FC Schalke sieht keinen Vorteil im "Geisterderby"

Der FC Schalke 04 reist mit vielen Problemen zum Revierderby in Dortmund, die Fans sollen zu Hause bleiben.
Die berüchtigte Gelbe Wand wird grau, das größte Stadion der Fußball-Bundesliga bleibt leer: Schalke 04 muss beim 178. Revierderby nicht gegen mehr als 70.000 Dortmunder Fans anspielen - einen Vorteil sehen die Königsblauen aber nicht. "Nein, das würde ich nicht sagen", meinte Stürmer Guido Burgstaller vor dem "Geisterderby" am Samstag (15:30 Uhr): "Unsere Fans waren da immer sehr laut - wir haben gute Erinnerungen an Dortmund."
In der Tat jubelten zuletzt vor allem die Schalker Fans in der BVB-Arena. Im vergangenen Jahr raubten die Gelsenkirchener in Abstiegsnot dem Erzrivalen mit einem sensationellen 4:2 die Titelchance, zwölf Monate zuvor hatten sie im "Jahrhundertderby" aus einem 0:4 ein 4:4 gemacht.
Das erste Revierderby ohne Zuschauer
Ein solches Erfolgserlebnis könnten die Königsblauen, die seit 2015 nicht mehr in Dortmund verloren haben, wieder sehr gut gebrauchen. Nach sieben Spielen ohne Sieg mit nur zwei eigenen Toren droht bei einer weiteren Niederlage der Sturz aus den Europapokalplätzen. Deshalb ist das erste Derby ohne Zuschauer "ein Spiel, das wir gewinnen wollen in unserer Situation - leider ohne Fans", sagte Burgstaller: "Aber das nehmen wir an."
Wegen der Corona-Pandemie wird nicht nur der Ruhrpottklassiker zum Geisterspiel, auch die übliche Einstimmung darauf fällt weg. Schalke trainiert seit Anfang der Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit, diesmal machen nicht mehrere Tausend Fans beim Abschlusstraining die Spieler zusätzlich heiß. Auch nach Dortmund begleiten sollen die Anhänger das Team nicht. Der BVB forderte seine Fans bereits auf, die Umgebung des Stadions zu meiden, "Verantwortung zu zeigen und damit sich und andere Menschen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen".
Wagner setzt auch beim BVB auf Beton-Taktik
Ein erneuter Schalker Coup beim Erzrivalen scheint derzeit ähnlich unmöglich wie vor knapp elf Monaten, als Retter Huub Stevens völlig überraschend mit dem Abstiegskandidaten beim Titelanwärter triumphierte. "Damals war die Situation noch schwieriger als jetzt", meinte Mittelfeldspieler Amine Harit. Schalke war auf Platz 15 abgestürzt, hatte aber aus den vier Spielen zuvor zumindest vier Punkte und einen Sieg geholt. Aktuell sind Harit und Co. zwar noch immer Sechster, warten aber seit dem Rückrundenstart vor acht Wochen (2:0 gegen Borussia Mönchengladbach) auf einen Dreier.
Die Personalsituation ist weiter extrem angespannt, sechs Stammspieler fehlen verletzt, darunter die Leistungsträger Suat Serdar, Omar Mascarell und Ozan Kabak. Wie schon beim 0:1 im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Bayern München und beim 1:1-Langweiler gegen die TSG Hoffenheim wird Trainer David Wagner auch in Dortmund auf seine Beton-Taktik setzen: Fünfer-Abwehrkette, keine "Zehn" im Mittelfeld, lange Bälle nach vorne.
"Das sieht nicht so toll aus", gab Burgstaller zu, "aber es ist der Situation geschuldet." Zumindest eines bleibt den Schalker erspart: Pfiffe im Derby wegen ihrer unansehnlichen Spielweise.