29.12.2020 07:49 Uhr

Matthäus rechnet mit dem BVB und Schalke ab

Lothar Matthäus ging hart mit dem BVB und FC Schalke 04 ins Gericht
Lothar Matthäus ging hart mit dem BVB und FC Schalke 04 ins Gericht

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus blickt vor dem Jahreswechsel auf die zurückliegenden zwölf Monate zurück und schwärmt dabei in höchsten Tönen vom FC Bayern. Borussia Dortmund, der FC Schalke 04 und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kommen dagegen nicht gut weg.

"Es gibt im Grunde kein Superlativ für das, was dieser Verein in diesem Jahr geleistet hat", schrieb Matthäus in seiner "Sky"-Kolumne über die Bayern: "Das war das größte Jahr in der über 120-jährigen Klubhistorie."

Was die Münchner in diesem Jahr geschafft haben, stelle selbst die glorreiche Zeit in den 70er Jahren und das Triple von Jupp Heynckes 2013 in den Schatten. "Sowas gab es selbst in München noch nie", urteilte der Weltmeister von 1990.

Ein Sonderlob hatte Matthäus für Coach Hansi Flick parat: "So wie Hansi diese Mannschaft angefasst hat, ist das noch keinem Trainer in München gelungen. Das Erstaunlichste ist, dass er das in nur einem Jahr geschafft hat."

Umso mehr "ärgere" es Matthäus, dass Flick nicht zu Welttrainer gewählt worden ist. "Nach fünf Titeln, unzähligen Rekorden und herrlich anzuschauendem Fußball, hätte er es genauso verdient gehabt wie Robert Lewandowski und Manuel Neuer", so der 59-Jährige: "Für mich war er der beste Trainer der Welt in diesem Jahr." Statt Flick erhielt Jürgen Klopp vom FC Liverpool die Auszeichnung.

Darum kommt Ex-BVB-Trainer Tuchel nicht in die Bundesliga

Hart ins Gericht ging Matthäus auch mit Borussia Dortmund. "Ich denke, bei der großen Konkurrenz, die aktuell an der Liga-Spitze herrscht, würden die BVB-Bosse Stand jetzt einen vierten Platz unterschreiben", attestierte der TV-Experte und betonte, dass Edin Terzic, der für den entlassenen Lucien Favre übernahm, nur eine "Übergangslösung" sei.

"Viele Spatzen pfeifen von den Dächern, dass Marco Rose zur neuen Saison im Signal Iduna Park den Ton angibt und ich pfeife mit", betonte Matthäus, der ergänzte: "Gut möglich, dass man beim BVB auch noch von Nagelsmann träumt, aber wenn schon so viel wie bei Rose durchgesickert ist, dann steht das Ende meistens bereits fest."

Kein Kandidat ist dagegen Thomas Tuchel, von dem sich Paris Saint-Germain getrennt hatte. "Bei ihm war es ähnlich wie bei Favre. Es war klar, dass es die letzte Saison ist und dann reicht ein Fehler, um die Reißleine zu ziehen", so Matthäus.

Der Rekordnationalspieler geht davon aus, dass Tuchel in den nächsten sechs Monaten bei einem Klub aus der englischen Premier League aufschlagen wird. In der Bundesliga gebe es dagegen kaum einen Verein für den ehemaligen BVB-Coach, "auch weil die Bayern keinen Trainer brauchen".

FC Schalke 04 als "Flop des Jahres 2020"

Der "Flop des Jahres 2020" ist für Matthäus der FC Schalke 04. "Alles, aber auch wirklich alles, was man falsch machen kann, hat dieser Klub 2020 falsch gemacht", monierte er: "Das ist nicht mehr das Schalke, wie man es kennt. In jedem Bereich wurden Fehlentscheidungen en masse getroffen. Von der miserablen Kaderplanung schon unter Christian Heidel, jedoch in ähnlicher Tradition von Jochen Schneider fortgeführt."

Die Liste der Fehler sei "endlos. Trainer, bei denen man schon erahnen konnte, dass sie diesen schweren Job nicht im Kreuz haben. Eigengewächse, denen man im Gegensatz zu früher kaum vertraut. Suspendierungen, die kurze Zeit später wieder einkassiert wurden. Der skandalträchtige Rücktritt von Clemens Tönnies", zählte Matthäus einige auf.

Dennoch hofft der 59-Jährige, dass Schalke der Bundesliga erhalten bleibt: "Ich wünsche diesem Klub von Herzen, dass sie das fußballerische und für sie auch wirtschaftliche Wunder schaffen und in der Liga bleiben."

Zweifel am Teamgeist der Nationalmannschaft

Angesichts von Unruhen im Deutschen Fußball-Bund und um Bundestrainer Joachim Löw zweifelt Matthäus daran, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der EM 2021 ein erfolgreiches Turnier spielen wird.

Er könne nur hoffen, dass die Mannschaft trotz der ganzen Querelen, Streitigkeiten und fußballerischen Minusleistungen bis zum nächsten Turnier ein richtiges Team sei und ein tolles Ergebnis bei der EM erziele. "Glauben kann ich es noch nicht. Viele Dinge sind für den Anhänger unserer Nationalmannschaft schlichtweg nicht mehr nachvollziehbar", befand der Weltmeister von 1990.

Matthäus kritisierte zudem, dass vonseiten der Auswahl-Verantwortlichen um Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff davon gesprochen wurde, dass die Nationalmannschaft ihre Ziele erreicht hätte. "Ich finde, wir haben in den letzten Jahren überhaupt kein Ziel erreicht. Es zur Euro zu schaffen, wenn in der Gruppe Nordirland, Weißrussland und Estland sind, wäre früher nicht einmal als Ziel definiert worden. Das ist eine Selbstverständlichkeit", schrieb der 59-Jährige.

Die deutsche Mannschaft hatte sich als Erster der Gruppe C vor den Niederlanden, Nordirland, Weißrussland und Estland für die EM 2021 qualifiziert.