24.03.2025 14:59 Uhr

Hoeneß-Avancen geblockt und gekontert: VfB setzt Zeichen

Sebastian Hoeneß will mit dem VfB weiter jubeln
Sebastian Hoeneß will mit dem VfB weiter jubeln

Mit der Vertragsverlängerung von Cheftrainer Sebastian Hoeneß gelingt dem VfB Stuttgart ein echter Coup. Die Personalie ist ein Zeichen in den Klub und vor allem auch an die Liga-Konkurrenz: Der VfB strebt weiter nach oben. Den Grundstein für diesen Weg legt Hoeneß selbst.

Geschäftsführer Alexander Wehrle hatte den Fans des VfB Stuttgart etwas mitgebracht, um die Mitgliederversammlung in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle aufzupeppen. Ein "Gschenkle". Ein markiges Video mit markigen Worten.

Trainer Sebastian Hoeneß verkündete darin, dass er seinen Vertrag bei den Schwaben bis 2028 verlängert hat und noch viel erreichen will. Applaus im Publikum. Die Message kam an.

Erste große Bewährungsprobe für Hoeneß in Stuttgart

Für den VfB Stuttgart kommt dieses starke Signal ans Team, die Fans und Konkurrenz gerade zur richtigen Zeit. Denn der Klub befindet sich in der wohl ersten größeren Schaffenskrise der Ära Hoeneß, in der es bis dato fast immer nur nach oben ging.

2023 übernahm Hoeneß den Klub im Frühjahr auf dem Abstiegsplatz, half dann bei der Rettung in der Relegation und führte den Klub anschließend sensationell zur Vizemeisterschaft samt Rekordsaison. Auch in diesem Jahr spielt der VfB um die europäischen Plätze, setzte Ausrufzeichen in der Königsklasse. Allerdings wartet er in der Liga nun seit fünf Spieltagen auf einen Erfolg. Das gab es noch nie unter Hoeneß.

Da spielt der Personalcoup den Verantwortlichen in die Karten. Deutliche Signalwirkung hatte das Detail, dass Hoeneß keine Ausstiegsklausel mehr im Vertrag besitzt. Eben jene war im bisherigen Arbeitspapier (das bis 2027 galt) noch verankert gewesen und sorgte in den vergangenen Wochen für reichlich Spekulationen und leichte Unruhe. Die Frage stand eben im Raum: Wo trainiert Hoeneß in der kommenden Spielzeit?

Diese ist nun beantwortet. Es herrscht Klarheit: Der VfB kann fest mit Hoeneß planen. Insbesondere Ligakonkurrent RB Leipzig galt als Kandidat. Laut "kicker" war die Spur zwischendurch ziemlich heiß. Auch Bayer Leverkusen (im Falle eines Abgangs von Xabi Alonso) und Borussia Dortmund sollen sich durchaus mit Hoeneß als Option im Sommer beschäftigt haben. Laut "Bild" waren auch Teams aus der Premiere League an Hoeneß dran. All das dürfte Hoeneß ziemlich schmeicheln – zu Recht! Trotzdem hat er sich klar für den weiteren Weg in Stuttgart entschieden, der Sprung zu einem womöglich größeren oder finanzkräftigeren Team - verschoben.

Flirtversuche aus Leipzig abgewehrt

Damit hat der Bundesligist das Werben vorerst abgeblockt. Wobei natürlich auch Hoeneß und der VfB nicht vor den Gepflogenheiten des Profi-Business sicher sind. Wenn Hoeneß den nächsten Schritt machen will, wird man ihm in Bad Cannstatt keine Steine in den Weg legen. Dass er ihn irgendwann gehen wird, dürfte allen klar sein, auch den Fans.

Mit der Verlängerung sendet der VfB aber ein deutliches Statement an die Konkurrenz. Es ist Ausdruck dessen, dass sich der VfB nach Jahren der tabellarischen Achterbahnfahrt und Abstiegen (zwei an der Zahl) wieder im ersten Bundesliga-Drittel etablieren will. Ein konstanter Bundesligist mit Ambitionen aufs europäische Geschäft werden will. So sieht die Marschroute aus. Deswegen nahm man schon im vergangenen Sommer viel Geld, so viel wie noch nie, für Spieler wie Deniz Undav oder Ermedin Demirovic in die Hand, verlängerte mit den Nationalspielern Jamie Leweling und Angelo Stiller. Die Schwaben wollen sich als Top-Team festbeißen und eben die Möglichkeit haben, Mannschaften wie RB Leipzig dauerhaft zu attackieren. Die Champions-League-Saison spült zudem ordentlich Geld in die Kasse, selbst wenn das erneute Erreichen verpasst wird.

