27.10.2019 11:36 Uhr

Nagelsmann schlägt Alarm: "Alles deutlich zu wenig"

Julian Nagelsmann und RB Leipzig stecken mitten in einem Tief
Julian Nagelsmann und RB Leipzig stecken mitten in einem Tief

Den freien Sonntag hatte Julian Nagelsmann bitter nötig. "Der Druck auf den kleinen Mann im schwarzen Pulli wird nicht kleiner", beschrieb der sichtbar angeschlagene Trainer von RB Leipzig nach der Einstellung des Negativrekords seine schwierige Lage: "Das ist alles deutlich zu wenig."

Den Klagen des "kleinen Mannes" im Anschluss an das 1:2 (0:1) beim SC Freiburg lauschten die frustrierten RB-Bosse mit verschränkten Armen im Hintergrund. Die Mienen von Sportchef Oliver Mintzlaff und Sportdirektor Markus Krösche blieben versteinert. Vier Partien in der Fußball-Bundesliga ohne Sieg in Folge - das Erreichen der RB-Minusmarke hatten sie sich von ihrem neuen Coach ganz sicher nicht erwartet.

Der Eindruck drängte sich auf, dass sich Nagelsmann von seinen Chefs unter Druck gesetzt fühlt. Auf eine öffentlich erkennbare Aufmunterung von Mintzlaff oder Krösche bei seinem Abgang aus dem Freiburger Presseraum wartete der angezählte Nachfolger von Ralf Rangnick jedenfalls vergebens.

Nagelsmann: RB Leipzig "keine Spitzenmannschaft"

Vielleicht lag das auch daran, dass Nagelsmann kurz zuvor seinem Team eben jene Klasse abgesprochen hatte, die von den Bossen erwartet wird. "Wenn du in den ersten 35 Minuten ein Tor machst, kannst du Konter fahren und das zweite machen - dann ist das Spiel gegessen. So wie es Spitzenmannschaften machen, aber wir sind halt keine", hatte der Trainer nach der ersten Auswärts-Niederlage der Saison bei "Sky" zu Protokoll gegeben.

Damit gab Nagelsmann den Druck an die Profis weiter - obwohl er nach eigener Aussage "gar nicht weiß, wie das geht". Seit Samstag ist bei RB vom Stimmungshoch nach dem Sieg in der Champions League gegen Zenit St. Petersburg (2:1) jedenfalls nichts mehr übrig. Vor dem Pokalspiel am Mittwoch beim Ligarivalen VfL Wolfsburg leiden die Sachsen an einer handfesten Herbst-Depression.

"Wir haben schon zwei, drei von diesen Spiel abgeliefert. Wir haben typisch für eine Mannschaft gespielt, die eben nicht Bayern München und mit Abstrichen auch nicht Borussia Dortmund heißt", sagte Nagelsmann: "Wir haben das Spiel kontrolliert, aber dann schon in der 39. Minute die Halbzeit-Glocke gehört. Wir haben das Spielen eingestellt und das Ding verloren."

"Uns fehlt Tiefgang, Spielwitz und Dynamik"

Tatsächlich beherrschten die Leipziger bis kurz vor der Pause den Gegner, große Torchancen konnten sich die Gäste vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwaldstadion allerdings nicht erarbeiten. In den letzten Minuten des ersten Durchgangs verlor RB unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Präsident Fritz Keller aber den Faden.

Nicolas Höfler nutzte die Schwäche der Sachsen zur SC-Führung (45.+2). In der zweiten Hälfte kam von der Mannschaft Nagelsmanns ("Wir waren träge") nicht mehr viel. Nils Petersen sorgte für die Vorentscheidung (90.), das RB-Tor durch Nationalspieler Lukas Klostermann (90.+2) kam viel zu spät.

"Uns fehlt der Tiefgang, der Spielwitz und die Dynamik im letzten Drittel", analysierte Kapitän Willi Orban: "Wir müssen eine größere Konsequenz ins Spiel bringen." Die deutlichen Worte werden bei den Offensivstars um Timo Werner und Emil Forsberg nicht ganz so gut angekommen sein - und die Mienen der Bosse dürfte die Kritik auch nicht unbedingt aufgehellt haben.