15.04.2021 15:57 Uhr

Kandidatencheck: Wer könnte für Hansi Flick übernehmen?

Läuft seine Zeit beim FC Bayern schon bald ab? Trainer Hansi Flick (li.)
Läuft seine Zeit beim FC Bayern schon bald ab? Trainer Hansi Flick (li.)

Seit Wochen verdichten sich die Anzeichen, dass Hansi Flick aufgrund der anhaltenden Querelen mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic seinen Trainerposten beim FC Bayern aus eigenen Stücken zur Verfügung stellen wird. Die Liste an möglichen Nachfolgern ist schon jetzt lang.

Lothar Matthäus lehnte sich in dieser Woche in seiner Funktion als "Sky"-Experte einmal mehr weit aus dem Fenster. "Ich bin überzeugt, dass Hansi Flick nach dieser Saison nicht mehr Bayern-Trainer ist", so des Rekordnationalspielers gewagte These.

Innerhalb des FC Bayern dürften die Verantwortlichen längst Strömungen vernommen haben, in welche Richtung Flicks Tendenz geht – und folglich potenzielle Nachfolger zumindest ins Auge gefasst haben. sport.de macht den Kandidatencheck.

  • Julian Nagelsmann (RB Leipzig)

Seitdem der Bayern-Konflikt mehr und mehr ausartet, ist der Name Julian Nagelsmann wieder in den Vordergrund gerückt. Schon während seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim wurde er mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Der Rekordmeister wollte Nagelsmann einst im Nachwuchsbereich installieren – Patriarch Uli Hoeneß führte die damaligen Verhandlungen.

Und auch nachdem Jupp Heynckes sein Amt zum zweiten Mal niederlegte, war Nagelsmann einer der Topfavoriten. Es wäre schon fast verwunderlich, sollte der gebürtige Bayer nicht irgendwann einmal auf dem FCB-Trainerstuhl landen.

Ob RB Leipzig dem Trainertalent für diesen Sommer allerdings die Freigabe erteilen wird, ist offen. "Sport1" schrieb bereits von einer Ablöseforderung zwischen 15 und 20 Millionen Euro, was Nagelsmann zum teuersten Trainer der Bundesliga-Geschichte machen würde.

Sollte Flick tatsächlich hinschmeißen, dürfte sich der FC Bayern in jedem Fall um den 33-Jährigen bemühen. Kontakt gab es bisher allerdings nicht, wie Nagelsmann deutlich zu verstehen gab: "Es gab und gibt keine Gespräche. Dies gilt auch für die Berater."

  • Jürgen Klopp (FC Liverpool)

Der Name schwirrte in den vergangenen Tagen bereits durch die Säbener Straße. Als einer der besten deutschen Trainer ist es nur logisch, dass sich die Bayern mit Jürgen Klopp zumindest beschäftigen. Der Cheftrainer des FC Liverpool hat aber schon in der Bundestrainerfrage konsequent auf seinen noch bis 2024 datierten Vertrag verwiesen. Außerdem betonte Klopp stets, nach dem Ende seiner Zeit bei den Reds ein Jahr Pause einlegen zu wollen. Sollte der Stuttgarter seine Meinung nicht gravierend ändern, wird ihm kein Wechsel in den Sinn kommen.

  • Erik ten Hag (Ajax Amsterdam)

Stallgeruch ist schon seit Jahren wieder in, Erik ten Hag würde diesen in jedem Fall mitbringen. Zwischen 2013 und 2015 trainierte er die zweite Mannschaft des FC Bayern und weiß somit wie kein Anderer, wo die FCB-Türen aufgehen.

Ajax Amsterdam hat ten Hag in den vergangenen Jahren wieder zu einem international konkurrenzfähigen Klub geformt. In der Saison 2018/19 ging es sogar bis ins Halbfinale der Champions League. Der Niederländer lässt extrem mutigen Offensivfußball der niederländischen Schule spielen. Genau so, wie man es auch beim FC Bayern sehen möchte.

Nach den jüngsten Gerüchten um einen möglichen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach sagte ten Hag allen gehandelten Interessenten allerdings ab. Ob er seine Meinung ändern würde, wenn ein Klub der Marke Bayern anklopft, ist offen.

  • Thomas Tuchel (FC Chelsea)

Thomas Tuchel ist einer der Namen, die immer fallen, wenn beim FC Bayern die Trainerfrage aufkommt. 2018 verpasste es die Münchner Führungsetage, den Fußballlehrer unter Vertrag zu nehmen. Damals schoben die FCB-Verantwortlichen die Trainerfrage so lange vor sich her, bis Tuchel schließlich Paris Saint-Germain zusagte.

