07.10.2021 12:43 Uhr

Die durchwachsene Bilanz von Frankfurts Neuzugängen

Für die Neuen von Eintracht Frankfurt läuft es noch nicht nach Plan
Für die Neuen von Eintracht Frankfurt läuft es noch nicht nach Plan

Eintracht Frankfurt hat einen durchwachsenen Start in die Bundesligasaison hingelegt. Ein Grund sind auch die Neuzugänge, von denen bisher nur wenige ihr Potenzial voll entfalten konnten. Wer hat überzeugt, wer noch Luft nach oben? Die Eintracht-Transfers im Check: 

  • Rafael Borré (ablösefrei)

Mit dem Wechsel von Rafael Borré vom argentinischen Spitzenklub River Plate hat Eintracht Frankfurt einen vermeintlichen Transfercoup gelandet.

Für den Verkauf von André Silva zu RB Leipzig strich die SGE 23 Millionen Euro ein, für den auserkorenen Nachfolger Borré, der für River Plate in 149 Pflichtspielen 56 Tore und 18 Vorlagen verbuchte, wurde kein Ablöse fällig. Doch die Rechnung ging bislang nicht wirklich auf.

Borré hatte gerade zu Beginn Anlaufschwierigkeiten, traf in vielen Spielen oft falsche Entscheidungen und fiel durch Nachlässigkeiten auf. Sieben Partien musste der kolumbianische Nationalspieler auf sein erstes Tor warten. Mit seinem Treffer beim 1:1 gegen den 1. FC Köln schien dann der Knoten geplatzt zu sein. Doch beim überraschenden 2:1-Sieg gegen den FC Bayern wirkte Borré plötzlich wieder wie ein Fremdkörper.

In Sachen Einstellung ist dem 26-Jährigen nichts vorzuwerfen. Gegen den VfB Stuttgart präsentierte er sich trotz 15-stündiger Flugrückkehr aus der Länderspielpause mit sieben Stunden Zeitverschiebung spielfähig: "Dass er dann in 20, 25 Minuten so präsent ist, die Riesenchance hat und sonst auch noch sehr aktiv ist, das bewerte ich sehr hoch", lobte Trainer Oliver Glasner. Nun muss nur noch die Leistung stimmen.

  • Jens Petter Hauge (Leihe)

Um die Silva-Lücke weiter zu schließen, hat Eintracht Frankfurt neben Borré Jens Petter Hauge von Inter bis zum Saisonende ausgeliehen und sich eine Kaufoption zugesichert.

Doch auch der 21-jährige Norweger konnte noch nicht vollends überzeugen. Zwar erzielte der Rechtsaußen eingesetzte Hauge in acht Pflichtspielen zwei Treffer, doch gerade in Zweikämpfen kann sich der eher schmächtige Youngster zu selten behaupten. Zudem wirkt er im Angriffsspiel oft nicht zielstrebig genug. Sein Potenzial ließ Hauge aber immer mal wieder aufblitzen.

  • Jesper Lindström (7 Millionen Euro)

"Jesper Lindström bringt unheimlich viel mit für unser Spiel und wird uns mit seinen Qualitäten sicher weiterhelfen können. Er ist sehr schnell und hat in Dänemark gezeigt, dass er ein enormes Potenzial hat", kommentierte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche den Transfer des offensiv flexibel einsetzbaren Profis. Sieben Millionen Euro zahlten die Hessen an Bröndby IF.

Für die SGE stand Lindström bislang in neun Pflichtspielen auf dem Platz. Eine Torbeteiligung kann der 21-Jährige noch nicht vorweisen.

Gerade die körperlichen Defizite des Dänen machen sich auf dem Platz bemerkbar. Das 66-Kilogram-Leichtgewicht wirkt im Zweikampf mit gestandenen Bundesligaprofis fast wie ein Jugendspieler. Beim 1:1 gegen den VfL Wolfsburg prallte Lindström mehrfach chancenlos an Abwehr-Schrank Kevin Mbabu ab. Auch Glasner ist mit dem Neuzugang wohl noch nicht zufrieden. Als Lindström gegen Wolfsburg eine Konterchance zunichte machte, bekam der Coach einen regelrechten Wutausbruch.

  • Sam Lammers (Leihe)

Als weiteren Angreifer verpflichtete Eintracht Frankfurt Sam Lammers. Doch auch der 24-jährige Niederländer konnte den Silva-Abschied bislang nicht kompensieren.

