12.11.2019 08:23 Uhr

Das sind die 5 größten Brandherde beim BVB

Unruhe beim BVB nach Debakel beim FC Bayern
Unruhe beim BVB nach Debakel beim FC Bayern

Nach dem 0:4-Debakel beim FC Bayern München startete Borussia Dortmund in eine unruhige Länderspielpause. weltfussball.de analysiert die Situation beim BVB und die fünf größten Dortmunder Brandherde.

1. Brandherd des BVB: Die Führungsspieler-Debatte

Nach dem blamablen Offenbarungseid beim FC Bayern ist sie in Dortmund wieder voll im Gange: die Führungsspieler-Debatte.

In München stemmte sich lediglich Mats Hummels sichtbar gegen die Pleite. Der Ex-Nationalspieler ging zumindest beherzt in die Zweikämpfe (und gewann immerhin 57 Prozent seiner direkten Duelle), bei ihm stimmte die Körpersprache. Dass ausgerechnet der ehemalige Münchner in der 80. Minute unglücklich zum Endstand ins eigene Tor traf, war eine bittere Ironie des Schicksals.

Alle weiteren vermeintlichen Führungsspieler gingen zusammen mit ihren Teamkollegen unter. Manuel Akanji, in der vergangenen Saison noch Vize-Kapitän, bestätigte die Formschwäche der letzten Wochen, Axel Witsel fand nie zu seiner gewohnten Souveränität und der etatmäßige Kapitän Marco Reus kam nach seiner Sprunggelenksverletzung nur zu einem knapp 30-minütigen, äußerst blassen Joker-Einsatz. Lukasz Piszczek und Thomas Delaney, auf dem Papier ebenfalls zwei Profis aus der Kategorie "Mentalitätsspieler", schmorten über 90 Minuten auf der Bank.

Mehr dazu: Zeugnis des Grauens: So schlecht war der BVB gegen den FC Bayern


Nimmt man nur die Partie in München als Maßstab, ist der Dortmunder Kaderumbau in den letzten beiden Transferperioden ins Leere gelaufen. Statt "Männerfußball" zu spielen, wie von Sportdirektor Michael Zorc im Vorfeld gefordert, präsentierte sich der BVB in der Allianz Arena einmal mehr als williges Opfer. Man werde in der sportlichen Leitung "den Ist-Zustand genau analysieren", kündigte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke an.

2. Brandherd des BVB: Die Zusammenstellung des Kaders

Julian Brandt, Thorgan Hazard, Nico Schulz: Dieser "Dreierpack" des BVB auf dem Transfermarkt binnen 24 Stunden sorgte im Sommer für Aufsehen. Drei Nationalspieler, drei Akteure, die der Liga in der vergangenen Saison zumindest phasenweise ihren Stempel aufdrückten. Die Neuverpflichtungen schienen die Dortmunder Titelambitionen zu unterstreichen.

Wenige Monate später ist von der damaligen Euphorie nichts mehr übrig. Brandt und Hazard kamen über gute Ansätze im schwarz-gelben Trikot nicht hinaus. Schulz wartet immer noch auf sein erstes überzeugendes Spiel für den BVB.

Dass sich bislang nur die einige Zeit nach Brandt, Hazard und Schulz bekanntgegebene Verpflichtung von Mats Hummels wirklich rentiert hat, stellt den Dortmunder Kaderplanern um Zorc kein gutes Zeugnis aus.

Genauso wenig wie die Tatsache, dass neben Paco Alcácer eine ernstzunehmende Alternative für das Sturmzentrum fehlt. Angeblich auch wegen Favres Veto gegen eine solche Verpflichtung legten die Macher auf dieser Position nicht nach. In München zeigte sich nicht zum ersten Mal, dass das wohl eine Fehleinschätzung war.

3. Brandherd des BVB: Das Sancho-Problem

Aus einer sehr schwachen Dortmunder Mannschaft im Duell mit dem FC Bayern noch negativ herauszustechen, war nicht einfach. Jadon Sancho gelang es problemlos. Lediglich 36 Minuten dauerte der erschreckend schwache Auftritt des Shooting-Stars. Dann erlöste Favre den Flügelstürmer und wechselte ihn aus.

Sanchos Horror-Bilanz bis zu diesem frühen Zeitpunkt des Spiels: insgesamt 13 Ballverluste, etliche schlampige Aktionen und der folgenschwere Lapsus vor dem Treffer zum 0:1.

Der Tiefpunkt in München kam keineswegs aus heiterem Himmel. Bereits seit Wochen zeigte Sanchos Form-Kurve steil nach unten. Von seinen acht Torbeteiligungen in der Bundesliga verbuchte er nur noch eine nach dem fünften Spieltag.

Jadon Sancho befindet sich beim BVB im Formtief
Jadon Sancho befindet sich beim BVB im Formtief

Passend dazu berichtete der "kicker" am Montag von zunehmender vereinsinterner Kritik an Sanchos Verhalten abseits des Platzes. Arrogant soll sich der 20-jährige Engländer geben, sich nicht an Regeln halten, die für das gesamte Team gelten - Verhaltensweisen, die an ehemalige Dortmunder Problem-Profis wie Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang erinnern.

4. Brandherd des BVB: Die Trainer-Diskussion

Nach dem 0:2 in der Champions League bei Inter Mailand und der blutleeren Vorstellung im Revierderby auf Schalke (0:0) schien Favre schon fast entlassen. Mit José Mourinho wurde ein höchst prominenter Vertreter der Zunft als Nachfolger gehandelt. Doch durch den Sieg im Pokal gegen Gladbach und das ungefährdete 3:0 in der Liga gegen Wolfsburg sitzt Favre wieder fester im Sattel.

Daran ändert auch das Bayern-Debakel vorerst nichts. Zumal sich der Schweizer in der Vorbereitung auf das Spiel lauter und emotionaler präsentierte als gewohnt und laut "kicker" weiterhin Rückhalt in der Mannschaft hat. Zorcs Abrechnung mit der Leistung in München ("Das war überhaupt kein Fußball, wir haben nicht stattgefunden") war explizit auf die Spieler, nicht aber auf den Coach gemünzt.

Es ist allerdings äußerst unwahrscheinlich, dass bei der von Watzke angekündigten Analyse nicht auch über Favres Anteil an der Misere gesprochen wird. Und in der Öffentlichkeit geht die Diskussion um den 62-Jährigen ohnehin weiter.

5. Brandherd des BVB: Der Liebesentzug der Fans

Während der berauschenden zweiten Halbzeit im Champions-League-Spiel gegen Inter, als der BVB einen 0:2-Rückstand noch in ein 3:2 verwandelte, war die Stimmung im Signal Iduna Park so gut wie lange nicht - vor allem, weil die Fans goutierten, dass die Schwarz-Gelben endlich wieder einmal "Vollgas-Fußball" spielten.

In München war davon nichts mehr zu sehen. Wie so häufig in Auswärtsspielen in den letzten Monaten präsentierten sich die BVB-Profis saft- und kraftlos, ohne Mumm und zu allem Überfluss auch noch spielerisch schwach.

Die Folgen waren unmittelbar zu spüren: Als die Mannschaft sich nach der Partie bei den mitgereisten Anhängern im Gästeblock bedanken wollte, ertönte ein solch gellendes Pfeifkonzert, dass die Stars gleich wieder kehrt machten und schnell in den Katakomben verschwanden.

Der BVB muss nach der Länderspielpause also auch erst einmal wieder die Fans auf seine Seite holen.

Tobias Knoop