13.11.2018 13:07 Uhr

Braunschweig droht Absturz in die Bedeutungslosigkeit

Eintracht Braunschweig: Niedergang eines Traditionsklubs
Eintracht Braunschweig: Niedergang eines Traditionsklubs

Eintracht Braunschweig droht der Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Fünfeinhalb Jahre nach dem Aufstieg in die Bundesliga steht der Traditionsklub in der 3. Liga mit dem Rücken zur Wand.

Audi Sportpark zu Ingolstadt, 26. April 2013, es ist das pure Glück in blau und gelb. Fans, Spieler und Verantwortliche von Eintracht Braunschweig liegen sich in den Armen. "Das ist heute ein unglaublicher Tag", sagt Trainer Torsten Lieberknecht und weint Tränen der Freude. Ganz Braunschweig feiert ein modernes Fußballmärchen - die Rückkehr des Traditionsvereins in die Bundesliga nach 28 Jahren Abstinenz.

Fünfeinhalb Jahre später, am 10. November 2018, herrscht im Eintracht-Stadion eine völlig andere, bedrückende Atmosphäre. Chaoten stürmen in den Innenraum und suchen nach der 0:2-Pleite gegen den KFC Uerdingen ein Ventil für ihren Frust.

Braunschweig droht der Sturz in die Bedeutungslosigkeit, der Fall in die Regionalliga. Lieberknecht und auch Manager Marc Arnold - ein Jahrzehnt die Gesichter des Erfolgs - sind schon lange nicht mehr da. Beide entlassen, der Sinkflug hält an.

Als Tabellenletzter der 3. Liga hat der deutsche Meister von 1967 schon acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Nach Henrik Petersen verzweifelt nun mit Andre Schubert der zweite Trainer an seiner Mannschaft. In vier Partien kassierte Schubert drei Niederlagen und wartet weiter auf den ersten Sieg. Die Geduld im Umfeld ist längst aufgebraucht.

"Wir befinden uns sportlich in einer extrem schwierigen Situation, aus der wir nur alle - Verantwortliche, Mannschaft, Fans - gemeinsam herauskommen können", sagte nun der Eintracht-Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Sebastian Ebel in einer Stellungnahme, mit der er Diskussionen über weitere personelle Konsequenzen in der Führungsriege vorerst einmal beenden wollte.

Simon Burmeister: "Würden uns am liebsten selber ohrfeigen"

Gerüchte über einen Abschied des langjährigen Geschäftsführers Soeren Oliver Voigt hatten die Runde gemacht. Nochmal Ebel: "Das Gerücht entbehrt jeglicher Grundlage." Klar ist, dass der völlig überraschende und unnötige Abstieg aus der 2. Liga den Klub um Jahre zurückgeworfen hat. Infrastrukturprojekte mussten auf Eis gelegt werden, da die TV-Einnahmen im zweistelligen Millionenbereich weggebrochen sind.

Sportlich stellte sich die Eintracht völlig neu auf, Lieberknecht, mittlerweile beim MSV Duisburg, musste kurz nach dem Abstieg gehen. Doch der Umbruch, noch verantwortet von Arnold, misslang. Und die Sorgen sind riesengroß. "Wir sind alle frustriert und würden uns am liebsten selber ohrfeigen", sagte Kapitän Simon Burmeister nach der jüngsten Niederlage: "Alles andere als eine Siegesserie hilft uns jetzt nicht weiter."

Die Eintracht steht wie 2007 am Scheidepunkt. Damals übernahmen Lieberknecht und Arnold in höchst prekärer Situation und sorgten für einen Aufschwung, der in der Bundesliga seinen Höhepunkt erreichte. Sphären, von denen derzeit niemand zu träumen wagt.