01.10.2021 15:09 Uhr

"Demonstration von Hass": Antisemitismus-Eklat bei Union-Spiel

Antisemitistische Vorfälle bei Spiel von Union Berlin
Antisemitistische Vorfälle bei Spiel von Union Berlin

Nach den antisemitischen Vorfällen im Olympiastadion ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes in drei Fällen gegen mehrere Anhänger des 1. FC Union.

Wie die Berliner Polizei auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, wird gegen mehrere noch unbekannte Personen wegen des Verdachts der Volksverhetzung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sie sollen bei einer Auseinandersetzung im Fan-Block Fans von Maccabi Haifa "verbal provoziert, bedroht und mit Bier beworfen" sowie fremdenfeindliche Äußerungen getätigt haben.

Gegen einen noch nicht identifizierten Tatverdächtigen wird wegen Inbrandsetzens einer Handfahne und Beschädigung einer ausländischen Flagge ermittelt. Der Mann konnte sich einer Festnahme entziehen, nachdem er beobachtet von einem Zivilbeamten versucht hatte, eine israelische Fahne eines Haifa-Fans anzuzünden.

Einem weiteren Mann wurde vorläufig die Freiheit entzogen, nachdem er nach dem 3:0-Erfolg des 1. FC Union im Gruppenspiel der Conference League gegen den israelischen Meister mehrfach "Sieg Heil" gerufen hatte. Er muss sich nun wegen "Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten", teilte die Polizei mit. Insgesamt waren 470 Polizisten bei der Partie im Einsatz. Der Berliner Fußball-Bundesligist hatte für Freitag eine Stellungnahme zu den Vorfällen angekündigt.

Jugend Forum fordert klares Vorgehen

Nach dem Vorwurf der Verunglimpfung von Haifa-Fans durch Anhänger des 1. FC Union Berlin hat das Jugend Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ein klares Vorgehen gegen antisemitische Vorfälle in Fußball-Stadien gefordert.

"Vielen Dank für die Welle der Solidarität online und an die Union-Fans, die sich im Stadion mit uns solidarisiert haben! Der Großteil der Unioner hat Maccabi freundschaftlich empfangen und mit ihnen den Fußball gefeiert. Wir erwarten aber auch, dass gegen #Antisemitismus im Stadion konsequent vorgegangen wird, damit dies auch weiterhin möglich ist. Für diskriminierungsfreien Fußball!", teilte die Organisation bei Twitter mit.

In Israel wurden die Vorfälle in dem in den 1930er Jahren von den Nationalsozialisten erbauten Stadion am Freitag vornehmlich auf Grundlage deutscher Medienquellen kommentiert.

"Letztlich wurde etwas, das ein ehrenhaftes Ereignis hätte sein sollen, das eine historische Korrektur darstellt, auch eine Demonstration von Hass", schrieb "Walla Sport". Maccabi Haifa spielte als erste israelische Fußball-Mannschaft im Olympiastadion.

Während der Partie herrschte unter den 23.324 Zuschauern insgesamt eine euphorische Stimmung. Rund 1000 Haifa-Fans feuerten ihr Team ebenso leidenschaftlich an, wie die Union-Fans ihre Mannschaft.

Am Spieltag hatte eine hochrangige Delegation der Eisernen die Gäste aus Israel im eigenen Stadion in Berlin-Köpenick empfangen. Am Mittwoch hatten Vertreter von Maccabi Haifa das Holocaust-Mahnmal in Berlin besucht und einen Kranz niedergelegt.