19.04.2025 08:49 Uhr

Probleme des FC Bayern beginnen im Rückwärtsgang

Der FC Bayern hat ein Abwehr-Problem
Der FC Bayern hat ein Abwehr-Problem

Die Defensive gewinnt schon lange keine Meisterschaften mehr beim FC Bayern. Halbwegs gefürchtet sind beim Deutschen Rekordmeister nur noch die Offensivqualitäten, im Rückwärtsgang fehlt den Bayern nicht erst unter Vincent Kompany die europäische Spitzenklasse.

"Es ist zu oft der Fall, dass wir nicht als Sieger vom Platz gehen, obwohl wir das Gefühl haben, die bessere Mannschaft gewesen zu sein", monierte Joshua Kimmich nach dem bitteren Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League gegen Inter Mailand.

Das mit dem Gefühl ist bekanntlich so eine Sache. Die Tatsache, dass der FC Bayern zu viele Gegentore bekommt, ist dabei schwerwiegender als die von Kimmich diagnostizierte Effizienz vor dem Tor. Denn die Defensivschwäche wird langsam zu einem chronischen Zustand.

Zu viele Gegentore für ein "Finale dahoam"

Satte 18 Gegentore kassierte der FC Bayern in der Königsklasse - eindeutig zu viel, um das "Finale dahoam" zu erreichen. Bereits in der Ligaphase wurden die Defizite bei den Niederlagen in Barcelona (1:4) und bei Feyenoord (0:3) gnadenlos aufgedeckt. Betrachtet man die Expected Goals - also die zu erwartenden Gegentreffer anhand der Chancenqualität - der Bayern-Gegner in dieser Saison, kommt man summa summarum auf einen Wert von 14,8.

Der Rekordmeister kassierte also über drei Gegentore mehr. Wie es auch geht, zeigte ausgerechnet Viertelfinal-Schreck Inter: 13 Gegentore wären zu erwarten gewesen, in der Realität waren es lediglich fünf.

Doch was sind die Gründe dafür? Einerseits sicherlich das Pech mit den schweren Verletzungen von Dayot Upamecano oder Alphonso Davies. Andererseits ist das schlechte Umschaltverhalten des Rekordmeisters nicht erst seit dieser Saison eine bekannte Bayern-Baustelle. Ein schneller Gegenstoß oder ein langer Ball reichen oftmals, um die Hintermannschaft auszuhebeln. Dazu scheint die individuelle Klasse im defensiven Zentrum nicht mehr auszureichen, um europäische Schwergewichte zu eliminieren.

Kritik an Kim und eine umstrittene Transferpolitik

Ein Faktor: Gleich fünf individuelle Fehler führten zu Gegentoren, zweimal war der zuletzt viel kritisierte Min-jae Kim der Ausgangspunkt. 50 Millionen Euro legte der FCB im Sommer 2023 für den Südkoreaner auf den Tisch - zu selten zeigte der inzwischen 28-Jährige, dass er dieses Geld wert ist, auch wenn er sich seit Wochen mit Problemen an der Achillessehne herumplagt.

Vom millionenschweren Flop Sacha Boey (kam im Winter 2023/24 für 30 Mio. Euro) ganz zu schweigen. Und auch Wunschspieler Joao Palinha, der für 51 Millionen Euro geholt wurde und als "Holding Six" eine zentrale Position einnehmen sollte, kommt bei den Bayern nicht auf die Beine.

Nicht zu verschweigen ist ein in die Jahre gekommener Manuel Neuer: Der 39-Jährige ist - wenn er fit ist - immer noch ein Torhüter auf Spitzenniveau, auch wenn seine Statistik eine deutliche Sprache spricht. In der Königsklasse hielt er nur 48 Prozent der gegnerischen Schüsse und ist damit der schwächste aller Stammkeeper 2024/25! Mit Jonas Urbig stand gegen Inter ein hoffnungsvolles Talent zwischen den Pfosten, der allerdings noch keine gestandene Nummer eins auf diesem Level ist.

Souveränität des FC Bayern ist Geschichte

Die Bayern-Verantwortlichen müssen sich ankreiden lassen, dass man das Team trotz teilweise vielversprechender Transfers in den letzten Jahren nicht weiter entwickeln konnte. Defensiv stagniert der FC Bayern auf einem Niveau, das nicht für die großen Titel reicht. Das zeigte sich auch im Alltagsgeschäft Bundesliga: Nach 45 Gegentoren in der Vorsaison steht der FC Bayern erneut bei 29 Gegentreffern, von denen man sich 16 in den zwölf Partien der Rückrunde fing.

Was dabei nicht nur Kapitän Kimmich auffällt, sind die verspielten Führungen. Ein vor nicht allzu langer Zeit untypisches Bayern-Problem - die einstige Souveränität ist Geschichte. Das wissen auch die Gegner wie zuletzt Borussia Dortmund (2:2) oder der VfL Bochum, der einen 0:2-Rückstand in der Allianz Arena noch in einen 3:2-Sieg umbog. 

Nun geht es für den FC Bayern nur noch um die Deutsche Meisterschaft. Die erste Hürde auf diesem Weg ist am Samstagnachmittag das abstiegsbedrohte Heidenheim, das im Frühjahr 2024 ebenfalls das Kunststück schaffte, ein Spiel nach 0:2-Rückstand noch in einen Sieg zu drehen.