Lammers kommt auf acht Pflichtspieleinsätze, in denen er zwei Treffer erzielte. Dennoch ist bei dem Stürmer noch Luft nach oben, gerade was Feinabstimmung zu seinen Nebenleuten und die damit eingehenden Bindung zum Spiel angeht.

Laut "kicker" wanderten für Lammers 1,5 Millionen Euro an Leihgebühr nach Atalanta Bergamo. Eine Kaufoption gibt es nicht.

  • Kristijan Jakic (Leihe)

Jakic ist der bislang stärkste Neuzugang der Hessen. Kurz vor Ende der Transferfrist haben die Adler die Leihe des Sechsers von Dinamo Zagreb verkündet. Laut "kicker" wurden 1,5 Millionen Euro Leihgebühr fällig. Im Fall des Klassenerhalts greift anschließend eine Kaufverpflichtung, nach der die SGE noch einmal knapp 3,5 Millionen Euro an den kroatischen Rekordmeister überweisen müsste.

Jakic ist einer der wenigen Eintracht-Profis, die bislang überzeugen konnten. Der kompromisslose Abräumer vor der Abwehrkette lässt den Ausfall von Sebastian Rode nahezu vergessen.

Der 24 Jahre alte Kroate betonte bei seiner Vorstellung selbst: "Meine Stärken sind das Defensivspiel, das Stellungsspiel und die Aggressivität. Ich gehe bis zum Ende und ich ziehe mein Bein nicht zurück." Worte, die er bislang in Taten umsetzte. Zur Belohnung seiner starken Auftritte wurde Jakic zuletzt erstmals für die kroatische Nationalmannschaft nominiert.

  • Jens Grahl (250.000 Euro)

Seit 2016 ohne Profi-Einsatz, brach Grahl seine Zelte beim VfB Stuttgart ab und wechselte an den Main. Hinter Stammkeeper Kevin Trapp liefert sich der 1,92-m-Mann mit Youngster Diant Ramaj einen Konkurrenzkampf um die Nummer 2 im SGE-Kasten. Zu einem Pflichtspieleinsatz wird er so schnell nicht kommen.

  • Diant Ramaj (100.000 Euro)

Mit Diant Ramaj sicherte sich Eintracht Frankfurt "entwicklungsfähigen, jungen, deutschen Nationalspieler", wie Frankfurts Torwarttrainer Jan Zimmermann im Zuge des Transfers betonte: "Wir sind uns sicher, dass Diant auch eine Liga höher bei uns die nächsten Schritte gehen kann." Auch für ihn gibt es in absehbarer Zeit keine Chance auf Einsätze. 

  • Christopher Lenz (ablösefrei)

Christopher Lenz wechselte im Sommer ablösefrei von Union Berlin zu Eintracht Frankfurt. Ein Transfer, bei dem die SGE kein hohes Risiko eingegangen ist - und der sich zunächst ausgezahlt hat.

Lenz erarbeitete sich schnell einen Stammplatz als Linksverteidiger. Mit seiner kämpferischen und aufopferungsvollen Spielweise scheint der 27-Jährige perfekt zur Eintracht zu passen. Im Offensivspiel kann er aber noch zulegen. Zuletzt wurde Lenz allerdings von einer Faszienverletzung im Oberschenkel außer Gefecht gesetzt.

  • Fabio Blanco (ablösefrei)

Eintracht Frankfurt ist im Sommer ein vermeintlicher Transfercoup geglückt: Die SGE setzte sich im Werben um Fabio Blanco gegen namhafte Konkurrenz wie Real Madrid oder dem FC Barcelona durch.

Doch anstatt bei den Profis für Aufsehen zu sorgen, wurde der 17 Jahre alte Rechtsaußen in die U19 versetzt. Immerhin: In fünf Einsätzen mit zwei Toren und einem Assist in der Bundesliga Süd/Südwest zeigte der spanische U18-Nationalspieler, was man von ihm erwarten kann.


Mehr dazu: Eintracht Frankfurt bricht Versprechen bei Blanco


Zuletzt gab es Gerüchte, Blanco wolle die SGE im Winter schon wieder verlassen, da ihm die angeblich versprochene Einsatzzeit bei den Profis verwehr wurde.

Lissy Beckonert