22.09.2020 19:30 Uhr

Als Robert Lewandowski "nur verbrannte Erde" hinterließ

Robert Lewandowski erlebte im September 2015 mit dem FC Bayern einen magischen Abend
Robert Lewandowski erlebte im September 2015 mit dem FC Bayern einen magischen Abend

Seit Jahren beeindruckt Robert Lewandowski mit Toren am Fließband in der Fußball-Bundesliga. Eine seiner größten Sternstunden hatte der Stürmer des FC Bayern zweifelsohne am 22. September 2015, als er binnen weniger Minuten Geschichte schrieb.

"Lewandowski hinterlässt nur verbrannte Erde!", titelte "sport.pl" aus Lewandowskis polnischer Heimat. Der englische "Mirror" blickte auf "die wohl beeindruckendsten zehn Minuten dieses Jahrzehnts" zurück, für die italienische "Gazzetta dello Sport" war der Bayern-Stürmer fortan nur noch ein "Marsmensch".

Und selbst Star-Trainer Pep Guardiola hatte in seiner Karriere "so etwas überhaupt noch nicht erlebt". Die Fußball-Welt staunte nach jenem, eigentlich gewöhnlichen, 6. Spieltag der Saison 2015/16 im deutschen Oberhaus. Und sie staunte zurecht.

Denn: Robert Lewandowski hatte gegen den VfL Wolfsburg in nur 8:59 Minuten den schnellsten Fünferpack der Bundesliga-Geschichte erzielt - nach Einwechslung wohlgemerkt.

Dabei hatte dieser magische Abend für den deutschen Rekordmeister keineswegs einen guten Anfang genommen.

Fehlstart für Guardiolas FC Bayern

Zwar startete Bayern Münchens Coach Pep Guardiola die letzte seiner insgesamt drei Spielzeiten an der Säbener Straße fulminant, gewann die ersten fünf Partien allesamt. Und auch Robert Lewandowski zeigte sich mit drei Saisontoren früh in guter Verfassung. Allerdings plagten den Polen am Wochenende zuvor lästige Sprunggelenksprobleme, das Spiel gegen den SV Darmstadt 98 (3:0) fand daher ohne den Goalgetter statt.

Und auch gegen die von Dieter Hecking trainierten Wolfsburger verzichtete Guardiola drei Tage später zunächst auf seinen Top-Torjäger. Stattdessen sollten Thomas Müller, Douglas Costa und Mario Götze in der Offensive wirbeln. Ein Plan, der nicht aufging.

Nicht nur fehlte es dem FC Bayern gegen die kompakte VfL-Hintermannschaft an Durchschlagskraft, die Pep-Elf geriet obendrein nach 26 Minuten in Rückstand. Daniel Caligiuri brachte die Wölfe nach Vorarbeit von Julian Draxler auf Kurs, manche witterten zur Pause gar die Sensation.

Bayern-Star Lewandowski glaubt an Kräfte "von oben"

Nur Lewandowski hat Platz auf der Münchner Anzeigetafel
Nur Lewandowski hat Platz auf der Münchner Anzeigetafel

Doch Pep Guardiola hatte noch ein Ass im Ärmel: Robert Lewandowski. Der an jenem Abend enttäuschende Mittelfeldregisseur Thiago blieb in der Kabine, Lewandowski sortierte sich sofort im Sturmzentrum ein. Schon gegen Hoffenheim (2:1) und Augsburg (2:1) hatte der Angreifer sein Team nach Rückstand auf die Siegerstraße gebracht. 

Zwischen der 51. und 60. Spielminute zerlegte er den Gast aus Wolfsburg dann nach allen Regeln der Kunst - mal mit links, mal mit rechts, mal per Seitfallzieher.

In nur 3:22 Minuten erzielte er den schnellsten Hattrick der Bundesliga-Geschichte. Nur 5:42 Minuten brauchte er für den schnellsten Viererpack. Und die knapp neun Minuten für seine fünf Treffer dürften auf ewig unerreicht bleiben.


>> Der Liveticker zu Lewandowskis Fünf-Tore-Gala zum Nachlesen


"Ich weiß nicht, ob das wieder ein Spieler schaffen kann. Da muss alles passen: Glück, Topform und das Spiel", meinte Lewandowski hinterher. Das Rekordspiel hatte auch für ihn etwas Mystisches: "Jemand von oben wollte, dass ich fünf Tore schieße."

Am Ende jener Saison holte sich der damals 27-Jährige wenig überraschend mit 30 Treffern die Torjägerkanone und gewann mit dem FC Bayern das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal. Der 22. September 2015, "dieser historische Tag", so Robert Lewandowski selbst, wird mit Sicherheit "bis zum Ende meines Lebens" in Erinnerung bleiben.

Gerrit Kleiböhmer