09.07.2025 20:03 Uhr

Das große Vorgreifen der Frankfurter Eintracht

Jonathan Burkardt ist bereit für sein Kapitel bei Eintracht Frankfurt
Jonathan Burkardt ist bereit für sein Kapitel bei Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt bereitet sich auf eine Saison vor, in der man im Konzert der Großen mitspielen will. Doch ist der aktuelle Kader schon bereit für die Champions League? Und was passiert, wenn Top-Stürmer Hugo Ekitiké am Ende des Sommers plötzlich nicht mehr da sein sollte? Vorkehrungen wurden längst getroffen.

Nach der erstmaligen direkten Qualifikation für die Champions League über die Platzierung in der Bundesliga - das Königsklassen-Debüt in der Saison 2022/23 wurde durch den Europa-League-Sieg möglich gemacht - läuft die Kaderplanung bei Eintracht Frankfurt auf Hochtouren.

Während die Profis zu Wochenbeginn ihre Leistungstests absolvierten und nun ins Training einsteigen, arbeitete Sportvorstand Markus Krösche mit seinem Team an der Umgestaltung der Mannschaft, die unter Cheftrainer Dino Toppmöller den Erfolgslauf der vergangenen Monate fortführen soll. Zwei Abgänge wurden sogleich verzeichnet, zweimal streicht die SGE Millionensummen für nicht mehr benötigte Spieler ein.

Für den zuletzt ohnehin verliehenen Youngster Nacho Ferri überweist KVC Westerlo Berichten zufolge zwei Millionen Euro Ablöse, für Reservist Igor Matanovic zahlt der SC Freiburg angeblich sogar 6,7 Millionen Euro. Transfererlöse, die zwar längst nicht an die Summen heranreichen, die rund um Hugo Ekitiké genannt werden, die allerdings dennoch wichtig sind für die weiteren Kader-Entscheidungen.

Denn: Krösche ging mit den bislang verpflichteten Neuzugängen erheblich in Vorleistung. Rechnet man die über vier Millionen Euro für Youngster Love Arrhov hinzu, dessen für nächstes Jahr geplanter Transfer im Mai bekannt gegeben wurde, steht aktuell ein sattes Transfer-Minus von über 22 Millionen Euro. Ein finanzieller Vorgriff mit eher mäßigem Risiko. Ein Blick auf die Mannschaftsteile zeigt, wo dennoch Handlungsbedarf besteht.

TOR

Zwischen den Pfosten hat Dino Topmöller eigentlich ein Luxusproblem. Der Cheftrainer darf zwischen Routinier Kevin Trapp und Youngster Kaua Santos wählen. Wären da nicht die Verletzungssorgen.

In der vergangenen Spielzeit lösten sich die beiden Schlussmänner mehrfach ab. Als Kapitän Trapp im vergangenen Oktober mit Oberschenkelproblemen pausierte, wurde Santos ins kalte Wasser geschmissen. Weitere Bewährungsproben meisterte er, nachdem sich die Nummer eins Mitte März am Schienbein verletzte. Der 22 Jahre alte Brasilianer überzeugte und verdiente sich einen neuen Vertrag bis 2030.

Doch auch Santos blieb vom Verletzungspech nicht verschont, im April zog er sich einen Kreuzbandriss zu. Immerhin scheint sich die Entscheidung, das Knie konservativ und ohne Operation zu behandeln, als die richtige zu entpuppen. Der Keeper konnte erste Trainingseinheiten absolvieren und will bei voller Genesung Trapps Nummer-eins-Status ins Visier nehmen. In Routinier Jens Grahl steht derweil noch eine Nummer drei zur Verfügung, Handlungsbedarf für Manager Krösche besteht somit nicht.

ABWEHR

Eine der wichtigsten Fragen hat die Eintracht schnell geklärt: Leihspieler und Dauerbrenner Rasmus Kristensen bleibt in der Mainmetropole. Immerhin sechs Millionen Euro wurden für den Rechtsverteidiger fällig, der einen Vierjahresvertrag unterzeichnete.

