07.06.2020 11:10 Uhr

Sieg-Tor und Statement: Can macht sich für Favre stark

Emre Can war der Mann des Tages beim BVB
Emre Can war der Mann des Tages beim BVB

BVB-Star Emre Can war der entscheidende Mann beim Sieg von Borussia Dortmund gegen Hertha BSC - auch nach dem Abpfiff.

Die Abwehr zusammengehalten, das Siegtor erzielt - doch seinen ganz großen Auftritt hatte Emre Can erst nach dem Spiel. Der Nationalspieler von Borussia Dortmund wusch Mitspieler Jadon Sancho nach der Friseur-Affäre den Kopf und stärkte dann Trainer Lucien Favre den Rücken.

Toptalent Sancho müsse "bei solchen Sachen ein bisschen schlauer sein und erwachsener werden", sagte Can bei "Sky" nach dem glanzlosen 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen Hertha BSC: "Er muss disziplinierter sein, das weiß er selber auch. Er braucht Menschen um sich, die ihn führen."

Ein solcher Mensch ist Can selbst - auf und abseits des Platzes. Mit seinen 26 Jahren ist er schon ein absoluter Leader, seine Erfahrungen bei Spitzenklubs wie Bayern München, FC Liverpool und Juventus Turin machen sich bemerkbar. Gegen die Berliner vertrat er den gelbgesperrten Mats Hummels als Chef der Dreierkette glänzend und sorgte mit seinen Vorstößen für Gefahr.

Ganz nebenbei erzielte er mit einem überlegten Flachschuss von der Strafraumgrenze auch noch das Tor des Tages (58.). "Er hat sehr gut gespielt", lobte Favre.

Durch den Sieg hat der BVB bei nun sieben Punkten Vorsprung auf Platz fünf einen riesigen Schritt Richtung Champions League gemacht. Es war der elfte Erfolg im 13. Rückrundenspiel. Daher kann Can die Diskussionen um die Zukunft von Favre nicht nachvollziehen.

"Ich kann es nicht verstehen, wenn man die Rückrunde sieht", sagte Can. Der Schweizer sei "ein großartiger Trainer, der zu 100 Prozent zum BVB passt". Er hoffe, dass "ich noch mehrere Jahre mit ihm hier arbeiten kann".

Can ermahnt Sancho und "lässt wachsen"

Favre selber hatte zuletzt klargestellt, dass er seinen bis Juni 2021 laufenden Vertrag erfüllen will. Nun liegt es an den BVB-Verantwortlichen um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc die wahrscheinliche Saison ohne Titel zu bewerten.

Das Minimalziel Königsklasse dürfte aber sicher erreicht werden. Gegen die zuvor unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia ungeschlagenen Berliner nutzten die Dortmunder die Patzer der Konkurrenten RB Leipzig, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen. "Es war kein gutes Spiel von uns", räumte Nationalspieler Julian Brandt ein: "Aber wenn du so eine Vorlage bekommst, musst du sie mit aller Macht nutzen."

Als das gelungen war, konnte sich Can den anderen Dingen widmen. Sancho ermahnte er, dass er sich die Friseur-Affäre und seinen Umgang damit "in Zukunft nicht mehr leisten" könne. Er selber kommt derzeit übrigens nicht in Versuchung. "Ich lasse ein bisschen wachsen", sagte Can lächelnd und nahm einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche. Den hatte er sich an diesem Tag aus vielen Gründen verdient.