30.07.2021 11:27 Uhr

Zurück zur Weltspitze? Hoffnungsträger Flick legt los

Hansi Flick legt am Sonntag als Bundestrainer los
Hansi Flick legt am Sonntag als Bundestrainer los

Hansi Flick ist ab Sonntag offiziell Bundestrainer. Auf den Münchner Erfolgscoach wartet viel Arbeit.

Vereinzelte Gespräche mit den Spielern, ein längerer Austausch mit Oliver Bierhoff - Hansi Flick hat schon vor seinem offiziellen Amtsantritt als Bundestrainer am Sonntag losgelegt. Denn dem Hoffnungsträger ist mit Blick auf die tief gefallene deutsche Fußball-Nationalmannschaft klar: Er hat keine Zeit zu verlieren.

"Hansi geht mit einer unheimlichen Vorfreude und Begeisterung an seine Aufgabe. Und diese Begeisterung soll sich auf die Mannschaft, die Fans, auf den gesamten DFB übertragen", sagte DFB-Direktor Bierhoff über die erhoffte Aufbruchstimmung. Nach zwei herben Turnier-Enttäuschungen in Serie soll das havarierte DFB-Flaggschiff wieder auf Kurs kommen. "Unser Ziel muss es sein, wieder an die Weltspitze zu rücken", sagte Nationalspieler Emre Can.

Doch die ist derzeit weit entfernt. In Flick glaubt der Europameister von 1996 den richtigen Mann für diese Mammutaufgabe gefunden zu haben. Der 56-Jährige, der am 10. August offiziell vorgestellt werden soll, sei "eine integrative Person und kann Menschen für sich gewinnen", sagte Bierhoff der Welt am Sonntag. Der Nachfolger von Joachim Löw werde dem DFB "in vielen Bereichen helfen".

Die größte Baustelle ist aber die Mannschaft. Daher sei es Flicks "erste Aufgabe", betonte Bierhoff, "der Mannschaft eine sportliche Identifikation zu geben und sie erfolgreich spielen zu lassen, zu gewinnen und wieder unsere Fans zu begeistern".

Das Fernziel ist die Heim-EM 2024, so lange läuft Flicks Vertrag. Doch die Anhänger erwarten schon bei der Winter-WM 2022 in Katar ein deutlich besseres Erscheinungsbild. "Nächstes Jahr müssen wir bei der WM gut abschneiden", sagte Can.

Dafür muss sich die DFB-Auswahl aber erst einmal qualifizieren. Nach dem peinlichen Ausrutscher gegen Nordmazedonien liegt der viermalige Weltmeister nur auf Platz drei seiner Qualifikationsgruppe. Dass ein Sieg bei Flicks Einstand am 2. September gegen Liechtenstein im Schweizer St. Gallen Pflicht ist, versteht sich daher von selbst.

Löw war nach seinem letzten Spiel davon überzeugt, dass "diese Mannschaft eine gute Zukunft vor sich hat". Er glaube, "dass einige Spieler noch nicht an ihrem Leistungslimit sind".

Mehr Vertrauen für Musiala und Wirtz?

Da kann der Münchner Erfolgscoach ansetzen. Flick muss der Nationalmannschaft wieder eine klare Spielphilosophie verordnen, die Spielfreude wecken und der Mannschaft Struktur verleihen. "Hansi hat Freude am schönen Spiel, er will offensiv spielen lassen. Er schafft eine gute Atmosphäre in der Mannschaft", ist Bierhoff überzeugt.

Dabei soll sich der neue Mann an den erfolgreichen EM-Nationen orientieren. "Italien und England waren nicht die Teams mit den besten Einzelspielern, sondern haben einen besonderen Spirit entwickelt. Mit seiner Art kann Hansi diese Geschlossenheit wecken", sagte Bierhoff.

Nach dem vermeintlich leichten Start geht es für Flick und sein Team gegen Armenien (5. September) und auf Island (8. September) weiter. Man darf gespannt sein, auf welches Personal Flick dabei setzen wird.

Er dürfte verstärkt Talenten wie Jamal Musiala und Florian Wirtz (beide 18) vertrauen. Zugleich kann er wohl weiterhin auf die Routiniers Thomas Müller und Mats Hummels bauen. "Ich habe von beiden zumindest kein negatives Signal bekommen", sagte Bierhoff: "Sie haben sich toll integriert und die Mannschaft bei der EM mit geführt. Ich gehe davon aus, dass sie uns weiterhin zur Verfügung stehen."

Flick wird ab Sonntag weitere Gespräche führen (müssen).