13.01.2021 13:07 Uhr

Warum Alabas Abschiedstour so holprig verläuft

Beim FC Bayern gesetzt, aber nicht konstant: David Alaba
Beim FC Bayern gesetzt, aber nicht konstant: David Alaba

Der Formverlust von David Alaba gibt dem FC Bayern Rätsel auf. Gegen die These, dass die andauernden Gerüchte um seine Zukunft mitverantwortlich für die mäßigen Leistungen sind, wehrt sich der Österreicher entschieden. Was steckt tatsächlich dahinter?

Am vergangenen Wochenende hatte Alaba die ständigen Nachfragen endgültig satt. "Ich persönlich finde nicht, dass es für mich diese Saison so schlecht läuft und ich habe meinen Spielstil im Gegensatz zu letztem Jahr nicht verändert", stellte der 28-Jährige in der "Bild" unmissverständlich klar. Der Tenor: Sucht Euch einen anderen Sündenbock!

Ein Blick auf die letzten Alaba-Auftritte genügt jedoch, um zu verstehen, dass auch der erfahrene Defensivmann seinen Anteil an der jüngsten Gegentorflut hat. Bei der vollkommen überflüssigen 2:3-Niederlage der Münchner in Gladbach kam Alaba viel zu oft den entscheidenden Schritt zu spät.

Nur unwesentlich besser lief es eine Woche zuvor beim letztlich deutlichen 5:2-Erfolg gegen Mainz 05, dem allerdings ein Zwei-Tore-Rückstand vorausgegangen war. Auch gegen das aktuelle Bundesliga-Schlusslicht enttäuschte der Linksfuß. Ebenso bezeichnend ist seine Zweikampfquote, die 2020/2021 bei mickrigen 51,22 Prozent liegt.

Als Alleinschuldiger taugt Alaba selbstredend nicht, seine Nebenmänner, allen voran der zuletzt extrem unsichere Benjamin Pavard, stecken mindestens genauso tief im Formsumpf. Der Unterschied: Keiner von ihnen kokettiert mit einem Wechsel.

Poker zwischen Alaba und dem FC Bayern endet mit einem Knall

Rund um Alaba hat sich dagegen eine waschechte Posse entwickelt. Ende Juni läuft der Vertrag des vom Außen- zum Innenverteidiger umgeschulten Allrounders an der Säbener Straße aus. Gespräche über eine Verlängerung scheiterten im Oktober mit einem gehörigen Knall.

Zuvor hatte die Führungsriege des deutschen Rekordmeisters kaum eine Möglichkeit ausgelassen, öffentlich zu beteuern, alles an eine Fortsetzung der Zusammenarbeit zu setzen. Alaba vermied seinerseits ein klares Bekenntnis zu seinem Haus-und-Hof-Klub.

Wohl auch, da er die verbale Wertschätzung in Zahlen umgesetzt sehen und zu den Topverdienern Manuel Neuer und Robert Lewandowski aufschließen wollte. Mit Verweis auf Insider berichtete der "kicker", dass Alaba 17 bis 20 Millionen Euro pro Jahr gefordert haben soll - der FC Bayern winkte ab und ließ verbale Spitzen folgen.

Alaba-Berater Pini Zahavi, der im August 2019 unter anderem Lewandowskis Rekordvertrag ausgehandelt hatte, denke "in anderen Dimensionen", verdeutlichte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Verrücktheiten", wie der Agent sie von anderen Klubs kenne, werde der FC Bayern nicht mitmachen.

Nicht das erste Mal, dass sich die Bayern-Bosse wenig begeistert vom "geldgierigen Piranha" (O-Ton: Ex-Präsident Uli Hoeneß) Zahavi zeigten. Das Ende vom Lied: Das Angebot zur Verlängerung wurde medienwirksam zurückgenommen.

Alaba rechtfertigt Flicks Vertrauen nur sporadisch

Seither sind rund zehn Wochen ins Land gezogen, in denen Alaba entweder durch fahrige Auftritte oder mögliche neue Arbeitgeber in die Schlagzeilen gelangte. Real Madrid und der FC Liverpool sollen die heißesten Kandidaten sein.


Mehr dazu: So ist der Stand im Wechsel-Poker um David Alaba


Parallel zu den Spekulationen gelang es dem 76-fachen Nationalspieler Österreichs immer seltener, auf dem Platz zu überzeugen. Das Vertrauen von Trainer Hansi Flick rechtfertigte er nur sporadisch.

In der Abwehrzentrale wirkt Alaba nicht vollends glücklich. Probleme im Stellungsspiel sind unverkennbar, zudem kann er aus der letzten Linie heraus seine immensen Offensiv-Qualitäten kaum einbringen.

Auf seinen beiden bevorzugten Positionen haben mittlerweile aber andere Spieler die Nase vorn: Hinten links wechseln sich Youngster Alphonso Davies und Weltmeister Lucas Hernández ab, auf der Sechs führt an Joshua Kimmich und Leon Goretzka kein Weg vorbei.

So bleibt Alaba nur die ungeliebte Rolle als Innenverteidiger, die er, ganz der Teamplayer, in der Triple-Saison übernommen hatte, als Not am Mann war. Damals machte er seine Sache so gut, dass Flick keinen Grund sah, die Kette wieder umzubauen.

Aus beim FC Bayern mit bitterem Beigeschmack

Am Mittwochabend dürfte Alaba auch beim verspäteten Pokalspiels des FC Bayern bei Holstein Kiel (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) wieder zur Startformation gehören. Für den 28-Jährigen eine neue Gelegenheit, seinen Rhythmus wiederzufinden.

Lässt er sich indes auch vom frechen Zweitliga-Dritten überrumpeln, sind weitere Negativ-Schlagzeilen unausweichlich Denn: Alaba steht weiter unter besonderer Beobachtung.

Schafft es der gebürtige Wiener nicht bald, sich zu stabilisieren, dürfte sein wahrscheinlicher Abschied aus München einen noch bitteren Beigeschmack bekommen als ohnehin schon.

Heiko Lütkehus