13.03.2024 17:36 Uhr

Emre Cans Katastrophen-Saison beim BVB

BVB-Kapitän Emre Can steht in der Kritik
BVB-Kapitän Emre Can steht in der Kritik

Im vergangenen Sommer wurde Emre Can zum Kapitän von Borussia Dortmund befördert - eine Entscheidung, die inzwischen umstritten ist. Die Katastrophen-Saison des Mittelfeldspielers wirft Fragen nach seiner Zukunft auf - beim BVB und in der deutschen Nationalmannschaft.

Auch beim 2:1-Sieg bei Werder Bremen am Wochenende gelang Emre Can im Trikot von Borussia Dortmund keine Glanzleistung.

Technische Fehler, unsaubere Abspiele: Auf der neuralgischen Position des zentralen defensiven Mittelfeldspielers war Can im BVB-Spiel wieder einmal kein Stabilisator.

Eine Szene, als der 30-Jährige in der Nachspielzeit einen Sprint quer über das Feld anzog und sich dabei einen Krampf einhandelte, brachte viele Dortmunder Fans und auch "Sky"-Experte Dietmar Hamann besonders auf die Palme.

"Du musst doch mal dein Hirn benutzen und wissen, was in der Situation erforderlich ist", polterte der frühere Nationalspieler. "Du setzt einen so wichtigen Auswärtssieg aufs Spiel, weil er den Konter mitlaufen muss und dann mit Krampf runtergeht – als Kapitän!"

Cans vogelwilder Ausflug und seine anschließende Behandlungsauszeit bescherte dem BVB für mehrere Minuten eine doppelte Unterzahl, da Marcel Sabitzer bereits kurz vor der Halbzeitpause vom Platz geflogen war.

Positiv aus Sicht der Schwarz-Gelben: Das Anrennen der Bremer blieb erfolglos. Der BVB schaukelte den Zittersieg nach Hause.

BVB: Emre Cans Leistungen werfen Fragen auf

Die vielen Fragezeichen, die Cans äußerst überschaubare Leistungen seit Wochen und Monaten aufwerfen, bleiben aber bestehen. Immer lauter wird rund um den BVB die Entscheidung hinterfragt, ausgerechnet den in seiner Dortmunder Zeit immer extrem wankelmütigen Profi zum Kapitän zu befördern.

Auch vereinsintern dürfte sich der eine oder andere Kritiker bestätigt fühlen, setzte Trainer Edin Terzic sich in der Causa Can doch dem Vernehmen nach gegen Skeptiker aus den Reihen der restlichen Verantwortlichen durch.

Dazu zählt wohl auch BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl, dessen bevorzugte Option für die Sechs eigentlich Edson Alvarez war. Wegen Terzics Nibelungentreue zu Can, die in einer Vertragsverlängerung bis 2026 mündete, wurde der angeblich schon fast fix ausgehandelte Transfers des Mexikaners von Ajax Amsterdam noch abgeblasen. Alvarez zog es stattdessen in die englische Premier League zu West Ham United, wo er zu den Leistungsträgern zählt.

Dieses Prädikat kann Can beim BVB für sich derzeit nicht beanspruchen. Das Fachmagazin "kicker" verzeichnet 2023/2024 eine Durchschnittsnote von 3,75 für den gebürtigen Frankfurter - eine sehr durchwachsene Bewertung. Die Borussen hätten "im Moment zu wenig Spieler, auf die sie sich verlassen können", unkte Hamann mit Blick auf Can.

Noch bitterer erscheint die Personalie aus BVB-Perspektive, wenn man bedenkt, wie teuer das frühere Bayern-Talent für den Klub ist.

Satte 25 Millionen Euro Ablöse flossen im Sommer 2022 an seinen Ex-Klub Juventus Turin, weil bereits kurz nach Cans Leihwechsel zum BVB im Januar eine Kaufpflicht griff.

Neun Millionen Euro Gehalt soll der ehemalige Profi des FC Liverpool in Dortmund pro Jahr kassieren und damit zu den Top-Verdienern im Kader zählen.

Droht Emre Can das BVB-Aus?

Für Can spricht, dass er seine Leistungen und seine Rolle als Kapitän stets selbstkritisch einordnet. "Ich habe mich ein bisschen zu wenig um mich selbst gekümmert und mehr um andere. Ich glaube, das muss etwas anders sein", blickte er im Wintertrainingslager in Marbella auf sein erstes Halbjahr mit der Binde am Arm zurück. "Ich lerne jeden Tag dazu."

Inzwischen dauert der Anpassungsprozess für einen so erfahrenen Profi allerdings schon zu lange.

Die berühmt-berüchtigten Mechanismen des Geschäfts führen dazu, dass jetzt schon wieder die ersten Spekulationen um Cans Zukunft beim BVB aufkommen.

"Sport Bild" schreibt, der Kapitän könne im kommenden Sommer sogar zum Verkaufskandidat werden - insbesondere dann, wenn es einen Wechsel auf der Trainerbank geben sollte und mit Terzic dann Cans größter Fürsprecher nicht mehr in der Verantwortung steht.

Klar ist auch: Durch wenig erbauliche Auftritte wie in Bremen schwinden Cans Chancen auf eine Teilnahme an der Heim-EM im Sommer rapide.

Für die wegweisenden Testspiele in Frankreich und gegen die Niederlande steht er wie viele seiner BVB-Kollegen wohl nicht im Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Tobias Knoop