Seit Januar leitet der 47-Jährige die Geschicke beim FC Chelsea, mit dem er am Mittwoch trotz 0:1-Niederlage gegen den FC Porto in das Halbfinale der Champions League einzog. Tuchels Start im blauen Bezirk Londons ist mit zwölf Siegen und vier Remis in den ersten 18 Pflichtspielen hervorragend verlaufen. Mit anderen Worten: Es ist ausgeschlossen, dass die Blues ihn jetzt schon wieder ziehen lassen.

  • Ralph Hasenhüttl (FC Southampton)

Hat den FC Southampton zu einem Klub geformt, der auch mal mit den Großen der Premier League mithalten kann, Platz elf in der Vorsaison war ein hervorragendes Ergebnis. Vom Spielstil her würde Ralph Hasenhüttl perfekt zu den Bayern passen. Überdies kennt er den deutschen Profifußball aufgrund seiner Tätigkeiten bei RB Leipzig und dem FC Ingolstadt aus dem Effeff.

Doch auch hier ist es reichlich unwahrscheinlich, dass Hasenhüttl seine Zelte abbrechen wird. Der Österreicher betont immer wieder, wie wohl er sich bei den Saints fühlt und dass er seine Aufgabe dort als langfristiges Projekt sieht. Deshalb verlängerte Hasenhüttl seinen Vertrag auch bis 2024.

  • Oliver Glasner (VfL Wolfsburg)

Dass Oliver Glasner ein hervorragender Trainer ist, stellt er derzeit beim VfL Wolfsburg unter Beweis, den er mit der richtigen Mischung aus Defensiv- und Offensivfußball wieder zu einem Champions-League-Klub geformt hat. Interessant macht den Österreicher mit Sicherheit der 2022 auslaufende Vertrag sowie die kolportierte Ausstiegsklausel.

Das Portal "Fussballtransfers.com" nannte Glasner sogar schon als möglichen Flick-Nachfolger. Ob sich die Bayern tatsächlich beim Bundesliga-Konkurrenten bedienen würden, lässt sich nicht seriös beurteilen. Glasner wäre freilich eine Überraschung, gleichzeitig aber auch eine der derzeit spannendsten Lösungen im deutschen Profifußball.

  • Massimiliano Allegri (vereinslos)

In Interviews betont Massimiliano Allegri stets, dass er nach seinem Ausscheiden bei Juventus Turin im Sommer 2019 und zwei Sabbatjahren einer neuen Aufgabe offen gegenübersteht. Erfahrung auf der ganz großen Bühne bringt der 53-Jährige nach seinem fünfjährigen Engagement in Turin sowie seinen knapp vier Jahren beim AC Mailand fraglos mit.

Der FC Bayern bricht allerdings sehr selten aus seinem Credo aus, ausschließlich deutschsprachige Trainer zu engagieren. Mit Carlo Ancelotti ging das letzte Mal auch gehörig schief. Genau aus diesem Grund spielen auch Trainer wie José Mourinho und Co. keine Rolle in den Münchner Planungen.

  • Mark van Bommel (vereinslos)

Ist im Dezember vergangenen Jahres bei der PSV Eindhoven entlassen worden und seitdem ohne Festanstellung im Fußballbusiness. Mark van Bommel wird in der Branche allerdings als hochtalentierter Trainer geschätzt. Zu dieser Eigenschaft käme natürlich, dass der 43-Jährige bestens über die Mechanismen an der Säbener Straße Bescheid weiß.

Für den Rekordmeister spielte van Bommel von 2006 bis 2011 und war der erste ausländische Spieler, der dauerhaft die Spielführerbinde bei den Münchnern trug. Als Niko Kovac vor der Entlassung stand, kursierte der Name van Bommel schon mal in den Medien.

Als jahrelanger Co-Trainer unter seinem Schwiegervater Bert van Marwijk hat van Bommel mit Sicherheit viel gelernt. Eineinhalb Cheftrainerjahre in Eindhoven dürften am Ende aber eher ein Ausschlusskriterium sein.

  • Miroslav Klose (FC Bayern, Co-Trainer)

Verfährt der FC Bayern wie bei der Kovac-Entlassung, wäre Miroslav Klose der geeichte Nachfolger. Der ehemalige Weltklassestürmer ist zu Saisonbeginn in den Trainerstab von Hansi Flick befördert worden. Zuvor amtete Klose als U17-Trainer im Bayern-Campus sowie als Stürmertrainer unter Joachim Löw.

Seine fehlende Erfahrung in der Cheftrainerposition im Herrenbereich macht es aber eher unwahrscheinlich, dass ihn die Bayern überhaupt in Erwägung ziehen würden.

Andre Oechsner