05.02.2025 16:13 Uhr

"Ekliger" 1. FC Köln muss gegen Bayer Leverkusen leiden

Der 1. FC Köln schwört sich auf den Pokal-Kracher ein
Der 1. FC Köln schwört sich auf den Pokal-Kracher ein

Derby, Flutlicht, Emotionen. Das Duell zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln im DFB-Pokal birgt viel Brisanz. Sportlich liegen die Teams mittlerweile weit auseinander. RTL-Experte Patrick Helmes glaubt trotzdem an eine FC-Chance – wenn der Zweitligist "eklig" spielt, "leidet" und vor allem zwei Spieler stoppt.

RB Leipzig, FC Liverpool, Atlético Madrid. In diesen Kreis auserwählter Klubs möchte sich am Mittwochabend dann auch der 1. FC Köln gesellen.

Die Domstädter stehen vor einer gigantischen Aufgabe. Sie müssen im Viertelfinale des DFB-Pokals Doublesieger Bayer Leverkusen bezwingen (20:45 Uhr, sport.de-Ticker). Und das auch noch auswärts. Immerhin nur wenige Kilometer von der eigenen Heimat in Müngersdorf entfernt. Tausende Auswärtsfans werden dabei sein, das Stadion wird "brennen".

Kann der 1. FC Köln die Leverkusener stoppen?

Das Problem: Verloren hat die Werkself in dieser Saison bislang nur gegen das oben genannte Trio – in der heimischen Arena sogar nur gegen RB Leipzig. Das war im August. Und jetzt also der Effzeh?

Warum eigentlich nicht?

Für den Zweitligisten wird es so oder so eine brisante Partie unter ganz neuen Vorzeichen. Zum ersten Mal in dieser Saison – vielleicht abgesehen von Pokalspiel gegen Holstein Kiel - startet der Klub nicht als Favorit in ein Match, sondern als klarer Underdog.

"Es ist eine neue Rolle. Es ist das erste Mal in dieser Saison, dass wir krasser Außenseiter sind. Wir gehen das mit totaler Vorfreude an und werden versuchen, den Gegner, der eines der besten Teams in Europa stellt, aggressiv zu bespielen und frei von der Leber weg Fußball zu spielen", kündigte FC-Coach Gerhard Struber an.

Im Rheinland elektrisiert das wahlweise Nachbarschaftsduell (eher Köln) oder Derby (eher Leverkusen) die Region allemal. Das liegt nicht nur an der geografischen Nähe. Sondern auch an der fühlbaren Machtverschiebung. In den vergangenen Jahren hat die Werkself den einst großen Nachbarn endgültig überflügelt und sportlich den Rang abgelaufen. Unter den Fans herrscht eine große Rivalität. Nun möchte man in Köln dem sportlich enteilten Nachbarn gerne die lange Nase zeigen.

"Die Fans werden alle heiß sein. Und diese Emotionen, die so ein Spiel ausmacht, das ist eigentlich das, warum du Fußball spielst", sagt RTL-Experte Patrick Helmes. Der ehemalige Stürmer hat lange für beide Teams gespielt, kennt den FC und Leverkusen gut.

"Das pusht so ungemein. Und du weißt als Spieler, gerade wenn du Kölner bist, wenn du da hinfährst und du hast die Chance, was Besonderes zu leisten, dann ist genau das der Tag, um Geschichte zu schreiben", so Helmes weiter.

"Es ist das Spiel der Spiele"

Auf mögliche Brisanz abseits des sportlichen Geschehens stellen sich auch die örtlichen Ordnungshüter ein. Die Polizei Köln werde mit mehreren Hundert Polizisten rund um die Partie im Einsatz sein, hieß es vorab in einem Statement.

"Denen, die diese Veranstaltung für Ausschreitungen oder Provokationen nutzen wollen, werden wir frühzeitig und konsequent entgegentreten. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, bekommt die Rote Karte - nicht nur auf dem Platz", heißt es dort.

Emotionen werden auch auf dem Rasen erwartet. Ob Fußball-Leckerbissen oder Hardcore-Pokalfight, die Vorfreude auf das Duell zwischen Meister und Zweitliga-Spitzenreiter ist groß.

