28.01.2022 10:13 Uhr

Wechselt Max Eberl jetzt zu RB Leipzig?

Wechselt Max Eberl von Gladbach zu RB Leipzig?
Wechselt Max Eberl von Gladbach zu RB Leipzig?

Der Zeitpunkt hätte brisanter kaum sein können. Wenige Tage vor Schließung des Transferfensters hat Sportdirektor Max Eberl die Vereinsbosse von Borussia Mönchengladbach darüber informiert, seine Tätigkeit niederlegen zu wollen - offenbar so schnell wie möglich, viereinhalb Jahre vor Auslaufen seines Arbeitspapiers.

Der angekündigte Rückzug, der von Klubseite noch offiziell bestätigt werden muss, wirft eine ganze Reihe an Fragen auf.

Warum wirft Eberl so plötzlich hin? Wieso könnte er demnächst bei RB Leipzig anheuern? Und wer sind die Nachfolgekandidaten in Gladbach? sport.de gibt Antworten.

Warum wirft Max Eberl in Gladbach so plötzlich hin?

Aus dem Umfeld des Klubs sowie aus einem aktuellen "Bild"-Bericht geht hervor, dass auch die Situation um seine Lebensgefährtin Sedrina Schaller Eberl zu der Entscheidung bewegt haben soll, in Gladbach hinzuschmeißen.

Eberl selbst war es, der die 33-Jährige als Team-Managerin des Lizenzspielerkaders installierte und somit Berufliches und Privates verquickte. Eine Personalie, die quasi von Tag eins an im Sommer des letzten Jahres für Zündstoff am Niederrhein sorgte.

Schaller arbeitete nah an der Mannschaft, agierte als Bindeglied zwischen sportlicher Führung und Management. Die unmittelbare Nähe zum geschäftsführenden Manager und wichtigsten Entscheider bei der Borussia fiel ihr letztlich auf die Füße - und soll bei Eberl selbst für extremen Unmut gesorgt haben.

Darüber hinaus hat sich Eberl in den letzten Jahren immer wieder bei wichtigen Entscheidungen verzockt. Die Kritik am 48-Jährigen wuchs, sowohl öffentlich als auch vereinsintern.

Weichenstellungen und Personalentscheidungen erwiesen sich zuletzt als Fehleinschätzungen und machten Eberl angreifbar. Das Festhalten an Marco Rose nach Bekanntwerden des Wechsels zum BVB, das teure Missverständnis mit Offensivspieler Hannes Wolf inmitten der Corona-Krise, die verpassten Vertragsverlängerungen mit Denis Zakaria und Matthias Ginter, der offensichtliche Fehlgriff mit Cheftrainer Adi Hütter: Die Liste mit Kritikpunkten an Eberl wurde in den letzten Monaten immer länger.

Der Frust und die Verärgerung beim Ex-Profi selbst nahmen ebenfalls immer weiter zu. So sehr, dass er intern wohl bereits die Bombe platzen ließ und - aus Vereinssicht zur absoluten Unzeit - die Segel lieber heute als morgen streichen wollte. Wie "Sky" berichtet, hat sich Max Eberl am Freitagmittag bereits von der Mannschaft verabschiedet.

Warum ist Max Eberl für Gladbach so wichtig?

Die Verdienste des Niederbayers für Borussia Mönchengladbach sind unbestritten, wenngleich er in seiner 23-jährigen Ära im Verein keinen einzigen Titel gewinnen konnte. 

Nach der Bundesliga-Relegation 2011 mit dem Klassenerhalt in letzter Sekunde war Eberl der Architekt eines Profi-Kaders, der immer ausgewogener und immer besser wurde und als einziger Klub neben dem FC Bayern und dem BVB seitdem stets einen einstelligen Tabellenplatz erreichte.

Bei der Wahl der Cheftrainer - allen voran Lucien Favre, Dieter Hecking und Marco Rose - bewies der Gladbach-Sportdirektor lange ein ebenso glückliches Händchen wie auf dem Spielermarkt.

