01.05.2025 18:02 Uhr

Julian Brandts Scheitern beim BVB

Julian Brandt wird den BVB voraussichtlich verlassen
Julian Brandt wird den BVB voraussichtlich verlassen

Julian Brandt gilt bei Borussia Dortmund als Verkaufskandidat. Nach einer wahren Horror-Saison ist die Liaison zwischen dem BVB und seinem Vize-Kapitän wohl endgültig gescheitert.

Beim 3:2-Sieg von Borussia Dortmund bei der TSG 1899 Hoffenheim am vergangenen Wochenende ließ Julian Brandt seine Extraklasse endlich einmal wieder aufblitzen.

Den ersten BVB-Treffer durch Serhou Guirassy leitete der 28-Jährige mit einem herrlichen Steckpass auf Vorlagengeber Daniel Svensson ein. Das zweite Tor der Gäste aus dem Ruhrgebiet besorgte Brandt selbst, mit einem noch sehenswerteren Volleyschuss.

Auch abseits der beiden letztlich mit spielentscheidenden Szenen zeigte er eine ordentliche Leistung, die erste seit Monaten des Formtiefs.

Brandt selbst sprach nach der Partie nicht, seine Chefs aber äußerten sich lobend über das Sorgenkind. "Sie alle kennen ja meinen Glauben an ihn", wandte sich Trainer Niko Kovac in der Pressekonferenz an die Journalisten. "Er ist ein toller Fußballer und ein toller Typ." Sportdirektor Sebastian Kehl bezeichnete Brandt als "Top-Spieler".

Julian Brandts BVB-Zukunft ist offen

Wie lange der 48-malige Nationalspieler noch im BVB-Trikot aufläuft, steht trotz des kleinen Befreiungsschlags gegen Hoffenheim aber in den Sternen.

Den gewöhnlich gut informierten "Ruhr Nachrichten" zufolge sollen die Klub-Bosse der Spielerseite bereits vor Wochen mitgeteilt haben, im Sommer einen Verkauf anzustreben. An dieser Haltung habe sich nach dem Hoffenheim-Spiel nichts geändert, hieß es. Gespräche über eine Verlängerung seines noch bis 2026 datierten Vertrags sollen sogar bereits seit dem Winter auf Eis liegen.

"Wir sind froh, dass er so wichtig für uns ist und er wird das auch in den nächsten Wochen sein", sagte Kehl in der Mixed Zone der PreZero Arena. "Wir werden uns nach der Saison, wie mit allen anderen Themen, auch mit seiner Situation beschäftigen."

Ein klares Bekenntnis über die kurzfristige zeitliche Perspektive hinaus klingt anders.

BVB-Preisschild für Julian Brandt enthüllt

15 bis 20 Millionen Euro Ablöse sollen sich die BVB-Bosse für Brandt im Sommer noch erhoffen. Für den angeblich interessierten Liga-Konkurrenten Werder Bremen wäre das zu viel. Brandt wurde aber in der Vergangenheit auch mehrfach in der finanzstarken englischen Premier League gehandelt.

Findet sich ein Abnehmer, könnte sein Gastspiel beim BVB nach dann sechs Jahren und über 250 Pflichtspielen zu Ende gehen. 25 Millionen Euro überwiesen die Dortmunder im Sommer 2019 an seinen Ex-Klub Bayer Leverkusen. Brandt, damals qua seines jungen Alters noch ein Top-Talent, sollte ein Gesicht des Vereins werden und dem BVB zu Titeln verhelfen.

Zumindest Letzteres gelang allenfalls leidlich: 2021 gewann Brandt mit der Borussia den DFB-Pokal - der einzige große Titel, der aus der Liaison hervorging.


Im Video: Julian Brandt vor BVB-Abgang? Das sagt Niko Kovac


Keine echte Führungskraft beim BVB

Brandts Problem abseits der nackten Zahlen, die mit wettbewerbsübergreifend bislang 45 Toren und 61 Vorlagen für den BVB durchaus ordentlich ausfallen: Das vergangene Dreivierteljahr nährte die Zweifel nachhaltig, dass er in Dortmund auf Dauer den Schritt zum Unterschiedsspieler und noch mehr zur Führungskraft machen kann.

Die eigentlich als Ansporn gedachte Beförderung ins Amt des Vize-Kapitäns sowie die Zuteilung der prestigeträchtigen Rückennummer 10 erwiesen sich als zu große Bürden für den sensiblen Spielmacher.

BVB: Julian Brandt gerät in die Kritik

Brandt geriet auch im Umfeld des BVB zuletzt immer mehr in die Kritik. Bei den Fans ist sein einst recht großer Kredit inzwischen längst aufgebraucht. Ein Indiz ist die stark zunehmende Anzahl der kritischen Kommentare in den Sozialen Netzwerken.

"Sky"-Experte Dietmar Hamann unterstellte Brandt nach seiner erstaunlich unmotivierten Vorstellung beim 2:2 in München gegen den FC Bayern gar, er habe "kein Interesse, der Mannschaft zu helfen".

An Brandt geht all das "nicht spurlos vorbei", wie er selbst im Februar nach dem Weiterkommen in der Champions League gegen Sporting bekannte. "Die persönliche Kritik kriege ich nicht mal so mit. Ich bin keiner, der Emotionen frei herauslässt. Ich mache sehr viel mit mir selbst aus."

Ob der Auftritt in Hoffenheim nur ein Ausreißer nach oben oder der Beginn einer Trendwende war, werden die finalen drei Bundesligapartien zeigen. Für Julian Brandt könnten es so oder so die letzten im BVB-Trikot sein.