Und der Weg zum hehren Ziel führt vor allem über die Trainer-Position. Genau dort gab es in den vergangenen Jahren, eigentlich schon Jahrzehnten, ein Kommen und Gehen.

Hoeneß ist ein Bessermacher. Zwar wurde nach der jüngsten Talfahrt auch Kritik am Trainer lauter. Vor allem die Einwechslungen gegen Leverkusen waren zuletzt ein Thema. Dennoch gilt im Umfeld: Hoeneß ist der richtige Mann am richtigen Ort. Der 42-Jährige kann Spieler weiterentwickeln. Bestes Beispiel: Nick Woltemade. Der Zwei-Meter-Techniker ist auf dem besten Wege, sich für die WM 2026 zu empfehlen.

Natürlich ist auch Hoeneß kein Wunderheiler oder fehlerfrei. Auch nicht alle Talente setzen sich in Stuttgart durch. Der hochgelobte Frans Krätzig ist beim VfB schon längst wieder Geschichte, der Ex-Freiburger Yannik Keitel spielt kaum eine Rolle, genauso wie plötzlich der Schweizer Nationalspieler Fabian Rieder keine Spielzeit mehr bekommt.

Der Faktor Sebastian Hoeneß

Trotzdem werden junge Talente mit steilem Karriereplan zu Hoeneß wechseln wollen. Im Winter kam U17-Weltmeister Finn Jeltsch und wurde als Innenverteidiger direkt in die Startelf geschmissen. Wenn man so will, ist Hoeneß ein wichtiger Standortfaktor, der junge Fachkräfte anzieht.

Die Ansage von Hoeneß: "Auf allen Ebenen im Verein wollen und müssen wir weiter alles geben, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Dazu gehört auch, unsere Mannschaft weiterzuentwickeln und zu verstärken."

Der Klub kann sich nun mit Trainer, Sportdirektor Christian Gentner und Sportvorstand Fabian Wohlgemuth in Ruhe auf dem Transfer-Markt umsehen. Im Fokus werden wohl vermehrt auch erfahrene Spieler stehen. Aktuell stellt Stuttgart die zweitjüngste Startelf im Schnitt. Mitunter mangelt es dem Team an Stabilität und Abgezocktheit in der Crunchtime.

Die Achse um die Nationalspieler Nübel (von den Bayern ausgeliehen), Mittelstädt, Stiller, Leweling, Undav, Woltemade (U21) steht. Ein Sommer-Abgang ist derzeit nur bei Enzo Millot relativ wahrscheinlich. Auch der heftig umworbene Stiller dürfte noch mindestens eine Saison in Stuttgart bleiben. Ein größerer Umbruch wie vor dieser Saison, als drei wichtige Stützen mit Serhou Guirassy (Rekordtorschütze), Kapitän Waldemar Anton und Defensiv-Stabilisator Hiroki Ito gingen, droht aktuell nicht. Nach jetzigem Stand dürfte der VfB auch kommenden Saison um die Top 7 mitspielen.

Klar ist aber auch: Der Coach wird sich in den kommenden Wochen und Monaten an seinen offensiven Worten messen lassen müssen. "Wir wollen dauerhaft den Anspruch erheben können, mit dem VfB im internationalen Wettbewerb vertreten zu sein", ließ er sich im Vereinsstatement zur Verlängerung zitieren.

Bundesliga und Pokal: Wichtige Schlussphase für den VfB Stuttgart

Der Klub steht vor wegweisenden und schwierigen Wochen. Leistungsträger wie Deniz Undav befinden sich aktuell im Leistungsloch. Immer wieder ging dem Team in der zweiten Hälfte die Puste aus, verspielte reihenweise Führungen. Die Defensive ist oft zu löchrig, die Offensive nicht effizient genug. Infolge droht das Team den Anschluss an die Plätze fürs internationale Geschäft zu verpassen. An Aufgaben mangelt es Hoeneß definitiv nicht.

Schon am kommenden Samstag wartet auf den VfB das nächste Topspiel bei Eintracht Frankfurt (18:30 Uhr/sport.de-Ticker). Als nächstes Highlight steht Anfang April das Pokalhalbfinale gegen RB Leipzig an. Dem Team also, das ihn gerne im Sommer geholt hätte.

Im letzten Saisondrittel soll die Hoeneß-Verlängerung auch als Boost für die Performance der Mannschaft fungieren. Eine Win-win-Situation, mit dem sich der Klub selbst das größte "Gschenkle" machen würde.