen von 50 Millionen Euro freuen. Zwei, drei Spieler sollen noch kommen. Für Mintzlaff Grund genug, Euphorie zu verbreiten: "Nach einmal oder nach zweimal schlafen wird uns allen bewusst, was wir in dieser Saison alles erreicht haben."