08.12.2020 09:34 Uhr

Jähes Ende eines katarischen Traums

Ex-HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga hat wohl keine Zukunft bei Al Arabi
Ex-HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga hat wohl keine Zukunft bei Al Arabi

Königliches Gehalt, Sonne satt, kurze Wege - ein Engagement in Katar klingt für viele Fußball-Profis durchaus lukrativ. Pierre-Michel Lasogga ging es bei seinem Wechsel vom Hamburger SV zu Al Arabi SC im Sommer 2019 aber nicht nur darum.

"Ich bin noch nicht weg vom Fenster", stellte der 28-Jährige Anfang des Jahres im Gespräch mit der "Sport Bild" klar. Er wolle in der Qatar Stars League nicht nur üppiges Salär einstreichen, sondern vielmehr dem katarischen Fußball seinen "Stempel aufdrücken", seine "eigene Geschichte" im Emirat schreiben.

Doch dieser Traum nimmt wohl ein jähes Ende. Seit einem Kurzeinsatz Anfang September stand Lasogga nicht mehr im Kader von Al Arabi. Auf der Website des Klubs wird der ehemalige HSV-Stürmer nicht einmal in der Spielerliste geführt.

Und mehr noch: Laut der arabischen Tageszeitung "Al Raya" hat Lasogga seinen Kaderplatz gänzlich verloren und ist durch Neuzugang Mehdi Torabi ersetzt worden. Durch die Verpflichtung des Iraners im Oktober diesen Jahres habe Al Arabi die erlaubte Grenze von fünf ausländischen Spielern im Kader überschritten, weshalb Lasogga Platz machen musste.

Ein weiteres Indiz für ein Aus bei Al Arabi: Im Gegensatz zu sonst teilte Lasogga schon länger keine Inhalte über seinen Klub mehr bei Instagram oder Twitter, sondern beschränkte sich bei seinen Posts auf sein Privatleben.

Dabei galt Lasogga bei seiner Verpflichtung als großer Hoffnungsträger. Mit der Hilfe des einstigen deutschen U21-Nationalspielers wollte Al Arabi an alte Erfolge anknüpfen. Die katarische Meisterschaft wurde zuletzt 1997 gewonnen.

Den großen Erwartungen wurde Lasogga in seiner Premierensaison zumindest im Ansatz gerecht. In 20 Spielen erzielte er sieben Treffer und bereite fünf weitere Tore vor, zum Titel reichte es dennoch nicht. Seit Februar 2020 ist die Tormaschinerie Lasogga allerdings im Wartestand.

Kein versöhnlicher Abschied vom HSV

Dass der 28-Jährige durchaus in der Lage ist, Tore zu schießen, stellte er in der Bundesliga unter Beweis. In 138 Partien für den Hamburger SV traf er 49 Mal, für Hertha BSC netzte er in 69 Spielen 24 Mal.

Obwohl Lasogga den HSV mehrfach vor dem Abstieg bewährte, verlief sein Abschied im Sommer 2019 nicht ganz reibungslos. An dem Wechsel Lasoggas ins fußballerisch eher wenig glamouröse Katar habe man gesehen, "dass wir vielleicht nicht so falsch liegen bei dieser sportlichen Entscheidung", trat Präsident Marcell Jansen gegen den Ex-Profi nach.

Auch Lasogga ließ kein gutes Haar an seinem Ex-Klub. Bei den Hanseaten sei es "sehr chaotisch" zugegangen. "Vielleicht hätte meine Karriere einen anderen Verlauf genommen, wenn ich bei einem Topklub gespielt hätte, bei dem nicht so viel Unruhe herrschte. Es war nicht immer einfach beim HSV", stichelte der Offensivspieler.

BVB-Profi Witsel als Vorbild?

Eine Rückkehr aus dem fußballerischen Niemandsland nach Europa - wenn auch nicht zum HSV - kann sich Lasogga durchaus vorstellen: "Es gibt einige Spieler, die bewiesen haben, dass das möglich ist." Als Vorbild dient Axel Witsel, der 2017 nach China wechselte und inzwischen die Fäden im Mittelfeld des BVB zieht.

"Ich lasse nicht den Schlendrian einziehen und denke mit 28 noch lange nicht ans Karriereende", betonte Lasogga Anfang des Jahres. Sollte er trotz seines Vertrages bis 2022 tatsächlich keine Zukunft mehr in Katar haben, muss er sich aber wohl schnell nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. Je weniger Spielpraxis er sammelt, desto schwieriger gestaltet sich die Suche - gerade in Europa.

Lissy Beckonert