21.08.2024 11:01 Uhr

Kahn: "Man wird sehr schnell in eine Ecke gedrängt"

Oliver Kahn war bis Mai 2023 Vorstandsboss beim FC Bayern
Oliver Kahn war bis Mai 2023 Vorstandsboss beim FC Bayern

Nach großen und anhaltenden Protestaktionen der organisierten Fan-Szene wurden die Pläne über neue Investoren-Regelungen im deutschen Profi-Fußball in der letzten Saison bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Ob das perspektivisch wirklich die richtige Entscheidung für die Bundesliga war, stellte Ex-Nationalspieler Oliver Kahn infrage.

Im Hinblick auf die extreme Finanzstärke vor allem der englischen Klubs aus der Premier League sei es nach Ansicht des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern richtig gewesen, neue Ideen zu Investitionsmöglichkeiten auf den Weg zu bringen.

"Es sollte mit Private-Equity-Investoren ein attraktives Paket geschnürt werden, was an Widerständen scheiterte. Auf die Konsequenzen bin ich sehr gespannt. Und als ich die Protestaktionen mit den Tennisbällen und die Freude über das Nein zum Investoreneinstieg sah, habe ich mich gefragt, ob das für einige nicht ein großer Pyrrhussieg ist, also eine perspektivische Niederlage", meinte Kahn im Gespräch mit dem "kicker".

Ohne die Möglichkeiten der Einstiege neuer Investoren bei den Bundesliga-Klubs sei die Abhängigkeit von der TV-Vermarktung weiterhin sehr groß in der Bundesliga und 2. Bundesliga. Kahn warnte in diesem Zusammenhang vor den Risiken: "Sollten die TV-Einnahmen zukünftig stagnieren oder sinken, müssen neue Einnahmequellen gesucht werden. Infolgedessen dürfte es erneut Diskussionen um die Sinnhaftigkeit von 50 plus 1 geben. [...] 50 plus 1 ist letztlich ein geduldeter, aber jederzeit angreifbarer Kompromiss. Jeder Verein sollte selbst entscheiden können, wie er dieses Thema handhaben möchte."

Kahn weiß: "Man wird schnell in eine Ecke gedrängt"

Die organisierten Proteste in der jüngeren Vergangenheit, die letztlich zur Aussetzung der weiteren Planungen über die Investoren-Regelungen im deutschen Profi-Fußball führte, bewertete Oliver Kahn daher auch mit gemischten Gefühlen: "Wir haben eine starke Fankultur, auf die wir stolz sein können. Sie ist ein Korrektiv bei Fehlentwicklungen. Aber die Fanvereinigungen müssen sich den Realitäten des Fußballs stellen. Ideologische Standpunkte bringen niemandem etwas."

Für den langjährigen Bundesliga-Profi und Nationalspieler sei es in diesem Zusammenhang auch ein Problem, dass bei den Themen Bundesliga-Fußball und dessen Vermarktung und Entwicklung zu häufig ein "Schwarz-Weiß-Denken" stattfinde: "Es sollte keine Denkverbote geben. Allerdings ist es heute in dieser Branche sehr schwierig, offen über neue Ideen zu diskutieren, da man sehr schnell in eine Ecke gedrängt wird."

Kahn selbst war bis zum Mai 2023 beim FC Bayern als Vorstandsvorsitzender tätig.