Bayern und RB Leipzig im Duell der Superlative

Branchenprimus gegen Herausforderer, Double-Coach gegen Trainer-Überflieger, Showdown der Torjäger, Klassentreffen der Nationalspieler: Der mit Spannung erwartete Bundesliga-Gipfel am Samstag zwischen Bayern München und RB Leipzig bietet jede Menge Superlative.
Für die erfolgsverwöhnten Münchner ist der Druck vor dem brisanten Auswärtsspiel beim aufmüpfigen Emporkömmling aber ungleich größer. Bei einer Niederlage droht kurz vor dem Auftakt in die Champions League Unruhe. Schnell könnte es bei dann schon fünf Zählern Rückstand auf Tabellenführer RB wieder Diskussionen um Trainer Niko Kovac geben.
Doch das wollen die Bayern vor der ersten echten Kraftprobe der Saison bei allem Respekt vor RB mit dem aufstrebenden Coach Julian Nagelsmann unbedingt verhindern. "Jetzt geht's los. Jetzt haben wir sechs Spiele bis zur nächsten Pause, jetzt wollen wir uns positionieren", sagte Kovac mit Nachdruck.
Er sei "guten Mutes", fügte er an, aber: "Es wird ein heißer Tanz, ein sehr wichtiges Spiel für uns, aber auch für Leipzig. Es wird ein Abnutzungskampf." Man könne "ein Ausrufezeichen setzen", betonte Joshua Kimmich: "Wir sehen dann auch, wo wir stehen."
Bayern schwärmen von Julian Nagelsmann
Die Achtung vor dem Rivalen ist bei den Münchnern ungewöhnlich hoch. Vor allem Nagelsmann erfährt viel Wertschätzung. Der 32-Jährige sei ein "junger Toptrainer, der die Kleinigkeiten mitbringt, die die Mannschaft besser machen", lobte Kovac seinen Kollegen. Der verletzte Leon Goretzka sprach von einer "Mischung" bei den Leipzigern, "die du brauchst, um Titel zu holen".
Sogar Bayern-Präsident Uli Hoeneß hielt sich mit allzu forschen Sprüchen vor dem Spitzenspiel zurück. "Die Leipziger haben eine sehr gute Mannschaft und werden für uns ein sehr schwerer Brocken sein", sagte Hoeneß der "AZ".
Die Abteilung Attacke soll lieber auf dem Platz funktionieren. Und da setzen die Bayern wie immer große Hoffnungen in Robert Lewandowski. Sechs Tore hat der Pole in den ersten drei Ligaspielen schon wieder erzielt, der Leipziger Timo Werner fünf. Und er ist heiß auf weitere Großtaten.
Gnabry: "Am Samstag hau' ich auch einen rein"
"Ich habe mir eine Tor-Pause bei den Länderspielen genommen, jetzt kann ich ruhig wieder treffen", sagte Werner, der den Bayern beweisen will, dass es ein Fehler war, sich im Sommer nicht ernsthafter mit ihm zu beschäftigen. Sein Stürmer sei in der Lage, ergänzte Nagelsmann, "Bayern München sehr, sehr weh zu tun".
Werner ist einer von sieben deutschen Nationalspielern beider Teams, die beim EM-Qualifikationsspiel in Nordirland (2:0) in der DFB-Startelf standen. Sticheleien hat es schon gegeben. So kündigte etwa Bayern-Profi Serge Gnabry seinem Leipziger Kollegen Marcel Halstenberg an: "Am Samstag hau' ich auch einen rein."
Sprüche, die Nagelsmann gelassen verfolgt. Von seinen Spielern forderte er den nötigen Respekt vor den Münchnern, aber "zu viel Respekt und Angst ist falsch. Man muss sich zutrauen, gewinnen zu können. Wir sind gut drauf", sagte der Neu-Leipziger nach drei Siegen zum Saisonstart.
Kovac hat die Qual der Wahl
Bei RB ist der Einsatz von Kevin Kampl (Sprunggelenk) fraglich, die Bayern müssen lediglich auf Goretzka nach dessen Oberschenkel-OP verzichten. Heißt: Kovac hat gerade im Mittelfeld die Qual der Wahl. In die Karten wollte er sich aber nicht blicken lassen. Ob also der brasilianische Stareinkauf Philippe Coutinho nach den Länderspielen mit der Selecao eingesetzt wird, ließ er offen. Alternative in der Startelf wäre Thomas Müller.
Doch egal, wer spielt: Die Bayern wollen mit aller Macht ein Ausrufezeichen setzen - auch wenn Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge keine weitreichende Aussagekraft im Spitzenspiel sieht. "Frühestens nach dem zehnten Spieltag" seien in der Tabelle erste Tendenzen zu erkennen. Fünf Punkte Rückstand wären dennoch höchst unangenehm.