"Ich muss wirklich sagen, ich freue mich sehr auf dieses Viertelfinale", sagt Helmes. "Weil es das Spiel der Spiele ist. Es ist ein Derby, es sind zehn Kilometer."

Bayer 04 habe zwar mittlerweile mit die beste Mannschaft in Deutschland, "aber der FC hat oft genug gezeigt, dass es total eklig gegen sie ist." Nach anfänglichen Probleme hat sich die Struber-Elf mit Effizienz und verbesserter Defensive zum Tabellenführer der 2. Bundesliga gemausert. 

Zarte Hoffnung macht da auch ein Blick in die Bilanz. Von den vergangenen drei Partien in Leverkusen hat Köln zwei gewonnen (2:1 und 1:0).

Seitdem ist allerdings nochmal einiges passiert. Leverkusen wurde erstmals Sensations-Meister – der FC stieg erneut in die 2. Bundesliga ab. Das riss tiefe Fan-Wunden in und um Köln auf. Der Mittwoch ist daher eine gerne genommen Chance, sich zurückzumelden.

Wie also kann dem FC das mittlere Fußball-Wunder gelingen?

Helmes: Standards können ein Mittel sein

Das Team müsse sich einen "Plan zurechtlegen", sagt Helmes. Den Support der Fans aufnehmen. "Sie müssen sich in der BayArena mit dem Wind der eigenen Fans die Aktionen holen, die sie brauchen, um einfach gepusht zu werden." Ohne Zweifel: Das Team soll am Mittwoch "übers Limit gehen".

"Du musst viel leiden, weil Leverkusen einfach sehr stark im Ballbesitz ist", sagt Helmes. Der FC müsse sich vor allem überlegen, wie er Offensivzauberer Florian Wirtz und Mittelfeld-Metronom Granit Xhaka aus dem Spiel nehmen kann. "Wenn Wirtz und Xhaka einen guten Tag haben, dann wird es für den FC sehr schwer. Egal, was sie tun."

Mit den vielen Offensiv-Optionen wie Victor Boniface oder Alejandro Grimaldo sei die Werkself einfach "nicht berechenbar" für den Zweitliga-Tabellenführer. "Das heißt, was machst du? Ein tiefes Abwehr-Pressing mit Umschaltmomenten - aber das geht nicht über das ganze Spiel. Dann brauchst du Momente, wo du vielleicht hoch attackierst, also sehr mutig bist, schnelle Abschlüsse findest und so musst du Leverkusen bei Laune halten."

Standards könnten ein gutes Mittel sein, Stiche zu setzen, erklärt Helmes. Und weiter: "Foulspiele ziehen, gelbe Karten provozieren. Alles, was dazugehört, eklig zu sein."

Reicht das? Noch ist unklar, ob Sturm-Zugang Imad Rondic schon seine erste Bewährungsprobe bekommt. Angreifer Tim Lemperle wird dem FC definitiv fehlen.

Bayer 04 wieder mit Last-Minute-Punch?

Viel Ballbesitz für Leverkusen, ein ekliger FC, der Nadelstiche setzt. Helmes sieht eine "zähe" Partie auf die Fans zukommen – mit optischen Vorteilen für die Gastgeber. Der Ex-Profi glaubt an einen spannenden Showdown bis zum Schluss.

"Aber Bayer wird so ein bisschen dieses Glück vom letzten Jahr noch dabeihaben. Und wird so in den letzten sechs, sieben Minuten das Ding mit 2:1 gewinnen."

Dann würde der FC-Traum vom Finale in Berlin platzen. Seit 1991 wartet der Klub auf eine Teilnahme im Olympiastadion (4:5-Niederlage nach Elfmeterschießen gegen Werder Bremen), der letzte Pokal-Coup datiert von 1983 (im Duell mit Stadtrivale Fortuna Köln). Und wie das so in Köln ist, die Träume wachsen gerne mal höher als der Dom.

Aber vielleicht macht es der FC auch wie Atlético oder Liverpool. Es wäre nichts weniger als eine Sensation am Rhein. 

Viel wichtiger ist ohnehin der direkte Wiederaufstieg. Dann gibt’s das Nachbarschaftsduell respektive Derby auch wieder regelmäßiger.