14.06.2024 07:17 Uhr

"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"

Julian Nagelsmann und die deutsche Nationalmannschaft hoffen auf eine erfolgreiche Heim-EM
Julian Nagelsmann und die deutsche Nationalmannschaft hoffen auf eine erfolgreiche Heim-EM

Am Freitagabend (21:00 Uhr) eröffnet die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit dem ersten Gruppenspiel gegen Schottland die EM. Die sport.de-Redaktion hat vorab die Köpfe zusammengesteckt und die wichtigsten Fragen zum Heimturnier beantwortet.

  • Wie weit kommt die DFB-Auswahl?

Gerrit Kleiböhmer: "Die Losfeen haben es gut mit uns gemeint, in der Gruppe mit Schottland, Ungarn und der Schweiz kommt die DFB-Auswahl weiter, wenn auch zunächst mühsam. Doch im Achtel- und Viertelfinale wird die Nagelsmann-Truppe dann gegen die Mitfavoriten aus den Gruppen B und C - zum Beispiel Spanien, Italien, Kroatien oder England - zeigen können, dass die vielen Sorgen umsonst waren. Große Gegner liegen uns! Selbst der EM-Titel ist möglich!"

Emmanuel Schneider: "Die gute Nachricht: Der Einzug in die K.o.-Runde ist wirklich drin. Zumal auch Gruppendritte noch weiterkommen können. Deutschland macht's wie beim Sommermärchen 2006 und zieht irgendwie ins Halbfinale ein, wo dann gegen ein Top-Team Schluss sein wird."

Heiko Lütkehus: "Kein wahnsinnig spannender Tipp, aber im Viertelfinale dürfte Endstation sein. Ob das schon ein Erfolg wäre, liegt im Auge des Betrachters, das Viertelfinale wird allgemein ja als Minimalziel gesehen. Die DFB-Elf ist einfach noch nicht eingespielt genug, um gegen Frankreich, England, Spanien oder Portugal mitzuhalten. Und irgendwann wird einer dieser Brocken zwangsläufig kommen."

Mats-Yannick Roth: "'Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!' wird es am 9. Juli durch das Münchner EM-Stadion hallen, wenn die DFB-Auswahl den Finaleinzug klargemacht hat. Ob es dann zum ganz großen Wurf reichen wird, steht auf einem anderen Blatt. Aber beim Sommermärchen 2006 war es am Ende ja auch nur der dritte Platz ..."

Chris Rohdenburg: "Das Leistungsprinzip führt das DFB-Team bis zum Titel. Ja, richtig gehört. Die Zeiten, wo Spieler X nur deshalb spielte, weil er mal in der Vergangenheit etwas erreicht hat, sind vorbei, Nagelsmann hat damit frischen Wind reingebracht, der die Mannschaft beleben wird. Bleibt nur die Hoffnung, dass am Ende auch die Torwartposition mitspielt, denn hier wurde das besagte Prinzip ausgesetzt. Weil Neuer aber trotzdem noch ein Guter ist, könnte es wirklich klappen!"

  • Wer sorgt für die größte Überraschung?

Emmanuel Schneider: "Deutschland! Und zwar nicht nur auf dem Rasen, sondern auch daneben. Fan-Feste, gute Stimmung, Deutschland rafft sich trotz der vielen Krisen auf und schenkt dem Fußball-Kontinent eine ansehnliche Fußball-Party mit vollen Stadien und toller Atmosphäre."

Gerrit Kleiböhmer: "Österreich, wenn man da überhaupt noch von einer Überraschung sprechen kann. Die von Ralf Rangnick trainierte Mannschaft, gespickt mit zahlreichen Bundesliga-Stars, ist eine Einheit, die inzwischen jeden Gegner schlagen kann. Das 2:0 gegen Deutschland im vergangenen November war alles andere als Zufall."

Chris Rohdenburg: "Wenn sie sich in der Gruppe durchsetzen, dann könnte Kroatien ähnlich wie bei der WM 2018 nun bei der EURO 2024 ein Märchen schreiben. Mannschaftlich extrem geschlossen, mit dem immer noch unnachahmlichen Modric als Antreiber und mit viel Herz sind die Kroaten Geheimfavorit für mich."

Mats-Yannick Roth: "Die Ukraine hat in den vergangenen Monaten bereits tolle Leistungen gezeigt, machte Anfang des Monats auch mit dem 0:0 gegen Deutschland von sich reden. Nach der späten Qualifikation in den Playoffs haben die Ukrainer mit Belgien, Rumänien und Slowakei eine machbare Gruppe erwischt und werden die Gelegenheit nutzen, in der kriegsgebeutelten Heimat für ein paar schöne Momente zu sorgen."

Heiko Lütkehus: "Neben der Ukraine und Österreich erwarte ich mindestens solide auftretende Tschechen, denen das Viertelfinale allemal zuzutrauen ist. Die meisten Stammspieler sind in Top-Ligen unterwegs, die Achse des Teams ist stark. Außerdem ist Tschechien eine Torhüter-Nation. Das kann im Zweifel durchaus mal ein gewonnenes Elfmeterschießen zur Folge haben."

  • Wer wird Spieler des Turniers?

Mats-Yannick Roth: "Cristiano Ronaldo ist ohnehin schon der beste EM-Spieler aller Zeiten! CR7 hat mit riesigem Abstand die meisten Tore geschossen, hat mit 25 EM-Partien bis dato auch in dieser Statistik den Hut auf. Bei seiner sechsten EM-Teilnahme (Wahnsinn!) insgesamt wird der 39-Jährige ein letztes Mal mit Toren glänzen und seine Portugiesen bis ins Halbfinale ballern." 

Chris Rohdenburg: "Wenn Spanien weit kommt, vielleicht einer, der gerade mal 16 Jahre alt ist: Lamine Yamal! Dessen raketenhafter Aufstieg könnte bei der EM nahtlos weitergehen."

Gerrit Kleiböhmer: "England hat nach der schmerzhaften Finalpleite im Wembley-Stadion vor drei Jahren eine Rechnung offen. Harry Kane nach seinem schwierigen Jahr beim FC Bayern sowieso, wenngleich es nicht am Torjäger lag, dass die Münchner titellos blieben. Kane wird nun auch der EM seinen Stempel aufdrücken - und womöglich den Fluch brechen."

Heiko Lütkehus: "Wie Kollege Roth tippe ich auf einen Portugiesen, allerdings nicht CR7. Ich rechne Portugal große Chancen auf den Titel aus, vielleicht sogar die größten. Dafür braucht man nicht nur einen treffsicheren Stürmer, sondern auch einen spielstarken Mittefeld-Boss. Das wird Bruno Fernandes sein. Der war bei Manchester United zwar schonmal besser, ist aber immer noch ziemlich gut."

Emmanuel Schneider: "Jude Bellingham wird dort weitermachen, wo er bei Real Madrid aufgehört hat. Der Ex-BVB-Spieler ist mit seinen 20 Jahren schon extrem abgezockt, wird sich mit den Three Lions gestählt auf der Weltbühne präsentieren und das Team von Harry Kane womöglich zum ersten EM-Titel überhaupt führen."