20.10.2015 15:45 Uhr

Salah: Instinkfußballer und Schlüsselspieler

Gesucht und gefunden: Mohamed Salah und die AS Roma
Gesucht und gefunden: Mohamed Salah und die AS Roma

Mit der AS Roma trifft Leverkusen in der Champions League auf die offensivstärkste Mannschaft der Serie A. Ein Schlüsselspieler der Hauptstädter ist Mohamed Salah. Nach einem gescheiterten Aufenthalt auf der Insel blüht der Ägypter in Rom wieder auf.

Als Mohamed Salah den FC Basel im Januar 2014 in Richtung London verließ, war die Enttäuschung bei vielen Spitzenklubs groß. Der hochbegabte Offensivspieler galt als eines der heißesten Transferobjekte Europas. Die Kombination aus seinen fußballerischen Fähigkeiten und dem erschwinglichen Preis machten den Ägypter zu einem "must-have" für jeden ambitionierten Klub.

Mittlerweile gilt seine Zeit in England als einziges Missverständnis, das ihm seine Karriere fast verbaut hätte. Dabei ging es für den Flügelspieler in den Jahren vor dem Wechsel auf und nach seinem Abschied von der Insel stets bergauf.

Bei der U20-WM vom FC Basel entdeckt

Für jeden sichtbar strahlte Salahs Stern erstmals bei der U20-WM 2011 in Kolumbien. "Dort ist er uns zum ersten Mal aufgefallen. Wir haben ihn im Auge behalten, später zu uns ins Training nach Basel geholt und dann, ein Jahr nach der WM, unter Vertrag genommen", erinnert sich Ruedi Zbinden, Chefscout des FC Basel, an einen seiner größten Coups.

In Basel angekommen, beeindruckte der Ägypter in seiner Debütsaison mit fünf Toren und drei Assists – über die vollen 90 Minuten stand er dabei nur acht Mal auf dem Platz. "Er ist ein Instinktfußballer", erkannte Mitspieler Marco Streller. Trainer Heiko Vogel lobte: "Mit seinem Speed ist Salah für jeden Gegner ein Stressfaktor. Und Geschwindigkeit ist im modernen Fussball sehr wichtig."

Chelsea besiegt, von Chelsea verpflichtet

Wie wichtig Salahs Qualitäten für den FC Basel waren, zeigte sich in seiner zweiten Saison im FCB-Trikot. Er war es, der die Schweizer im Alleingang zu zwei Champions-League-Siegen gegen den großen FC Chelsea schoss. Spätestens da hatte auch José Mourinho ein Auge auf den wieselflinken und technisch beschlagenen Linksfuß geworfen.

Nur wenige Wochen später schlugen die Blues zu und verpflichteten Salah für 15 Millionen Euro. "Es war die typische Nahrungskette", erinnert sich FCB-Präsident Bernhard Heusler, der mit seinem Klub einst den selben Weg einschlug und den Ägypter 2012 für knapp drei Millionen Euro aus der Premiership in die Schweiz holte.

Missverständnis Premier League

Für Salah selbst war der Wechsel zu Chelsea auf den ersten Blick der logische Schritt, sportlich und finanziell eine Weiterentwicklung. Doch er hatte die Rechnung ohne José Mourinho gemacht. Der Portugiese setzte ihn in der Rückrunde 2013/14 nur sporadisch ein und sprach dem Ägypter offensichtlich die nötigen Qualitäten für die Premier League ab.

Nach drei Kurzeinsätzen und nur 30 Minuten Spielzeit in der Folgesaison verlieh Mourinho seinen Schützling nach Florenz. Für Salah eine glückliche Fügung des Schicksals. Er blühte in der Serie A regelrecht auf und feierte seine persönliche Wiederauferstehung. Auch dank ihm und seiner neun Scorerpunkte (sechs Tore, drei Assists in 16 Einsätzen) sammelte die Fiorentina in der Rückrunde mehr Punkte als die Spitzenteams aus Rom und Neapel.

"Verrücktes Angebot" aus Florenz

Nach dem Ende der halbjährigen Leihe gab Florenz ein "verrücktes Angebot", wie es Managaer Guerini bezeichnete, ab, doch Salah entschied sich für die Rückkehr nach England. Das Problem: Mourinho hatte keine Verwendung mehr für den Ägypter.

"Ich sehe seine Zukunft woanders. Wir haben fünf Flügelspieler und es wäre besser, Salah nicht zurückzunehmen", gab "The Special One" grünes Licht für den Verkauf. Dazu kam es zwar nicht, doch die AS Roma sicherte sich die Dienste des heute 23-Jährigen und vereinbarte eine Leihe mit Kaufoption - eine "win-win-win-Situation" für Chelsea, Rom und Salah.

Schlüsselspieler im 4-3-3

In der ewigen Stadt trumpfte der Ägypter in den letzten Monaten richtig auf. Gemeinsam mit Gervinho, Iago Falque und Juan Manuel Iturbe ist er Teil der besten Offensive der Liga. Seine persönlichen Leistungen nähern sich dem Niveau an, das ihn in der Saison 2013/14 auf die Wunschliste zahlreicher Klubs gebracht hatte.

In Rudi Garcias 4-3-3 ist er einer der Schlüsselspieler auf den offensiven Außenpositionen, strahlt viel Torgefahr aus und ist ein steter Unruheherd für die gegnerischen Abwehrreihen. Optimierungsbedarf herrscht dagegen in der Rückwärtsbewegung. Der körperlich zierliche Salah ist kein Mann für die Defensive - für viele der Hauptgrund, warum José Mourinho keine Verwendung für den Ägypter hatte.

Das ist in Rom anders. Der Tabellenzweite der Serie A setzt große Hoffnungen und Vertrauen in die unbestrittenen Fähigkeiten Salahs. Und der 23-Jährige zahlt zurück.

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Christian Schenzel