13.06.2014 11:15 Uhr

Kroaten nach Elferpfiff außer Rand und Band

Für viele war der Elfmeter für Brasilien ein Schiedsrichter-Geschenk.
Für viele war der Elfmeter für Brasilien ein Schiedsrichter-Geschenk.

Mitten in die Euphorie um die bei der WM in Brasilien erstmals genutzte Torlinientechnik hat schon im Auftaktspiel eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung für Aufregung gesorgt. Der Elferpfiff des bis dahin fehlerlos agierenden Japaners Yuichi Nishimura zum vorentscheidenden zweiten Treffer Brasiliens beim 3:1 gegen Kroatien am Donnerstag sorgte bei den Verlierern naturgemäß für Ärger.

Teamchef Niko Kovac konnte sich nach dem Eröffnungsspiel kaum beruhigen. "Wir hören besser auf und fahren nach Hause. Das FIFA-Logo ist Respekt, Respekt für beide Teams. Wir haben keinen erfahren", schimpfte Kovac. Der ehemalige kroatische Teamkapitän sprach von einer "Schande. Die Jungs wurden beraubt." Jeder im Stadion und zweieinhalb Milliarden Menschen vor den Fernsehern hätten gesehen, dass der Referee einen großen Fehler begangen habe.

Die Szene in der 69. Minute erregte noch lange nach Schlusspfiff die Gemüter. Verteidiger Dejan Lovren hatte im eigenen Strafraum Stürmer Fred berührt. Nachdem sich der Brasilianer theatralisch hatte fallen lassen, zeigte Nishimura auf den Elferpunkt. Neymar verwertete etwas glücklich zum 2:1, Brasilien war damit auf Siegeskurs.

Elferverursacher Lovren sprach von einem "Skandal", sein Nebenmann Vedran Corluka beurteilte den Auftritt Nishimuras als "peinlich". Der Unparteiische habe es nicht einmal geschafft, Englisch zu sprechen. Das habe er in seiner Karriere noch nie erlebt, so Corluka. Auch Kovac sprach dem Japaner die WM-Tauglichkeit ab: "Wenn das so weitergeht, haben wir bei dieser WM 100 Penaltys. Das ist Zirkus", führte er aus. "So brauchen wir nicht Fußball spielen, sondern stattdessen Basketball."

Schiri war ein "japanischer Killer"

Groß waren Wut und Enttäuschung natürlich auch bei der kroatischen Presse. "Der große Raub! Was für eine erstklassige Schweinerei", schrieb "Jutarnji list". Viele Stimmen fielen noch drastischer aus. "Der japanische Killer hat in den Rücken von Niko Kovac geschossen", schimpfte die Zeitung "Novi list".

Die Klagen der Kroaten stießen bei den Experten auf breiter Front auf offene Ohren. Nishimuras Regelauslegung in dieser Szene wurde als zu hart kritisiert. Für den Japaner ist es die zweite WM-Teilnahme. 2010 in Südafrika hatte er Brasilien kein Glück gebracht. Er hatte das Viertelfinale geleitet, in dem die "Selecao" mit einem 1:2 gegen die Niederlande aus dem Turnier ausschied. In der Schlussphase hatte Nishimura den Brasilianer Felipe Melo des Feldes verwiesen.

Unmittelbar nach seiner Tirade richtete Kovac den Blick aber auch nach vorne. "Wir müssen jetzt vorwärts blicken und uns nicht verunsichern lassen", betonte der Ex-Salzburger. Auch wenn die Köpfe nun unten wären, sei die Leistung gegen den Turnierfavoriten absolut in Ordnung gewesen. Er sei für die weiteren Gruppenspiele gegen Kamerun in der Nacht auf Donnerstag sowie Mexiko am 23. Juni optimistisch. Da kehrt auch Paradestürmer Mario Mandzukic nach seiner Sperre zurück. "Wir müssen einfach unseren Weg in die K.o.-Phase schaffen, denn wir sind sicher gut genug dafür", meinte Kovac.

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apa