04.06.2021 14:24 Uhr

Wird Kimmich für Löw zum Problemlöser?

Löst Bayern-Star Joshua Kimmich Löws großes Problem?
Löst Bayern-Star Joshua Kimmich Löws großes Problem?

Wenn Berthold Kimmich mit seinem Sohn Joshua im EM-Trainingslager telefoniert, will er es immer ganz genau wissen. "'Stimmung ist gut?', fragt mich mein Vater immer", verrät der Bayern-Profi mit einem Lächeln. Und Kimmich hatte dem Herrn Papa bisher nur Positives zu berichten, schließlich sei "die Truppe nicht schlecht zusammengestellt".

Doch der deutsche EURO-Kader hat eine erhebliche Unwucht auf einer Position, der gleich beim Kracher-Auftakt am 15. Juni gegen Weltmeister Frankreich erhebliche Bedeutung zukommt: Während Joachim Löw gleich drei gelernte Linksverteidiger nominierte, hat er rechts einzig Lukas Klostermann berufen. Gegen Frankreich soll der Leipziger wie im ersten EM-Test gegen Dänemark (1:1) vor der Dreierkette die rechte Flanke besetzen. Doch im Team gibt es angeblich große Zweifel an der Taktik.

Vor allem der große Bayern-Block, heißt es, bevorzuge die Viererkette. Löw aber erhofft sich von der Dreierreihe die defensive Kompaktheit, die seiner Mannschaft seit längerer Zeit fehlt. Zudem hätte er "mit den richtigen Spielertypen zwei zusätzliche Außenstürmer", erläutert Rekordnationalspieler Lothar Matthäus einen weiteren Vorteil. Doch einen offensivstarken rechten Außenverteidiger hat Löw nicht dabei. Oder doch?

Löst Kimmich Löws Probleme?

Zahlreiche Experten sehen in Kimmich die Ideallösung. Positiver Nebeneffekt: Durch das Zurückziehen des Münchners würde ein Mittelfeld-Platz frei. So könnte Löw die Ansammlung von Extraklasse in diesem Mannschaftsteil mit Toni Kroos, Thomas Müller, Ilkay Gündogan, Leon Goretzka und Kai Havertz besser moderieren.

"Ich denke zumindest mal drüber nach", hatte Löw im März über diese Variante gesagt. Vielleicht, gab er zu bedenken, sei Kimmich rechts ja "für die Mannschaft genau das Allerbeste". Zwar sei der Wortführer der Confed-Cup-Generation als Sechser "extrem wichtig" für die DFB-Elf. Aber: "Er ist auf beiden Positionen gut. Deswegen denke ich über alles nach."

Die Diskussion darüber, wo er dem Team am besten helfen kann, "wird gefühlt niemals enden", hat Kimmich erkannt. Seine Stärken könne er "am besten im Mittelfeld zeigen". Aber: "Ich bin keiner, der sich dagegen wehrt, dem Team zu helfen." Am Ende müsse Löw entscheiden, wo er das am besten könne.

Havertz will das Thema nicht überbewerten

Für Kai Havertz wird die Diskussion über Dreier- oder Viererkette ohnehin zu hoch gehängt. Im DFB-Team seien alle Spieler "so gut geschult, dass wir auch von einer auf die andere Sekunde wechseln" können, sagte der Champions-League-Sieger.

Linksverteidiger Robin Gosens gab jedoch zu bedenken, dass ein weiterer Akteur im Abwehrzentrum "mehr Kompaktheit" bedeute. Außerdem stehe er als Linksverteidiger in der Dreierkette gegen schnelle Flügelspieler, wie sie Frankreich und der zweite Gruppengegner Portugal hätten, "näher am Mann. Das kommt mir zugute."

Der Stimmung sei die Taktik-Debatte aber nicht abträglich, versicherte Gosens. Die sei "Weltklasse". Papa Kimmich wird es gerne hören.