Ein Transfer-Fehlgriff mit Folgen für den BVB

Rechtsverteidiger Yan Couto blickt auf eine äußerst schwierige Debüt-Saison bei Borussia Dortmund zurück. Den hohen Erwartungen ist der Brasilianer nie gerecht geworden. Der Transfer-Fehlgriff hat Folgen für den BVB und seine Kaderplanung.
Serhou Guirassy schnappt sich zweifelsfrei den Titel als bester BVB-Neuzugang des vergangenen Sommers. Im großen sport.de-Saisonzeugnis erhielt der Mittelstürmer die glatte Eins - als einziger Borusse.
Andere Neulinge wie Pascal Groß, Maximilian Beier oder Waldemar Anton konnten ihre Qualitäten zumindest phasenweise auf den Platz bringen. Winter-Neuling Daniel Svensson schlug sogar derart ein, dass er sich eine Festverpflichtung verdiente. Doch einer der vielen Neuzugänge fiel deutlich ab: Yan Couto.
Couto erlebte eine Debüt-Saison, die überhaupt nicht nach dem Geschmack der Schwarz-Gelben war. Den großen Vorschuss-Lorbeeren wurde der junge Brasilianer zu keinem Zeitpunkt gerecht. Erwartungen, die nicht zuletzt von Spieler und Klub erst geweckt worden waren.
Der BVB schnürt zu hohe Erwartungen
Der 22-Jährige damals unter anderem: "Ich weiß, dass Brasilianer, wenn sie hierher kommen, oft Geschichte schreiben. Also hoffe ich, dass ich auch einer bin, dass ich hier Geschichte schreibe, dass ich eine Legende des Vereins werde. Das ist das, was ich will."
Der BVB damals in Person von Sportdirektor Sebastian Kehl: "Yan Couto ist ein extrem spannender Spieler. Er kann die gesamte Außenbahn bearbeiten, paart außergewöhnliche Dynamik mit Intensität, technischer Finesse und Dribbelstärke. Yan ist variabel einsetzbar, liebt Eins-gegen-Eins-Duelle, kann präzise Flanken schlagen und hat einen ausgeprägten Offensivdrang."
Garniert wurde das Ganze mit den finanziellen Rahmenbedingungen, die ebenfalls Erwartungen schürten. Bis zu 30 Millionen Euro soll das Couto-Paket laut Medienberichten kosten. Was dabei rückwirkend als Fehler der Borussia betrachtet werden muss: Man hatte sich in "nicht so ganz einfachen" (O-Ton Kehl) Gesprächen mit Manchester City eine Kaufpflicht in die Leihvereinbarung schreiben lassen, die schon nach nur wenigen Monaten griff.
Couto fällt im Vergleich ab
Zu diesem Zeitpunkt, und letztlich auch zum jetzigen, hatte Couto eine Festverpflichtung aus sportlicher Sicht allerdings überhaupt noch nicht gerechtfertigt.
Konnte man schwächere Auftritte zu Beginn noch mit Anlaufschwierigkeiten begründen, geriet Couto im Saisonverlauf mehr und mehr in die Kritik. Defensiv war der Brasilianer zu fehleranfällig und ungestüm, sein Passspiel zu ungenau. Und offensiv konnte er, vor allem in Nuri Sahins bevorzugtem Spiel mit Viererkette, keinerlei Akzente setzen.
In Zahlen: Im Vergleich zu Stammkraft Julian Ryerson war er in der abgelaufenen Bundesliga-Saison in den Kern-Kategorien Passquote (85 zu 89 %), gewonnene Zweikämpfe (45 zu 49 %) und erfolgreiche Ballaktionen (43 zu 61 pro Spiel) schlechter. Während der Norweger - der anders als Couto eigentlich nicht geholt worden war, um die Offensive anzukurbeln - sechs direkte Torbeteiligungen lieferte, blieb der Brasilianer bei null.
Viel vom BVB-Transferbudget verschluckt - Hoffnung ist aber noch da
Die Folgen für den BVB liegen auf der Hand. Obwohl Yan Couto unter Nuri Sahins Nachfolger Niko Kovac hier und da solide Auftritte als rechter Schienenspieler im System mit Dreierkette hingelegt hat - etwa beim 3:2 gegen Gladbach -, ist der Rechtsfuß vorerst allenfalls ein (teurer) Reservist im Kader. Ein Reservist, der obendrein viel Transferbudget geschluckt hat.
Wäre die Zusammenarbeit bei einer Leihe mit Kaufoption im Sommer womöglich beendet worden, ist Couto aufgrund des Deals mit ManCity nun langfristig an den Revierklub gebunden. Obwohl der vierfache Nationalspieler der Selecao laut "Bild" sogar nicht mehr unbedingt fest eingeplant sein soll.
Angeblich könnten sich die Dortmunder einen Blitz-Abschied durchaus vorstellen, über einen Abnehmer wäre man "dankbar", hieß es im April. Über eine mögliche Rückkehr auf Leihbasis zu Girona wurde bereits zu Jahresbeginn spekuliert.
Bleibt bei der Borussia vorerst allein die Hoffnung, dass der 22-Jährige sein Potenzial noch entfalten kann.
Andere Neuzugänge wie etwa Felix Nmecha, ähnlich teuer aber anders als Couto nicht im jungen Alter von Südamerika nach Europa gezogen, hatten es in den letzten Jahren ebenfalls schwer in ihrer ersten BVB-Saison.
Nicht außer Acht lassen darf man zudem, dass die abgelaufene Saison nicht schlechter zur Eingewöhnung hätte ablaufen können, hatten die Dortmunder doch früh erheblich Probleme auf und neben dem Platz. Selbst die deutschen Nationalspieler Pascal Groß, Maximilian Beier und Waldemar Anton kamen beim BVB erst im Verlauf der Saison besser zurecht.