Die Liste an hochklassigen Transfers ist ellenlang und bescherte der Borussia nicht zuletzt dreimal den Einzug in die Champions League. Dante, Marco Reus, Granit Xhaka, Christoph Kramer oder Matthias Ginter: All diese und weitere Top-Transfers der letzten Dekade trugen Eberls Handschrift. 

Sein Gespür und Netzwerk auf dem Spielermarkt gepaart mit seinem tadellosen Ruf und seiner Strahlkraft weit über die Bundesliga-Grenzen hinaus sind für die Gladbacher kurzfristig nicht zu ersetzen. 

Wie geht es für Max Eberl nach dem Gladbach-Aus weiter?

Geht es nach Eberl selbst, will er am liebsten sofort aus seinem Vertrag aussteigen, obwohl dieser noch langfristig bis 2026 läuft. Erst im letzten Jahr hatte der Klub die vorzeitige Verlängerung mit seinem wichtigsten Angestellten bekanntgegeben.

Eine weitere Zusammenarbeit scheint nun unmöglich geworden zu sein. Dass Eberl sich beispielsweise noch mit kommenden Transferplanungen der Borussia auseinandersetzt, ist wohl ausgeschlossen. Für 14:00 Uhr am Freitag hat die Borussia eine Pressekonferenz mit Eberl, Präsident Rolf Königs, Vize-Präsident Rainer Bonhof sowie Geschäftsführer Stephan Schippers angesetzt. Dabei wird die Entscheidung wohl verkündet.

Nach übereinstimmenden Medienberichten könnte es für Eberl nach einer Pause ab dem Sommer bei einem anderen Verein weitergehen, womöglich bei Bundesliga-Konkurrent RB Leipzig.

Die Sachsen sind seit dem Weggang von Sportdirektor Markus Krösche noch immer auf der Suche nach einem erfahrenen und qualifizierten Manager. Sie wären sicherlich auch bereit, eine entsprechende Ablöse für Eberl an Gladbach zu bezahlen.

Diese könnte für Eberl nicht zuletzt aufgrund der langen Vertragsdauer ein neues Rekordniveau erreichen. Es wird bereits von einer zweistelligen Millionensumme gesprochen.

Laut "Sky" schaut sich die RB-Führung allerdings im Ausland nach einem Krösche-Nachfolger um.

Wer sind mögliche Nachfolger für Max Eberl in Gladbach?

  • Steffen Korell: Kurzfristig wird voraussichtlich der Ex-Abwehrspieler das Tagesgeschäft von Max Eberl fortführen. Der 50-Jährige gilt als enger Eberl-Vertrauter, arbeitet ebenfalls seit vielen Jahren als Teammanager, Abteilungsleiter Scouting und Eberl-Assistent im Klub.
  • Christoph Freund: Der Sportdirektor von RB Salzburg hat sich seit Jahren als echter Talente-Entdecker und -Förderer erwiesen und ist schon länger außerhalb Österreichs begehrt. Dem Vernehmen nach will er seinen Vertrag bei RB bis 2023 aber erfüllen.
  • Dieter Hecking: Als ehemaliger Spieler und Cheftrainer fällt sein Name zwangsläufig bei den Fohlen. Er ist aktuell aber beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg als Sportvorstand angestellt. 
  • Jörg Schmadtke: War bei Gladbach als Spieler und (Assistenz-)Trainer angestellt. Hat sich als Manager  vor allem in Aachen, Köln und Wolfsburg einen Namen gemacht. Stand jetzt ab dem Sommer vertragslos.  
  • Rouven Schröder: Wurde schon zu Mainzer Zeiten in Gladbach gehandelt, ist ein langjähriger Freund Eberls. Bastelt derzeit aber unentwegt am Neuaufbau des FC Schalke und wird dieses Projekt wohl nicht verlassen.

Mats-Yannick Roth