Was allerdings passiert mit Innenverteidiger Tuta? Der 26-Jährige gilt aufgrund seines nur noch bis 2026 laufenden Arbeitsvertrags als möglicher Wechselkandidat. Der hinter Kevin Trapp und Timothy Chandler dienstälteste Profi der SGE hat das Interesse zahlreicher Klubs aus dem Ausland auf sich gezogen. Die "Frankfurter Rundschau" listete zuletzt Real Betis, Crystal Palace, den FC Villarreal und die SSC Neapel auf.

Sollte den Frankfurtern eine Verlängerung nicht gelingen, könnte es zu einem baldigen Abschied kommen. Tutas Marktwert wird aktuell auf 15 Millionen Euro geschätzt. 

Verlässt Abwehrspieler Tuta die SGE im Sommer?
Verlässt Abwehrspieler Tuta die SGE im Sommer?

Wer Tuta im Falle der Fälle ersetzen könnte, ist derweil völlig unklar. Die Spur zum zuletzt lose gehandelten Gladbacher Ko Itakura ist laut "Frankfurter Rundschau" nicht mehr wirklich frisch. Als weitere Wechselkandidaten gelten laut "Bild" unterdessen Aurèlio Buta und Hrvoje Smolcic, die in der vergangenen Spielzeit bereits verliehen worden waren. Auch Niels Nkounkou könnte die SGE in diesem Sommer verlassen, hieß es zuletzt. Kader-Verschlankung steht somit weit oben auf der Prioritätenliste.

MITTELFELD

Ebenfalls nicht mehr im Transfer-Fokus soll Mittelfeldspieler Victor Froholdt vom FC Kopenhagen stehen, so die "Frankfurter Rundschau". Der 19 Jahre alte Nationalspieler Dänemarks war zuletzt bei der SGE sowie bei Bayer Leverkusen und dem BVB ins Spiel gebracht worden. Mitte Juni hieß es gar, die Eintracht hätte ein Angebot über 17 Millionen Euro hinterlegt.

Klar ist, dass die Adler ihr Mittelfeld personell umbauen wollen. Während Inter-Allrounder Tajon Buchanan jüngst als mögliche Neuverpflichtung gehandelt wurde, stehen wohl zunächst weitere Abgänge bevor. "Bild" zufolge haben weder Junior Dina Ebimbe noch Mo Dahoud eine Zukunft bei der Eintracht, wirklich konkret wurde es bislang aber nicht.

Eine weiterhin zentrale Rolle im SGE-Mittelfeld wird Youngster Hugo Larsson einnehmen. Obwohl bei internationalen Top-Klubs längst begehrt, bekannte er sich Anfang Juni zur Eintracht. "Bild" spekulierte daraufhin, dass ein Abschied nur dann überhaupt noch einmal ein Thema werden könnte, sofern ein absoluter Top-Klub Ernst macht und die angeblich geforderten 60 Millionen Euro hinblättert.

ANGRIFF

Lange dominierte rum um die Frankfurter Eintracht die Frage: Wann verlässt Superstar Hugo Ekitiké den Klub? Da die Hessen Medienberichten zufolge nicht weniger als 100 Millionen Euro Ablöse fordern, droht ein Kaugummi-Transfer, der womöglich erst kurz vor dem Deadline Day über die Bühne gehen könnte. Dann hätte die SGE zwar viel Geld, aber kaum noch Zeit, um personell zu reagieren.

Inzwischen ist die Lage deutlich entspannter, denn: Markus Krösche konnte mit Nationalspieler Jonathan Burkardt einen großen Fang machen. Inklusive Bonuszahlungen überweist man rund 23 Millionen Euro an Mainz 05, wo sich der 24-Jährige zum Führungsspieler und Torjäger entwickelte.

Burkardt bringt Trainer Toppmöller zusätzliche Optionen im Angriff, zudem heizt er den Konkurrenzkampf mit dem bislang enttäuschenden Elye Wahi an, der im Winter für viel Geld gekommen war. Als zusätzliche Option steht Michy Batshuayi zur Verfügung. Heißt: Der vielseitige Burkardt funktioniert sowohl mit, als auch ohne Ekitiké im SGE-Angriff.

So ist der Kader vorerst auch trotz des Abgangs von Igor Matanovic zum SC Freiburg gerüstet. Der zuletzt gehandelte Ritsu Doan steht laut "Hessenschau" zwar noch auf der Liste, wirklich verhandelt werde derzeit aber nicht. Gleiches dürfte für Lyon-Angreifer Georges Mikautadze gelten.