30.11.2020 15:57 Uhr

Entschieden: Joachim Löw bleibt Bundestrainer

Bleibt vorerst Bundestrainer: Joachim Löw
Bleibt vorerst Bundestrainer: Joachim Löw

Joachim Löw darf weitermachen. Der Rekord-Bundestrainer erhält vom Deutschen Fußball-Bund auch nach der geschichtsträchtigen 0:6-Niederlage in Spanien das Vertrauen und soll die Nationalmannschaft bei der EM 2021 zum Erfolg führen.

"Gemeinsam geht der Blick zielgerichtet und fokussiert auf die weitere EM-Vorbereitung im nächsten Jahr", teilte der DFB nach mehreren Konferenzen mit. Das DFB-Präsidium habe "einvernehmlich festgehalten, den seit März 2019 eingeschlagenen Weg der Erneuerung der Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw uneingeschränkt fortzusetzen".

Löw ist seit mehr als 14 Jahren DFB-Chefcoach und krönte sich nach mehreren starken Turnieren 2014 mit dem WM-Titel in Brasilien. Ab dem WM-Vorrundenaus als Titelverteidiger in Russland 2018 wuchs die Kritik an dem Trainer. Löw vollzog während der EM-Qualifikation für das im Sommer 2021 bevorstehende Turnier einen Umbruch und sortierte unter anderem das Trio Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller aus.

Nach der Klatsche von Sevilla geriet Löw unter Druck wie nie zuvor. Experten und Medien forderten einen sofortigen Rücktritt, das von seinem Vorgesetzten Bierhoff ausgesprochene Vertrauen stoppte nicht die folgenden hitzigen Debatten über eine sofortige Trennung.

Löw hat bereits die WM 2022 im Blick

Löw hat beim DFB einen Kontrakt bis 2022, er ist vertraglich also nicht nur bis zur paneuropäischen EM, sondern darüber hinaus bis zur WM in Katar an den größten Sportfachverband der Welt gebunden.

"Der Bundestrainer wird alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um mit der Mannschaft eine begeisternde EM 2021 zu spielen", teilte der DFB mit. "Zustimmung erhält auch die Einschätzung des Bundestrainers, dass nachfolgende Turniere - konkret die WM 2022 in Katar und die EM 2024, die im eigenen Land stattfindet - als Perspektiven und sportliche Ziele bereits zum jetzigen Zeitpunkt in den weiteren sportlichen und personellen Überlegungen eine Rolle spielen müssen."

Sieben Monate vor der EM geht der DFB damit den eingeschlagenen Weg des Bundestrainers weiter mit. Löw hatte noch in Sevilla eine Aufarbeitung der höchsten Niederlage seiner Amtszeit angekündigt. Das 0:6 hat heftige Nachwirkungen, schließlich bleibt bis zum Start in die Vorbereitung für das Endturnier mit drei Heimspielen gegen Frankreich, Portugal und Ungarn nur noch eine Länderspiel-Phase im März. Die Kontrahenten werden bei der Auslosung am 7. Dezember in Zürich ermittelt.

Das siebte große Turnier als Chefcoach wird nun einen weiteren alleinigen Rekord für den Bundestrainer bedeuten. Der Coach, der 189 Länderspiele begleitete und länger im Amt ist als alle anderen derzeitigen Nationaltrainer weltweit, könnte damit im kommenden Sommer sogar die Marke von 200 Länderspielen knacken.


Die Erklärung des Deutschen Fußball-Bundes vom 30. November im Wortlaut:

DFB-Spitze unterstützt Joachim Löw auf weiterem Weg mit der Nationalmannschaft

Das DFB-Präsidium hat am heutigen Montag in einer Telefonkonferenz einvernehmlich festgehalten, den seit März 2019 eingeschlagenen Weg der Erneuerung der Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw uneingeschränkt fortzusetzen. Das Präsidium folgte damit einer Empfehlung des Präsidialausschusses und von Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaften & Akademie.

Am Montagvormittag hatten sich zunächst die Mitglieder des Präsidialausschusses (Präsident Fritz Keller, 1. Vizepräsident Amateure Rainer Koch, 1. Vizepräsident Profifußball Peter Peters, Schatzmeister Stephan Osnabrügge; Generalsekretär Friedrich Curtius fehlte krankheitsbedingt) mit Oliver Bierhoff und Joachim Löw in Frankfurt am Main getroffen. Es war dem Bundestrainer wichtig, in einem offenen, konstruktiven und intensiven Austausch die aktuelle Lage, die Niederlage gegen Spanien und die bevorstehenden Monate bis zur Europameisterschaft zu erörtern. Dabei hat Joachim Löw die Beteiligten über seine Einschätzungen, Vorstellungen und die weiteren Planungen informiert. Die Mitglieder des Präsidialausschusses stellten übereinstimmend fest, dass die hochqualitative Arbeit des Trainerstabes, das intakte Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer sowie ein klares Konzept für das bisherige und weitere Vorgehen zählen. Ein einzelnes Spiel kann und darf nicht Gradmesser für die grundsätzliche Leistung der Nationalmannschaft und des Bundestrainers sein.

Das DFB-Präsidium ist sich einig: Auf dem Weg zur EM 2021 sind bereits wichtige sportliche Ziele erreicht worden - darunter die EM-Qualifikation, der Verbleib in Liga A der Nations League und die Positionierung im ersten Lostopf bei der WM-Qualifikation. Entsprechend hat Joachim Löw weiterhin das Vertrauen des DFB-Präsidiums.

In dem Gespräch mit dem Bundestrainer und in der nachfolgenden Telefonkonferenz des DFB-Präsidiums ist die Niederlage der Nationalmannschaft gegen Spanien ebenfalls diskutiert worden. Für alle - die Spieler, den Bundestrainer, den DFB, die Fans und die fußballinteressierte Öffentlichkeit - war das 0:6 gegen Spanien eine Enttäuschung.

Gemeinsam geht der Blick zielgerichtet und fokussiert auf die weitere EM-Vorbereitung im nächsten Jahr. Es besteht die feste Überzeugung, dass Joachim Löw und sein Trainerteam trotz einer für alle herausfordernden Situation erfolgreiche Spiele und Ergebnisse liefern werden. Der Bundestrainer wird alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um mit der Mannschaft eine begeisternde EM 2021 zu spielen. Zustimmung erhält auch die Einschätzung des Bundestrainers, dass nachfolgende Turniere - konkret die WM 2022 in Katar und die EM 2024, die im eigenen Land stattfindet - als Perspektiven und sportliche Ziele bereits zum jetzigen Zeitpunkt in den weiteren sportlichen und personellen Überlegungen eine Rolle spielen müssen.