28.01.2021 13:12 Uhr

Schalke-Psychologe berichtet von "allgegenwärtiger Angst"

"Allgegenwärtige Angst" beim FC Schalke 04

Die prekäre sportliche Lage mit dem drohenden Abstieg macht allen Beteiligten beim FC Schalke 04 schwer zu schaffen.

"Man spürt im Verein diese allgegenwärtige Angst", sagte der Gelsenkirchener Sport-Psychologe René Paasch, der auch mit einigen Schalker Profis und Jugendspielern zusammenarbeitet, gegenüber der "WAZ". "Die Bundesliga biegt jetzt in eine entscheidende Phase ein. Dadurch stehen die Profis noch mehr unter Druck. Aber sie sind alle nicht so gepanzert, dass alles Negative an ihnen abprallt. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass jeder Einzelne leidet."

Für die Spieler seien "zwei Faktoren besonders wichtig. Zum einen die emotionale Verbundenheit zu Schalke. Wenn ich Blau-Weiß liebe, dann brenne ich für diese Farben. Und zum anderen geht es um das Anliegen: Mir muss es als Spieler wichtig sein, weiter für Schalke 04 zu spielen."

Paasch bemühte für die Sorge der Schalke-Stars vor weiteren individuellen Fehlern wie in den letzten Wochen und Monaten einen bildlichen Vergleich: "Das ist wie mit dem rosa Elefanten, du willst ihn nicht sehen und dann taucht er auf. Bei Schalke ist das mit den Fehlern, die zu Gegentoren führen, ähnlich. Sechs Mal hat eine Flanke zum Treffer für die Gegner geführt. Jetzt kommt die siebte Flanke - und das Kopfkino geht an."

Schalke ist nach 18 Spieltagen Tabellen-Schlusslicht. Der Rückstand auf Rang 16 beträgt bereits acht Punkte.

FC Schalke 04: Christian Gross "der Fels in der Brandung"

Für Trainer Christian Gross und seine Assistenten gehe es nun darum, "herauszufinden: Wie läuft die Kommunikation untereinander? Was läuft in den Spielerköpfen ab? Welche Ziele haben sie? Wie gehen sie mit ihrer Angst vor Fehlern um? Damit muss man sich stark auseinandersetzen", sagte Paasch. "Dazu kommt es darauf an, sich Selbstvertrauen im Training zu erarbeiten. Die Profis müssen merken: Ich kann gewinnen. Und bei uns ist keiner unwichtig."

Paasch riet Gross: "Ich würde die Tabelle als Trainer nicht mehr thematisieren. Schalke muss in kleinen Schritten denken: Als nächste Aufgabe kommt Bremen. Wenn sie sich kleine Ziele setzen, dann ist nicht so schwer, auf den hohen Berg zu kommen."

Den Schweizer Coach lobte der Psychologe: "Er macht es wie der Fels in der Brandung und gibt den Spielern Sicherheit. Die Profis gehen für so einen Mann durchs Feuer. Man sieht es an den Leistungen von Torwart Ralf Fährmann. Er hat Vertrauen und spielt wieder richtig stark."