16.07.2020 14:28 Uhr

Ein Keeper für 8 Millionen? S04-Transfer wirft Fragen auf

Ralf Fährmann und Markus Schubert (r.) bekommen beim FC Schalke 04 wohl weitere Konkurrenz
Ralf Fährmann und Markus Schubert (r.) bekommen beim FC Schalke 04 wohl weitere Konkurrenz

Am 1. Juli rief der FC Schalke 04 auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz eine "Zäsur" aus: "Ein 'Weiter so' wird es und kann es nicht geben", bekräftigten Sportvorstand Jochen Schneider und Co. vollmundig und legten sich einen strickten Sparkurs auf. Offen bleibt, wie die angeblich unmittelbare Verpflichtung von Alexander Schwolow vom SC Freiburg da ins Bild passt.

Natürlich muss man fair bleiben, wenn Schalkes Erzrivale Borussia Dortmund einen Transfer um die acht Millionen Euro plant, lockt das selbst in Corona-Zeiten kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervor. In der aktuellen Situation der Knappen wird ein solcher Deal von den Fans und der Öffentlichkeit hingegen sicher auf Herz und Nieren getestet - und womöglich hinterfragt.

Zumal die Königsblauen unlängst bekräftigten, dass ein rigoroser Sparkurs eingeschlagen werden müsse, eigene Talente, Leihspieler und Neuzugänge aus "anderen Regalen" als bislang in den Fokus rücken werden. 


Mehr dazu: Rigoroser Sparkurs: FC Schalke 04 schaut "in anderen Regalen"


Hinzukommt, dass die Position zwischen den Pfosten, auch nach dem Abgang von Alexander Nübel zum FC Bayern, auf dem ersten Blick nicht zwingend die größte Baustelle im Schalker Kader ist. Mit Markus Schubert hat man immerhin bereits im Sommer 2019 einen vermeintlichen Nachfolger verpflichtet, der Nübel 2019/20 zeitweise auf die Bank verbannte. Klar, der 22-Jährige hat in seinen ersten Bundesliga-Spielen bei Weitem nicht immer überzeugt, das Team und die Krise im Klub hat es ihm aber auch nicht wirklich leicht gemacht. Bedenkt man, dass Schubert seit der U17 beständig Einsätze in den Jugend-Nationalmannschaften des DFB absolviert, sollte ihm die grundsätzliche Bundesligatauglichkeit nicht abgesprochen werden.

Zum größeren Problem dürfte allerdings ein namhafter und vor allem in Fan-Kreisen beliebter Ex-Kapitän werden: Ralf Fährmann. Der 31-Jährige hat seine einjährige und erschreckend ernüchternde Leih-Odyssee beendet und schickt sich an, seine alte Stellung beim FC Schalke zurückzuerobern. 234 Profispiele für S04, zwei Jahre als Spielführer und der Respekt der Anhänger dürften Fährmann genug Wind unter den Flügeln verleihen. Ganz nebenher würde den Gelsenkirchenern mit einer Nummer eins Fährmann die so dringend gesuchte Identifikationsfigur auf dem königsblauen Tablett serviert werden.

Dass er Großes plant, legt auch ein Bericht der "WAZ" nahe. Die Zeitung weiß, dass Fährmann um die Nummer eins kämpfen, eine erneute Leihe hingegen ablehnen will. Bedenkt man, dass verschiedene Quellen Fährmanns Jahresgehalt auf über vier Millionen Euro taxieren, wird ein Bankplatz nur schwer zu verkaufen sein. Vor allem wohl, sollte der Ruhrpott-Verein wirklich eine Gehaltsobergrenze von 2,5 Millionen Euro einführen.

Im Februar klang beim FC Schalke 04 noch alles ganz anders

Warum Schalke dennoch die Augen nach Alternativen aufhält, ist natürlich ebenfalls kein gut gehütetes Geheimnis: Die Spielidee von Coach David Wagner sieht schlicht einen Keeper vor, der über Qualitäten im Spielaufbau verfügt - bislang nicht wirklich Fährmanns oder Schuberts Kernkompetenz.

Angesichts der klammen Kassen und eines Kaders, der noch mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet und dem dringenden Bedarf eines Torjägers, wäre eine Investition von acht Millionen Euro für einen neuen Rückhalt, überraschend. Mit 28 Jahren wird Schwolow seinen Wert auch eher nicht mehr unermesslich in die Höhe treiben. 

Ralf Fährmann (l.) und Jochen Schneider im Juli 2019
Ralf Fährmann (l.) und Jochen Schneider im Juli 2019

Vielleicht sollte man sich auf Schalke einfach mal die Worte ins Gedächtnis rufen, die Schneider im Februar zur Torwart-Konstellation für die Saison 2020/21 gegenüber den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" zum Besten gab: "Das ist eine gute Konstellation. Fährmann ist ein großartiger Torwart. Vor zwei Jahren wurde noch spekuliert, ob er mit zur WM muss. Du hast den jungen Herausforderer hier und den erfahrenen Torwart dort. Dann muss man schauen, wer sich durchsetzt." Klingt doch eigentlich komfortabel.