29.10.2019 10:22 Uhr

Havertz bei Bayer: Bodenwellen auf der Überholspur

Für Kai Havertz läuft es zur Zeit nicht komplett rund
Für Kai Havertz läuft es zur Zeit nicht komplett rund

Nicht nur der FC Bayern ist interessiert: Kai Havertz steht bei nahezu jedem europäischen Topklub auf dem Wunschzettel. In dieser Saison konnte das Ausnahmetalent von Bayer Leverkusen bislang den hohen Erwartungen aber noch nicht gerecht werden.

Am vergangenen Sonntag gab es neue Gerüchte um Kai Havertz. Angeblich will der englische Fußball-Rekordmeister Manchester United angesichts seiner aktuellen Krise schon im Winter Bayer Leverkusens Ausnahmetalent auf die Insel holen. Die im Raum stehende Ablösesumme von 100 Millionen Euro sei kein Problem, schrieb der "Mirror".

Derzeit hat der 20-Jährige, der wohl auch bei Paris Saint-Germain, Real Madrid, dem FC Barcelona und natürlich beim deutschen Rekordchampion in München für den kommenden Sommer als Neuzugang gehandelt wird, aber ganz andere Sorgen. Wegen einer Magenverstimmung konnte der siebenmalige Nationalspieler am vergangenen Samstag das 2:2 zwischen Bayer und Werder Bremen in der Liga nur in einer Loge der BayArena verfolgen.

Bayer-Trainer Peter Bosz hoffte, dass Havertz rechtzeitig für das Zweitrundenspiel im DFB-Pokal gegen Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn wieder fit wurde. Denn auch wenn der Jungstar in dieser Spielzeit noch nicht an seine großartige Leistung aus der Vorsaison, als er Bayer mit 17 Toren maßgeblich in die Champions League schoss, anknüpfen konnte, ist der Mittelfeldspieler für seinen Coach unverzichtbar. Immerhin stand er gegen Argentinien und in Estland erstmals in der Startelf der Nationalmannschaft und erzielte beim 2:2 gegen die Südamerikaner sein erstes Länderspieltor.

Havertz wird "in einem anderen Verhältnis gesehen"

Dass es für Havertz nach drei Jahren auf der Überholspur aktuell nicht ganz rund läuft, hat vielfältige Gründe. Einer könnte sein, dass er seinen zu Borussia Dortmund abgewanderten kongenialen Partner Julian Brandt verloren hat. Ein anderer könnte die veränderte Wahrnehmung seiner Person sein. "Natürlich wird man jetzt in einem anderen Verhältnis gesehen als vielleicht in den letzten ein, zwei Jahren", sagte Havertz bei "Sky".

Er selbst könne die Situation gut einschätzen, fuhr er fort: "Klar ist, dass mittlerweile viel Druck auf einem ist, und dass die Leute was von einem erwarten. Man muss einfach jedes Spiel liefern." Nur zwei Tore in acht Bundesliga-Einsätzen und kein Treffer in den bisherigen drei Gruppenspielen der Königsklasse sind sicherlich für seine Verhältnisse zu wenig, auch wenn dies keiner im Klub offen ausspricht.

"Kai ist sehr geerdet und weit weg von einer Krise. Es kann auch nicht sein, dass jeder Schuss ein Treffer ist. Das kommt alles wieder", sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler. Der ehemalige Weltklassestürmer spricht aus eigener Erfahrung.

Auch Sportchef Simon Rolfes sieht keinen Grund zur Sorge: "Dass es nach vielen erfolgreichen Spielen auch mal eine Phase gibt, in der es nicht so klappt, gehört zu einer Karriere und Entwicklung dazu. Das ist eine gute Schulung. Kai wird das noch stärker machen."

Bayer-Kapitän Lars Bender weiß, wie die Mannschaft Havertz helfen kann. "Wir müssen ihm den Druck ein bisschen nehmen", sagte er bei "Sky" und sagte weiter: "Er muss das Gefühl haben, dass er immer noch ein junges Talent ist, dass er Spiele haben darf, die nicht so toll sind, dass er auch Momente haben kann, in denen er nicht glänzt."