28.07.2019 08:19 Uhr

Leipzig: Angriff auf Bayern und BVB ohne Königstransfer?

Das Thema Timo Werner ist auch nach der Ankunft von Julian Nagelsmann bei RB Leipzig nicht beendet
Das Thema Timo Werner ist auch nach der Ankunft von Julian Nagelsmann bei RB Leipzig nicht beendet

Nach einer fulminanten Rückrunde schloss RB Leipzig die Bundesliga-Saison als Tabellendritter ab, ist somit direkt für die Champions League qualifiziert. Damit die Roten Bullen aber auch in Zukunft erfolgreichen Fußball zeigen, muss noch einiges getan werden. Das sind die Baustellen von RB Leipzig.

  • Neuer Trainer, neue (Kommunikations-)Probleme?

Mit Julian Nagelsmann hat sich RB Leipzig frühzeitig einen der begehrtesten deutschen Trainer geangelt. Der 32-Jährige verließ die TSG Hoffenheim nach drei insgesamt sehr erfolgreichen Jahren. Nun soll der Übungsleiter Leipzig zu einem Titelanwärter formen, der langfristig mit dem FC Bayern und dem BVB um die Meisterschaft kämpft.

Ganz ohne Probleme wird der Wechsel von Ralf Rangnick, der seit Anfang Juli "Head of Sport and Development Soccer" bei der Red Bull GmbH ist, zu Julian Nagelsmann aber nicht ablaufen. Trotz der, auch dem Alter geschuldeten, Nähe zum Team, zog Nagelsmann in Hoffenheim auch Kritik auf sich.

So kritisierte allen voran Angreifer Andrej Kramaric, dass der Trainer zu oft von außen auf das Spiel Einfluss nimmt. "Wir wechseln zu oft das System während des Spiels. Wir sind nicht bereit dafür. Wir sind keine Roboter, sondern Menschen", so der Kroate im Mai gegenüber "Bild". Fabian Schär hingegen, bis 2017 bei der TSG, hätte sich zu seiner Zeit von Nagelsmann "ein wenig mehr Vertrauen und Kommunikation gewünscht". Bringt der neue Mann also auch neue Probleme mit?

Fest steht: Nagelsmann wird in der Vorbereitung viel testen müssen, um zum Saisonstart seine beste Formation gefunden zu haben. In den beiden ersten Testspielen gegen den FC Zürich (1:4) und Galatasaray (3:2) stellte er im 3-5-2 auf, und nicht wie zuletzt Rangnick im 4-4-2. Gegen den Klub aus Istanbul stand knapp 60 Minuten auch erstmals so etwas wie eine mögliche Bundesliga-Startelf auf dem Rasen. 

  • Königstransfer bleibt bislang aus

In Ademola Lookman hat RB Leipzig einen absoluten Wunschspieler verpflichtet. 18 Millionen Euro kostete der Linksaußen, den die Bundesliga-Fans noch aus der Rückrunde 2017/18 kennen dürften, als der junge Engländer vom FC Everton zunächst ausgeliehen war.

In den gerade einmal elf Spielen hat der U21-Nationalspieler offenbar mächtig Eindruck hinterlassen, seit Monaten standen die Sachsen in Verhandlungen. Und doch ist Ademola Lookman kein Königstransfer.

Der Flügelstürmer wird zunächst einmal den Beweis antreten müssen, dass er dem Team direkt helfen kann. Zwar ließ er damals mit fünf Toren für Leipzig aufhorchen, ein Treffer in 36 Premier-League-Spielen ist aber keine herausragende Statistik.

Ganz ähnlich sieht es bei den übrigen Neulingen aus: Christopher Nkunku (21 Jahre, zentrales Mittelfeld, 13 Mio. Euro von PSG), Luan Cândido (18, Linksverteidiger, 8 Mio. Euro von Palmeiras) oder Hannes Wolf (20, Angreifer, 12 Mio. Euro von RB Salzburg) sind allesamt mit Talent gesegnet.

Die Konkurrenz aus München und Dortmund hat sich - auf dem Papier - zur neuen Saison aber mit deutlich besserem Personal verstärkt. 

  • Werner-Posse noch immer nicht beendet

Was wurde nicht alles in den vergangenen Monaten über Timo Werner berichtet. Zunächst hieß es, der Nationalstürmer habe sich bereits mit dem FC Bayern über einen Wechsel im Sommer geeinigt. Dann mehrten sich Spekulationen, die Münchner wollen Werner erst nach Vertragsende im Juni 2020 verpflichten. Leipzig blockte jedoch ab und stellte Werner vor die Entscheidung: Entweder erneuert er das Arbeitspapier oder er wechselt vor dem Ligastart.

Mittlerweile hat Leipzig die Rolle rückwärts vollzogen, ein "Ultimatum" gebe es nicht für den Stürmer. Dem 23-Jährigen liegt weiterhin ein Angebot zur Verlängerung vor, dafür ist das Interesse aus dem Süden erloschen. Nicht Timo Werner, sondern Leroy Sané gilt längst als Wunschspieler beim FC Bayern.

Werner darf sich weiterhin Zeit lassen, "wünschenswert" wäre eine Entscheidung bis zum Ligastart. "Dieses Timing können und wollen wir einhalten", so RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff im Trainingslager von Seefeld. Solange wird im Leipziger Umfeld die Ruhe wohl nicht einkehren.

  • Frühes Pech mit den Verletzungen

In Marcel Sabitzer (Sprunggelenk), Tyler Adams (Adduktorenschmerzen), Emil Forsberg (Achillessehne), Péter Gulásci (Magen-Darm-Infekt), Stefan Ilsanker (grippaler Infekt) und Diego Demme (zuletzt Probleme am Hüftbeuger) hat Trainer Julian Nagelsmann derzeit gleich eine ganze Reihe Sorgenkinder. Weitaus bitterer ist für RB Leipzig mit Sicherheit aber der Ausfall von Neuzugang Hannes Wolf.

Wolf erlitt bei der U21-EM mit der österreichischen Mannschaft einen Bruch des rechten Außenknöchels sowie einen Abriss des Snydesmosebandes. Dass der Youngster zunächst im Krankenhaus falsch behandelt wurde, kommt erschwerend hinzu.

"Im besten Fall kann ich im Oktober wieder normal trainieren", so der 20-Jährige zuletzt. An ein erstes Spiel mit seinem neuen Klub ist in diesem Kalenderjahr aber nicht mehr zu denken.

Der Linksfuß, der beim österreichischen Double-Sieger RB Salzburg vor allem im offensiven Mittelfeld zum Einsatz kam, sollte in Leipzig eigentlich "die nächsten Schritte" und Taktgeber Emil Forsberg Konkurrenz machen. 

Gerrit Kleiböhmer